Linden fallen Hochwasserschutz zum Opfer

Baumfällarbeiten an der Backnanger Talstraße – Raue Rampe und Pumpwerk werden im Sommer gebaut – Kastanie bleibt erhalten

Eine deutlich sichtbare Lücke gibt es seit gestern in der Baumreihe am Backnanger Murrufer entlang der Talstraße. Aufgrund verschiedener Baumaßnahmen mussten acht Bäume weichen. Und auch im Bereich des Freibads sind die Baumfällarbeiten bereits abgeschlossen. Dort mussten mehrere Hundert Bäume gefällt werden, da sie extrem geschädigt waren und die Verkehrssicherheit nicht mehr gewährleistet war.

Damit die Talstraße nicht gesperrt werden musste, haben die Arbeiter die Bäume Stück für Stück von oben gekappt und am Ende die entasteten Stämme gefällt. Fotos: A. Becher

© Alexander Becher

Damit die Talstraße nicht gesperrt werden musste, haben die Arbeiter die Bäume Stück für Stück von oben gekappt und am Ende die entasteten Stämme gefällt. Fotos: A. Becher

Von Matthias Nothstein

BACKNANG. Die Motorsägen ertönten gestern nur wenige Minuten, dann lagen sieben Linden und ein Trompetenbaum in Stücke zersägt am Boden. Nötig wurde die Fällung, weil im Sommer aufgrund der Hochwasserschutzmaßnahmen auf Höhe des Biegelwehrs mehrere Arbeiten anstehen. So wird etwa das Wehr in eine raue Rampe – eine Art Stromschnelle – umgewandelt. Und auf der anderen Straßenseite wird ein Pumpwerk errichtet.

Mit den Fällarbeiten war die Firma Baumpflege Fischer beauftragt. Deren Chef Lars Fischer war mit dem Verlauf der Fällung sehr zufrieden, obwohl ihm und seinen Arbeitern nur wenig Platz zur Verfügung stand. Genau genommen nur der Gehweg und die Uferböschung. Der Fahrzeugverkehr in der Talstraße lief unterdessen uneingeschränkt. Aus diesem Grund wählten die Baumpfleger die Seilklettertechnik zum Fällen. Ein Arbeiter kletterte in die Kronen der Bäume und sägte Stück für Stück ab.

Während die Fällung schnell erledigt war, zieht sich die Aufarbeitung des Holzes etwas hin. Die Arbeiter hoffen, die restlichen Äste und Zweige im Lauf des heutigen Tages aufgeräumt zu bekommen. Die vier dicksten Stämme erhält der Holzkünstler Miklos Vajna, der im Sommer in Rietenau wieder die Holzkunsttage veranstaltet. So erfüllen die Stämme, die sonst zu Hackschnitzeln verarbeitet werden würden, zumindest noch „einen guten Zweck“, freut sich der Bildhauer.

Kastanie am Biegelwehr scheint kerngesund zu sein

Im Gegensatz zu den Linden und dem Trompetenbaum konnte die Kastanie direkt am Biegelwehr – trotz anderer Ankündigung – nun doch erhalten werden. Darüber freute sich gestern auch Lars Fischer. Der Baumexperte schätzt das Alter der Kastanie auf 80 bis 100 Jahre und ist voll des Lobes: „Die scheint kerngesund. Zumindest sieht sie sehr vital aus.“

Andere Baustelle: Die Fällarbeiten zwischen dem Freibad und dem Biotop Pfaffenrinne sind bereits abgeschlossen und ebenfalls gut verlaufen, obwohl Orkan Sabine ausgerechnet zum Auftakt der Arbeiten gewütet hat. Ulrich Häußermann, der stellvertretende Leiter des Forstamts, verweist wegen der notwendigen Straßensperrung auf das enge Zeitfenster, in dem die Arbeiten erledigt werden mussten. Deshalb hatten die Arbeiter bereits „am Samstag vor Sabine“ mit ersten Vorarbeiten begonnen. Am Montag danach befürchteten sie dann das Schlimmste in dem Waldstück, wurden aber positiv überrascht, nur wenige Bäume waren dem Sturm zum Opfer gefallen. Das änderte aber nichts an der Einschätzung zur Dringlichkeit: „Die Bäume mussten gefällt werden.“ Verwundert zeigte sich Häußermann vom hohen Grad der Zersetzung jener Bäume, die im Bereich über dem Parkplatz beim Freibad standen und zum Stadtwald gehören. „Es war bemerkenswert, dass die Bäume, die wir als gefährdet eingestuft haben, in noch schlimmerem Zustand waren als gedacht. Einige haben sich beim Umfallen geradezu in Staub aufgelöst. Während des Sturzes sind alle Äste abgefallen. Das Fällen dieser Bäume war noch dringender als gedacht. Es war die einzig richtige Entscheidung.“

Drohnenflug über abgeholztes Gebiet
Im Bereich des Backnanger Freibads mussten mehrere Hundert Bäume gefällt werden, da sie extrem geschädigt waren.

Erfreut zeigte sich Häußermann über die Gespräche mit Vertretern der Naturschutzverbände Nabu und BUND. „Wir haben beim gemeinsamen Begehen der Flächen sehr gute Gespräche geführt und gute Resonanz auf unsere Maßnahmen erhalten.“ Es ist auch nicht so, dass das Ergebnis einem Kahlschlag gleicht. „Ich habe das in der Vorstellung vor den Stadträten bewusst drastisch geschildert, damit später niemand verwundert ist, wenn in manchen Bereichen nur noch wenig stehen bleibt. Es ist mir aber bewusst, dass es noch einen gesunden Unterstand gibt. Und wenn jetzt viel Licht auf den Boden kommt, wird alles schnell wieder sehr grün werden.“ Häußermann hat etliche Bäume registriert, die noch gut am Hang wachsen. Gefällt wurden in erster Linie die kranken Eschen und hitzegeschädigten Buchen, dazu noch etliche Kirschen und Hainbuchen, „allesamt geschädigt“.

Die Aufgabe der Förster ist nun, zu analysieren, welche Bäume für diesen Standort besonders geeignet sind. „Im optimalen Fall ist gar keine Nachpflanzung nötig. Das, was uns die Natur schenkt, ist ohnehin das Beste.“

Trotzdem könnten Beobachter irritiert sein von der Größe des Einschlags, zumal laut Häußermann auch an anderen Stellen viele Bäume zwecks Verkehrssicherung gefällt wurden, so etwa beim Tiergehege. Häußermann jedoch beruhigt: „Niemand muss befürchten, dass solche Aktionen jedes Jahr vorgenommen werden. In der Tiefe des Waldes werden meist nur einzelne Bäume entfernt.“

Zwischen Freibad und dem Biotop Pfaffenrinne wurden Hunderte geschädigter Bäume gefällt, um die Verkehrssicherheit wiederherzustellen.

© Alexander Becher

Zwischen Freibad und dem Biotop Pfaffenrinne wurden Hunderte geschädigter Bäume gefällt, um die Verkehrssicherheit wiederherzustellen.

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Erstellt:
25. Februar 2020, 06:00 Uhr

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