Mehrere Tote bei Attentat auf Polizeichef von Mexiko-Stadt

dpa Mexiko-Stadt. Die morgendliche Ruhe in einem gehobenen Wohnviertel wird von Schüssen unterbrochen. Ziel des Angriffs ist der Polizeichef einer der größten Metropolen der Welt. Kurz darauf twittert dieser schon wieder - und macht ein Kartell verantwortlich.

Ein Polizeiauto mit zerbrochenem Glas am Tatort in Mexiko-Stadt. Foto: El Universal/El Universal via ZUMA Wire/dpa

Ein Polizeiauto mit zerbrochenem Glas am Tatort in Mexiko-Stadt. Foto: El Universal/El Universal via ZUMA Wire/dpa

Der Polizeichef von Mexiko-Stadt ist nach eigenen Angaben Opfer eines Angriffs des mächtigen Drogenkartells Jalisco Nueva Generación (CJNG) geworden. Er ist außer Lebensgefahr, aber nach Angaben der Bürgermeisterin Claudia Sheinbaum kamen zwei seiner Begleiter und eine Passantin ums Leben.

Er habe bei dem Angriff am frühen Freitagmorgen (Ortszeit) drei Schusswunden erlitten und zahlreiche Splitter abbekommen, twitterte Polizeichef Omar García Harfuch rund drei Stunden nach der Tat. „Unsere Nation muss weiter der feigen organisierten Kriminalität die Stirn bieten“, schrieb der 38-Jährige. Kurz darauf musste er operiert werden.

Die Täter stiegen in Lomas de Chapultepec, einem gehobenen Wohnviertel der Hauptstadt Mexikos, aus einem Pick-Up aus und feuerten mit Langwaffen auf den Wagen von García Harfuch, wie Bilder aus Überwachungskameras zeigten. Anschließend sei es zu einer Verfolgungsjagd der Polizei gekommen, sagte Sheinbaum.

Nach Angaben der Generalstaatsanwältin von Mexiko-Stadt, Ernestina Godoy Ramos, gab es zwölf Festnahmen. Es war zunächst unklar, ob noch weitere Täter an dem Angriff beteiligt waren. Präsident Andrés Manuel López Obrador sprach in seiner täglichen Pressekonferenz von einem Attentat. Sheinbaum sagte, es sei auf die gute Arbeit der Polizei zurückzuführen, dass diese angegriffen werde.

Mexiko-Stadt hat rund neun Millionen Einwohner. Der Großraum ist mit etwa 22 Millionen Einwohnern der bevölkerungsreichste Nordamerikas. Wie ganz Mexiko leidet die Hauptstadt unter hohen Gewaltraten. In dem lateinamerikanischen Land mit 130 Millionen Einwohnern wurden im vergangenen Jahr fast 100 Mordopfer pro Tag registriert. Im Mai waren es allein in Mexiko-Stadt 115. Die Gewalt geht zu einem großen Teil auf das Konto von Kartellen und Banden, die in Drogenhandel, Entführungen und Erpressung verwickelt sind. Oft haben die Gangster Verbindungen zu örtlichen Sicherheitskräften.

Das CJNG gehört zu den gefährlichsten Kartellen. Sein Haupteinflussgebiet befindet sich im Westen des Landes. In der Hauptstadt tritt es selten in Erscheinung. CJNG-Chef ist Nemesio Oseguera Cervantes, genannt „El Mencho“. Für Hinweise, die zu seiner Festnahme führen, hat die US-Regierung zehn Millionen Dollar ausgelobt - im nördlichen Nachbarland Mexikos wird er wegen Drogenhandels gesucht.

Nur zehn Tage vor dem Angriff auf García Harfuch waren Unbekannte im westmexikanischen Colima in das Zuhause eines Bundesrichters eingedrungen und hatten ihn und seine Ehefrau erschossen. Der Richter hatte bei Strafverfahren den Vorsitz geführt, in die Rubén Oseguera González alias „El Menchito“, der Sohn von Oseguera Cervantes, involviert war. Oseguera González wurde an die USA ausgeliefert.

García Harfuch ist seit vergangenen Oktober an der Spitze der Polizei in Mexiko-Stadt. Zuvor hatte er die Ermittlungsabteilungen der Generalstaatsanwaltschaft und der Staatsanwaltschaft der Stadt geleitet. Im Jahre 2017 hatte er einen Coup gelandet, als er Dámaso „El Licenciado“ López Núñez, den Nachfolger von Joaquín „El Chapo“ Guzmán an der Spitze des Sinaloa-Kartells, mitten in Mexiko-Stadt festnehmen ließ. Beide Gangster-Bosse wurden an die USA ausgeliefert.

© dpa-infocom, dpa:200626-99-580496/2

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Erstellt:
26. Juni 2020, 19:00 Uhr

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