Neue Backnanger stellen sich vor

Zahlreiche Menschen sind zum Neubürgerempfang ins Backnanger Bürgerhaus gekommen. Sie sind aus vielfältigen Gründen hergezogen.

Von Anja La Roche

Backnang. „Ich bin jetzt quasi geblendet von Ihrer Erscheinung“, sagte Oberbürgermeister Maximilian Friedrich scherzhaft bei seiner Begrüßung der Neubürger am Freitagabend. Danach bat er die Technik freundlich darum, die Helligkeit doch etwas herunterzuregeln. Rund 200 der neuen Backnanger, die in den vergangenen zwölf Monaten zugezogen sind, waren der Einladung des OBs gefolgt und lauschten seiner Begrüßung. Johanna Garnica spielte außerdem drei Stück auf der Gitarre, eine Gruppe der Wild Thing Cheerleader präsentierte ihr Können auf der Bühne und 56 Vereine, Kirchen und Institutionen präsentierten sich an ihren Ständen. Ein paar der Neubürger stellen sich im Folgenden vor. Was hat sie dazu bewegt, nach Backnang zu ziehen?

Familienglück begann im Finanzamt

Neue Backnanger stellen sich vor

© Alexander Becher

„Wir haben letztes Jahr im Februar hier eine Immobilie gekauft“, erklären Mirian und Christian Neves Alves, warum sie nach Backnang gezogen sind. Dabei hat für das junge Ehepaar, das eine zwei Monate alte Tochter hat, der Preis eine wichtige Rolle gespielt. Außerdem wohnen ihre Mutter und deren Lebensgefährte bereits in Backnang, sagt Mirian Neves Alves (31). „Mit einem Baby ist es immer gut, wenn die Familie in der Nähe ist“, fügt ihr Mann (32) hinzu. Zuvor hat sie in Stuttgart-Bad Cannstatt und er in einem kleineren Ort im Main-Tauber-Kreis gewohnt. An Backnang gefällt ihnen, dass es städtisch, aber dennoch außerhalb gelegen ist. Kennengelernt haben die beiden sich bei der Arbeit beim Finanzamt. Er arbeitet dort immer noch und muss dafür nach Ludwigsburg pendeln, sie arbeitet inzwischen beim Landesamt für Besoldung und Versorgung in Waiblingen – da ist Backnang also auch anbindungstechnisch eine gute Lösung. Wegen der Einzugphase und der Geburt der Tochter blieb den Neves Alves noch nicht viel Zeit, sich in Backnang auszuprobieren. Christian Neves Alves würde sich aber künftig freuen, wenn er einen Fußballverein findet, sagt er.

Aus Marokko nach Backnang

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© Alexander Becher

Seit April wohnt der 25-jährige Noah Baba in Backnang. Ursprünglich kommt er aus Marokko, wo er bereits begonnen hat, die deutsche Sprache zu erlernen. Derzeit macht der junge Mann eine Ausbildung zur Pflegefachkraft. Backnang beschreibt er als eine „kleine, ruhige Stadt“, ihm gefallen die Menschen und die Stimmung gut. Besonders gerne vertreibt sich Noah Baba in seiner neuen Heimat die Zeit, indem er Cafés besucht oder ins Fitnessstudio geht. Aber auch der Sportplatz in Backnang-Steinbach ziehe ihn an, wo er gerne den Fußballern beim Spiel zuschaue, erzählt er.

Vor dem Krieg geflohen

Neue Backnanger stellen sich vor

© Alexander Becher

Unter den Zugezogenen sind auch einige Ukrainer und Ukrainerinnen, die infolge des russischen Angriffskriegs nach Deutschland geflohen sind. Darunter das Ehepaar Viktor und Yuliya Buleichenko, beide 40 Jahre alt. Seit einem halben Jahr leben sie in Backnang. Es gefällt ihnen gut, sagt Viktor Buleichenko. Die Stadt sei kleiner als die Millionenstadt Dnipro, in der sie zuvor gelebt haben. Der elfjährige Sohn besuche die Mörikeschule, der 18-jährige Sohn nehme online am Unterricht in der Ukraine teil, danach plane er, eine Ausbildung bei Porsche zu beginnen. Auch Viktor und Yuliya Buleichenko streben an, wieder in ihren Berufen zu arbeiten, in welchen sie in der Ukraine gearbeitet hatten. Gerne würden sie dafür in Backnang bleiben. „Ich möchte Deutsch lernen“, sagt der Familienvater auf Englisch. „Wir würden uns gerne integrieren und hier arbeiten und leben.“ Da er auch nach Ende des Kriegs von großen Problemen in der Ukraine ausgeht, insbesondere für junge Männer, strebt er nicht an, mit seiner Familie zurückzukehren.

Das kulturelle Angebot gefällt

Neue Backnanger stellen sich vor

© Alexander Becher

Für die 30-jährige Julia Maiwald gab es einen ganz bestimmten Grund, nach Backnang zu ziehen und der steht beim Neubürgerempfang direkt neben ihr: Ihr Freund Tim Erken kommt ursprünglich aus Allmersbach im Tal und wohnt mittlerweile in Backnang. Maiwald ist vor etwa einem Jahr aus Stuttgart zu ihm gezogen. Praktisch ist für sie von hier aus die gute Anbindung nach Waiblingen, wo sie als Produktmanagerin arbeitet. Besonders gut gefällt ihr an ihrer neuen Heimatstadt das kulturelle Angebot. „Es gibt viele Angebote hier, es ist sehr vielfältig“, sagt sie. Die erprobte Laienschauspielerin beteiligt sich bereits bei der Bürgerbühne Backnang und wird bei dem neuen Stück „Emil und die Detektive“ mitspielen. Sie und ihr Freund – die beiden haben sich übrigens bei der Arbeit kennengelernt – schätzen aber auch die zahlreichen Veranstaltungen wie das Backnanger Straßenfest in der Stadt. Beim Neubürgerempfang war für Julia Maiwald zudem ein Verein dabei, der sie schon eine Weile interessiert: Das Technische Hilfswerk. „Ich würde da mal zu einer Infoveranstaltung gehen“, bekundet sie.

Fotos: Alexander Becher

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Erstellt:
16. Oktober 2023, 06:00 Uhr

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