Sozialverbände: Behindertenhilfe bislang im Stich gelassen

dpa/lsw Stuttgart. Die Behindertenhilfe wird in der Corona-Krise nach Ansicht der Sozialverbände von der baden-württembergischen Politik im Stich gelassen. Auch mitten in der zweiten Infektionswelle habe die Landesregierung nicht signalisiert, dass sie Teile der Mehrkosten in diesem Bereich übernehme, kritisierte Ursel Wolfgramm von der Liga der freien Wohlfahrtspflege, in der sich die Sozialverbände zusammengeschlossen haben. Dabei sei es eigentlich möglich, die Mehrkosten aus der Corona-Rücklage des Landes abzudecken.

Neben Pflegeheimen hätten sich auch die Einrichtungen der Behindertenhilfe mit Masken, Schutzausrüstung und Plexiglas gegen das Virus wappnen müssen. „Die Wohnheime und Werkstätten hat das viel Geld gekostet“, sagte die Liga-Vorsitzende am Donnerstag. Pflegeheime hätten diese Mehrkosten erstattet bekommen, die Einrichtungen für Menschen mit Behinderungen seien dagegen auf ihren Ausgaben sitzen geblieben.

Die Caritas im Tauberkreis zum Beispiel habe Betreuung in den Werkstätten und Wohneinrichtungen umgestellt, sagte der regionale Caritas-Vorstand Michael Müller. „Hierfür mussten wir massiven personellen Mehraufwand leisten.“ Gebäude und Räume seien umgebaut worden. Den Caritasverband habe das bislang rund 210 000 Euro gekostet. Der Sonnenhof in Schwäbisch Hall rechnet nach Angaben seines Vorstands Thomas Edelbluth sogar mit Corona-Ausgaben in Höhe von bis zu 750 000 Euro. „Eine Refinanzierung dieses Aufwands durch die zuständigen Stadt- und Landkreise fand bisher nicht statt“, sagte er laut Liga-BW.

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Erstellt:
26. November 2020, 11:43 Uhr

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