Frauenquote in Vorständen macht großen Unterschied

dpa Berlin. Die schwarz-rote Koalition will mehr Frauen in Vorständen von großen Unternehmen. Eine Studie zeigt aus Sicht der Organisation Fidar den Handlungsbedarf.

Viele börsennotierte Unternehmen haben noch immer keine Frau im Vorstand. Foto: Jan Woitas/ZB/dpa

Viele börsennotierte Unternehmen haben noch immer keine Frau im Vorstand. Foto: Jan Woitas/ZB/dpa

Fast die Hälfte der börsennotierten Unternehmen (44 Prozent), für die künftig eine Frauenquote im Vorstand gelten soll, hat bislang keine Managerin in dem Führungsgremium. Das geht aus einer Auswertung der Organisation Fidar (Frauen in die Aufsichtsräte) hervor, die der dpa vorliegt.

Darunter sind bekannte Unternehmen wie der Sportartikelhersteller Adidas, der Pharma- und Agrarchemiekonzern Bayer und der Energieriese Eon (Stand: 31.Oktober). Die schwarz-rote Koalition hatte sich grundsätzlich darauf geeinigt, dass den Vorständen börsennotierter und paritätisch mitbestimmter Unternehmen mit mehr als drei Mitgliedern spätestens ab einer Neubesetzung eine Frau angehören muss. Der Studie zufolge betrifft das 73 börsennotierte Konzerne, bei 32 sitzt bislang keine weibliche Führungskraft in der Topetage.

„Freiwillig tut sich nichts. Mit der Mindestbeteiligung für Vorstände machen wir Schluss mit frauenfreien Vorstandsetagen in großen Unternehmen“, sagte Bundesfrauenministerin Franziska Giffey (SPD). Der Studie zufolge liegt der Anteil der Managerinnen in dem Führungsgremium von insgesamt 190 börsennotierten Unternehmen bei 11,8 Prozent. Ausgewertet wurde die Konzerne in den Börsenindizes Dax, MDax und SDax sowie die aktuell 30 im regulierten Markt an der Börse notierten, voll mitbestimmten Unternehmen.

Für den Aufsichtsrat gibt es bereits eine Frauenquote: Nach dem seit Mai 2015 geltenden Gesetz müssen Firmen ab einer bestimmten Größe - in der Regel ab 2000 Beschäftigten - frei werdende Posten in dem Kontrollgremium mit Frauen neubesetzen, bis mindestens ein Anteil von 30 Prozent erreicht ist. Für rund 4000 weitere Firmen sieht das Gesetz vor, sich selbst Zielgrößen für den Frauenanteil im Vorstand und in anderen Führungsgremien zu geben. Oft wurde dort jedoch die „Zielgröße Null“ festgelegt.

„Nur klare gesetzliche Vorgaben mit Sanktionen führen zu mehr Gleichberechtigung, zumindest zahlenmäßig“, sagte Fidar-Präsidentin Monika Schulz-Strelow. „Die Aufsichtsräte hatten über fünf Jahre Zeit, mit der Umsetzung individuell gesetzter Zielgrößen ein Zeichen für die Ernsthaftigkeit ihrer Bemühungen für mehr gleichberechtigte Teilhabe in den Führungsebenen zu setzen.“ Diese Chance sei vertan worden.

Bei den Kontrollgremien selbst stieg der Frauenanteil in den 190 untersuchten Konzernen den Angaben zufolge leicht auf zuletzt 32,7 Prozent. Das sei ein Zuwachs von 0,5 Prozentpunkten gegenüber dem Frühjahr. Bei den aktuell 107 Firmen, die der Quote unterliegen, erreichte der Anteil der Managerinnen im Aufsichtsrat eine Höchststand von 35,4 Prozent. Die 83 nicht der Quote unterliegenden Firmen kamen lediglich auf 24,4 Prozent. Die Zahlen zeigten deutlich, welchen Unterschied die verbindliche Frauenquote mache, sagte Schulz-Strelow.

© dpa-infocom, dpa:201128-99-494101/3

Zum Artikel

Erstellt:
28. November 2020, 08:52 Uhr

Artikel empfehlen

Artikel Aktionen