US-Notenbank Fed will Aufschwung erhalten

dpa Washington. Die US-Notenbank will eine Rezession verhindern. Analysten erwarten daher eine weitere Zinssenkung. Ein Risiko für die Konjunktur sind aber die von Präsident Trump angezettelten Handelskonflikte.

Jerome Powell, Vorsitzender der US-Notenbank Fed, auf dem Weg zu einer Pressekonferenz. Foto: Patrick Semansky/AP/dpa

Jerome Powell, Vorsitzender der US-Notenbank Fed, auf dem Weg zu einer Pressekonferenz. Foto: Patrick Semansky/AP/dpa

Die US-Notenbank Fed will Analysten zufolge mit einer erneuten Zinssenkung eine drohende Wachstumsdelle verhindern. Die Entscheidung der Federal Reserve, kurz Fed, wird überschattet vom andauernden Handelskrieg mit China, geringeren Investitionen und einer konjunkturellen Abschwächung im verarbeitenden Gewerbe.

Um die Wirtschaft insgesamt trotzdem weiter auf Wachstumskurs zu halten, erwarten Analysten mehrheitlich eine Senkung des Leitzinses um 0,25 Prozentpunkte auf einen Korridor von 1,5 bis 1,75 Prozent. Es wäre die dritte Zinssenkung in gleicher Höhe seit Juli.

Noch brummt die Wirtschaft in den USA: Die Arbeitslosenquote ist so niedrig wie seit Jahrzehnten nicht mehr, das Wachstum ist noch robust, und Verbraucher geben fleißig Geld aus. Weil sich jedoch die Warnsignale mehren, hatte die Fed bereits im Juli nach einem Jahrzehnt stagnierender oder steigender Zinsen die Kehrtwende eingeleitet. Die Notenbanker um Zentralbankchef Jerome Powell sehen die Zinssenkungen als Versicherungspolice gegen einen Abschwung.

Kritiker befürchten, die Notenbank könnte mit ihrer vorauseilenden Konjunkturhilfe ihr Pulver verschießen, noch bevor es zu einer Rezession kommt. Sollte es dann zu eine Wirtschaftskrise geben, könnte die Fed nur noch begrenzt gegensteuern, so die Kritiker. US-Präsident Donald Trump wiederum geißelt die von der Regierung unabhängige Notenbank für unzureichendes Handeln. Er fordert, den Leitzins auf Null zu senken und die Konjunktur zudem über Anleihenkäufe anzukurbeln. Zwischenzeitlich hatte Trump Powell und die Fed auch als inkompetent und als Staatsfeinde bezeichnet.

Vor ihrer Sitzung am Dienstag und Mittwoch gaben sich Powell und andere entscheidungsberechtigte Mitglieder des sogenannten Offenmarktausschusses bedeckt: Sie signalisierten keine weiteren Zinsschritte, widersprachen aber auch nicht der einhelligen Erwartung einer Zinssenkung um 0,25 Prozentpunkte.

Sollte die Notenbank wie erwartet vorgehen, dürfte sich die Reaktion der Märkte zunächst in Grenzen halten. Mit Spannung erwarten Investoren indes den weiteren Ausblick der Notenbanker: Wird die Fed weitere Zinssenkungen andeuten? Oder wird die Zentralbank nun erstmal eine abwartende Stellung einnehmen?

Der Leitzins, die sogenannte Federal Funds Rate, ist der Zinssatz, zu dem sich Geschäftsbanken über Nacht Geld leihen. Eine Senkung des Zinssatzes verbilligt Kredite, weswegen Firmen leichter investieren können und viele Bürger weniger für Schuldendienst ausgeben müssen - sie haben so mehr Einkommen zur Verfügung.

Die US-Wirtschaft wuchs im zweiten Quartal aufs Jahr gesehen noch mit zwei Prozent. Wegen der von Trump angezettelten Handelskonflikte und einem weltweit schwächeren Wachstum gingen in den USA zuletzt jedoch Exporte und Neuinvestitionen zurück. Die Industrie befindet sich daher nach Ansicht mancher Beobachter bereits am Anfang eines Abschwungs. Das verarbeitende Gewerbe macht in den USA jedoch Analysten zufolge nur rund 11 Prozent der Wirtschaftsleistung aus - eine Wachstumsdelle muss also nicht das ganze Land in Mitleidenschaft ziehen.

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Erstellt:
27. Oktober 2019, 10:46 Uhr

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