USA verlegen Europa-Kommando von Stuttgart nach Belgien

dpa Washington/Stuttgart. Die US-Truppen in Europa sollen deutlich reduziert werden. Vor allem in Deutschland wird abgebaut - noch stärker als bislang bekannt. Für Präsident Trump ist das ein politischer Erfolg, für Stuttgart ein herber Schlag.

Mark Esper, Verteidigungsminister der USA, spricht. Foto: Sven Hoppe/dpa/Archivbild

Mark Esper, Verteidigungsminister der USA, spricht. Foto: Sven Hoppe/dpa/Archivbild

Die Kommandozentrale für die US-Truppen in Europa soll von Stuttgart nach Mons in Belgien verlegt werden. Dort ist bereits eins der beiden militärischen Hauptquartier der Nato angesiedelt. Das kündigte der Kommandeur der US-Streitkräfte in Europa, General Tod Wolters, am Mittwoch in Washington an. Möglicherweise werde auch die Afrika-Kommandozentrale aus Stuttgart an einen Ort verlegt, der noch bestimmt werden müsse, fügte er hinzu.

Zuvor hatte US-Verteidigungsminister Mark Esper angekündigt, dass die Zahl der US-Truppen in Deutschland um ein Drittel reduziert werden soll. Von den rund 36 000 Soldaten sollen 6400 in die USA zurückgeholt werden, weitere 5600 sollen in andere Nato-Länder verlegt werden. Bislang hatte die US-Regierung von einem Abzug von rund 10 000 Soldaten in Deutschland gesprochen.

Trump hatte den Teilabzug im Juni angekündigt und ihn mit den aus seiner Sicht zu geringen Verteidigungsausgaben Deutschlands begründet. Die Bundesregierung in Berlin war vor der Bekanntgabe nicht informiert worden.

Zur Umsetzung des geplanten - und wahrscheinlich aus logistischen Gründen langwierigen - Teilabzugs dürfte aber noch nicht das letzte Wort gesprochen sein. Im US-Kongress hat sich bereits bei Trumps Republikanern und den Demokraten Widerstand formiert. Der Plan wird dort vor allem kritisch gesehen, weil er das Verteidigungsbündnis Nato schwächen und Russland in die Hände spielen könnte. Im Senat und im Repräsentantenhaus gibt es daher Pläne, den Teilabzug über das Gesetz zum kommenden Militärhaushalt zu verhindern. Zudem bewirbt sich Trump im November um eine zweite Amtszeit. Falls er die Wahl verlieren sollte, könnte der neue Präsident die Pläne auf Eis legen.

Die US-Truppen galten in der Zeit des Kalten Krieges als Sicherheitsgarant für die Bundesrepublik. Damals gab es zeitweise fast 250 000 US-Soldaten in Deutschland. Nach dem Fall der Mauer wurde allerdings radikal reduziert: Im Jahr 2000 waren es nur noch 70 000 US-Soldaten, zehn Jahre später 48 000 und heute sind nur noch 36 000 übrig. Damit ist Deutschland aber immer noch der zweitwichtigste Truppenstandort der USA weltweit nach Japan.

Die Truppenstationierung ist aber auch heute noch ein wesentliches Bindeglied zwischen beiden Ländern. Da ist einerseits der zwischenmenschliche Aspekt: Über die Jahrzehnte sind Tausende Freundschaften, Partnerschaften und Ehen zwischen Deutschen und Amerikanern entstanden. Für die Regionen um die US-Stützpunkte kommt der wirtschaftliche Aspekt hinzu.

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Erstellt:
29. Juli 2020, 16:12 Uhr

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