Mathematiker mit zwei Pässen: VfB holt Matarazzo als Coach

dpa/lsw Stuttgart. Kaum jemand kennt den Namen Pellegrino Matarazzo. Der Nachfolger von Tim Walter beim VfB Stuttgart arbeitete zuletzt als Co-Trainer in Hoffenheim und kommt als Mann nach Schwaben, der in seinem Leben schon in unterschiedlichsten Situationen zurecht gekommen ist.

Hoffenheims Ex-Co-Trainer Pellegrino Matarazzo posiert für ein Foto. Foto: Uwe Anspach/dpa/Archiv

Hoffenheims Ex-Co-Trainer Pellegrino Matarazzo posiert für ein Foto. Foto: Uwe Anspach/dpa/Archiv

Ein nahezu unbekannter Trainer mit spannendem Lebenslauf, aber ohne jede Erfahrung als Chef bei den Profis, soll den VfB Stuttgart zurück in die Fußball-Bundesliga führen. Der seit zwei Jahren als Assistenzcoach der TSG 1899 Hoffenheim tätige Pellegrino Matarazzo bekommt bei den Schwaben einen Vertrag bis Sommer 2021 und folgt beim Tabellendritten der 2. Fußball-Bundesliga auf den vor einer Woche freigestellten Tim Walter.

Der 42 Jahre alte Mann mit amerikanischer und italienischer Staatsbürgerschaft sowie einem Mathe-Studium an der Ivy-League-Universität Columbia in New York passe „sehr gut zu unserer fußballerischen Ausrichtung“, sagte Sportdirektor Sven Mislintat laut Vereinsmitteilung vom Montag. Die erste Liga-Partie unter seiner Verantwortung ist das Heimspiel gegen Verfolger 1. FC Heidenheim am 29. Januar.

Die Aufgabe für den fast zwei Meter großen ehemaligen Mittelfeldspieler ist schon einen Monat davor klar: Er muss den Traditionsverein in der Rückrunde auf Platz eins oder zwei der Liga führen und damit die Rückkehr ins Oberhaus ermöglichen. „Wir wollen kurzfristig erfolgreich sein, unser fußballerisches Profil weiter schärfen und sicherstellen, dass die Tür zur Profimannschaft für unsere Jugendspieler auch in Zukunft offensteht. Für all diese Herausforderungen sehen wir uns mit Pellegrino Matarazzo als Cheftrainer sehr gut aufgestellt“, kommentierte der Vorstandsvorsitzende Thomas Hitzlsperger die Verpflichtung.

In Hoffenheim wurde Matarazzo in der Winterpause der Saison 2017/2018 vom damaligen Cheftrainer Julian Nagelsmann als Co-Trainer zu den Profis geholt und behielt diese Aufgabe auch unter Alfred Schreuder. Mit Nagelsmann als Zimmerkollege hatte er die Ausbildung zum Fußballlehrer absolviert. Vor der Beförderung hatte er die B-Jugend der Kraichgauer trainiert und jahrelang im Nachwuchs des 1. FC Nürnberg gearbeitet. Dort hatte er seine Karriere als Spieler ausklingen lassen, in der er auch für den SV Wehen Wiesbaden, Preußen Münster, Bad Kreuznach und Wattenscheid spielte und insgesamt 142 Mal in der Regionalliga aktiv war.

Matarazzo, der mit seinen drei jüngeren Brüdern als Sohn italienischer Einwanderer im US-Bundesstaat New Jersey aufwuchs, spielte in Hoffenheim in der öffentlichen Wahrnehmung keine große Rolle und wirkte bei seiner Arbeit mit den Profis an Spieltagen in der Bundesliga eher zurückhaltend. Eine klare Vorstellung vom Fußball hat er dennoch und erinnert damit an seinen Vorgänger Walter: „Wir wollen in allen Phasen des Spiels aktiv sein, den Gegner auf dem Platz steuern und das Spiel dominieren. Klar, das möchten viele Mannschaften, aber die Unterschiede liegen im Detail“, sagte er in seiner Anfangszeit als Jugendtrainer in Hoffenheim.

Nach dem Studium in den USA ging er 2000 nach Deutschland. Der verheiratete Familienvater bezeichnet sich als Profiteur aller Kulturen in seinem Leben: „Von den US-Amerikanern habe ich das positive Denken und den Glauben, dass man alles schaffen kann. Von den Italienern das Temperament, ich kann sehr emotional werden. Und von den Deutschen Ordnung, Struktur und Disziplin.“

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Erstellt:
30. Dezember 2019, 11:09 Uhr

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