Oppenweiler hat Natur- und Hochwasserschutz im Blick

BKZ-Wandertag Trotz anfänglicher Regenschauer wandern in Oppenweiler am Freitag knapp 70 Menschen mit. Bürgermeister Bernhard Bühler hat sich für die Themen Forst, Streuobst und Hochwasserschutz einige örtliche Experten zum BKZ-Wandertag eingeladen.

Förster Hans-Joachim Bek hat beim Wandertag als Experte für Forst und Waldrefugien ausgeholfen. Fotos: Alexander Becher

© Alexander Becher

Förster Hans-Joachim Bek hat beim Wandertag als Experte für Forst und Waldrefugien ausgeholfen. Fotos: Alexander Becher

Von Kristin Doberer

Oppenweiler. Dunkle Wolken, vereinzelt sogar Donner und ein ziemlich starker – wenn auch nur kurzer – Regenschauer sorgen beim zehnten Wandertag unserer Zeitung für den einen oder anderen besorgten Blick nach oben. Trotzdem stehen am Startpunkt, dem Mineralfreibad in Oppenweiler, fast 70 Menschen zum gemeinsamen Erkunden der Gemeinde bereit. Ganz nach dem Motto „Es gibt kein schlechtes Wetter, nur schlechte Kleidung“ geht es mit Regenschirmen und -jacken sowie wasserdichten Schuhen los in Richtung Rohrbachtal.

Bei der Auswahl der Wanderstrecke nimmt Bürgermeister Bernhard Bühler besonders verschiedene Projekte für den Natur- und Hochwasserschutz in den Blick. Gleich die erste Station, der Kunstrasenplatz im Rohrbachtal, benötigt aber etwas Erklärung. „Was hat ausgerechnet ein Kunstrasenplatz mit Naturschutz zu tun?“, fragt Bühler vor Ort in die Runde und erklärt es auch gleich: So verursachten Kunstrasenplätze lange Zeit Mikroplastik in örtlichen Gewässern. Der Platz in Oppenweiler allerdings sei bei der Erneuerung komplett ohne Kunststoffgranulat gebaut worden, damals erst der zweite seiner Art im Kreis. Das habe aber auch einiges gekostet, nämlich knapp 320000 Euro. Unterdessen haben sich die Regenwolken komplett verzogen, die Regenschirme werden nun vielmehr als Sonnenschutz aufgespannt.

Krebssperren sollen den Signalkrebs zurückhalten

So geht es weiter am Rohrbach entlang, bis zu einer kleinen Brücke, an der es um ein jüngeres Naturschutzprojekt der Gemeinde geht: die Krebssperren. Hier wurde ein vorhandenes Rohr mit einem Edelstahlvorsprung ausgestattet, um die Steinkrebse, die flussaufwärts leben, zu schützen. „Der hier heimische Steinkrebs wird vom amerikanischen Signalkrebs bedroht“, sagt Bühler. Letzterer übertrage die Krebspest und sei als Nahrungskonkurrent für viele Kleintiere in Flüssen und Bächen ein Problem. Die Krebssperren sollen den Signalkrebs am weiteren Ausbreiten hindern, in Oppenweiler gibt es bisher drei solcher Sperren, zwei in der Winterlauter bei Bernhalden und eine im Rohrbach. Zwei weitere Sperren sind geplant.

Förster Hans-Joachim Bek referiert zum Wiesenknopf

Am Rohrbach entlang geht es weiter in den Wald. Hier übergibt der Bürgermeister an einen Fachmann, den er zur Wanderung eingeladen hat. Förster Hans-Joachim Bek stoppt nur wenige Hundert Meter hinter der Krebssperre und pflückt eine verblühte Blume von einem Wiesenstück. Mehrere Wanderer erkennen die Pflanze trotzdem gleich als Wiesenknopf, eine Pflanze, die überlebenswichtig für die gefährdete Schmetterlingsart Heller Wiesenknopf-Ameisenbläuling ist. „Der Schmetterling legt seine Eier an den Blüten des Wiesenknopfs ab, damit sich die Larven davon ernähren lassen können“, erklärt Bek. Dafür müsse die Pflanze aber voll zum Blühen kommen und dürfe im Juli und August nicht gemäht werden. „Das ist der Grund, weshalb wir hier ein striktes Mähregime haben“, erklärt Bek.

Während es auf der Wiese nur streng regulierte Maßnahmen gibt, wird der Wald einige Hundert Meter weiter quasi ganz sich selbst überlassen. Im sogenannten Waldrefugium gibt es lediglich Eingriffe zur Verkehrssicherheit. „Das ist ein komplett unbewirtschaftetes Waldstück“, sagt Bek, in welchem viele Tierarten, die auf einen alten Wald angewiesen sind, ihren Lebensraum haben.

Streuobstwiesen brauchen viel Pflege

Auch außerhalb des Waldstücks geht es weiter um Bäume, diesmal allerdings um die auf den Streuobstwiesen. Hier übernehmen zwei andere Experten das Wort, Meiken Schönefeld und Hermann Kienzle von der Lokalen Agenda in Oppenweiler. Seit 2012 kümmert sich die Gruppe um eine Streuobstwiese mit etwa 100 Hektar. Sie betonen, wie wichtig diese für die Kulturlandschaft und die Lebensräume vieler Tierarten ist, unter anderem die der Steinkäuze und Eidechsen. „Dieser Sommer hat den Bäumen schwer zu schaffen gemacht“, berichtet Kienzle. Viele Äpfel fallen aufgrund der Trockenheit zwar schon von den Bäumen, doch die meisten sind eigentlich noch gar nicht reif. Die Trockenheit ist aber nicht das einzige Problem: Misteln breiten sich immer weiter aus. Zwar sei es gelungen, diese fast vollständig von den Bäumen zu entfernen, doch der Erhalt der Wiese erfordere viel Arbeit.

Oberflächenwasser wird in den Tierbach geleitet

Vom Thema Naturschutz geht es an der nächsten Haltestelle auf der Wanderroute über zum Hochwasserschutz. Die Gruppe hält an der Wilhelmsheimer Straße, wo die Gemeinde sich um eine bessere Oberflächenableitung bemüht, da das Wasser in die Kanalisation gelaufen ist und diese bei schweren Regenfällen überlastet hat. Ab hier übernimmt wieder der Bürgermeister das Wort: „Das Wasser fließt nun direkt in den Tierbach, bisher funktioniert es ganz gut“, zeigt Bühler sich zuverlässig. Um ein weiteres Projekt für den Hochwasserschutz geht es an der nächsten Station, dem neuen Landespegel in der Fabrikstraße. Hier erläutert Bühler nochmals einige Eckdaten zum bald beginnenden Bau des großen Hochwasserrückhaltebeckens. Die Kosten von 21 Millionen Euro und die Bauzeit bis 2026 überraschen den eine oder anderen Wanderer sichtlich. Schon deutlich weiter ist die Gemeinde beim innerörtlichen Hochwasserschutz, wie sich an einem von insgesamt fünf Pumpwerken zeigt. Fast überall entlang des Flusses gibt es bereits Dämme und Mauern; mobile Dammelemente könne die Feuerwehr mit dem Bauhof in nur etwa 40 Minuten aufbauen, so Bühler. Wie genau das aussieht wird den Wanderern auch direkt vorgeführt. Mit nur wenigen Handgriffen errichten die Gemeindemitarbeiter Moritz Stiegler und Thomas Setz die mobile Wand an der Brücke zum Schlossgarten. Dieser durfte in Oppenweiler ebenso wie ein kleiner Abstecher zum Wasserschloss natürlich nicht fehlen.

Beim zehnten Wandertag unserer Zeitung waren wieder viele bekannte Gesichter dabei. Einige haben es bisher sogar zu jeder Wanderung geschafft, trotzdem fällt der Vergleich schwer. Jede Wanderung und jede Gemeinde ist auf eine eigene Weise besonders gewesen. Was alle Wanderungen gemeinsam hatten war eine kleine, von der Gemeinde organisierte Versorgung für die Wanderer. Diese durfte auch in Oppenweiler nicht fehlen: Passend zum Thema Streuobstwiesen gab es zum Beispiel naturtrüben Apfelsaft und zum Abschluss gab es am Kiosk des Freibads für alle noch ein Eis.

Regenjacken waren dabei, nach einem kurzen Schauer kam aber sofort wieder die Sonne raus, als Bürgermeister Bühler (Zweiter von links) am Freitag durch seine Gemeinde führte.

© Alexander Becher

Regenjacken waren dabei, nach einem kurzen Schauer kam aber sofort wieder die Sonne raus, als Bürgermeister Bühler (Zweiter von links) am Freitag durch seine Gemeinde führte.

Oppenweiler hat Natur- und Hochwasserschutz im Blick
Die nächste Wanderung

Wandertag Am kommenden Freitag, 16. September, findet der nächste BKZ-Wandertag in Kirchberg an der Murr statt. Treffpunkt ist um 14 Uhr beim Park-and-Ride-Parkplatz am Kirchberger Bahnhof.

Die Wanderung endet gegen 17.30 Uhr am Ausgangspunkt.

Tour Mit Bürgermeister Frank Hornek geht es zu einer etwa acht Kilometer langen Wanderung durch Kirchberg an der Murr, bei der auch einige Höhenmeter zu bewältigen sind. Unterwegs wird der Bürgermeister verschiedene Kirchberger Projekte vorstellen, wie zum Beispiel das Spiel- und Freizeitgelände am Rappenberg oder die Pläne für eine neue Gemeindehalle. Auch ein Verpflegungsstopp ist eingeplant. Die Teilnahme ist wie immer kostenlos und ohne Voranmeldung möglich.

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Erstellt:
12. September 2022, 11:00 Uhr

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