Wandertag in Auenwald: Vorbei an Dolinen und Skiliften

BKZ-Wandertag Beim zweiten Termin unserer Sommeraktion ging es von Lippoldsweiler nach Oberbrüden und zurück über Unterbrüden. Bürgermeister Kai-Uwe Ernst und Gemeinderat Volker Wengert informierten über aktuelle und künftige Projekte in der Gemeinde Auenwald.

In der Natur, vorbei an Streuobstwiesen und abgemähten Feldern in Richtung Oberbrüden.

© Alexander Becher

In der Natur, vorbei an Streuobstwiesen und abgemähten Feldern in Richtung Oberbrüden.

Von Florian Muhl

Auenwald. Bereits bei der Premiere vor einer Woche in Althütte war er dabei und den zweiten Wandertagtermin in Auenwald lässt er sich auch nicht entgehen. Jens Hanauer ist bereits eine Viertelstunde vor dem Start am Treffpunkt in Lippoldsweiler. Der 70-Jährige, der sich selbst augenzwinkernd als Wanderprofi bezeichnet, will so oft wie möglich dabei sein, „um die Dörfer vor meiner Haustür kennenzulernen“, wie der Backnanger sagt. Begeistert berichtet er vom Jakobsweg. Auf dem ist er in Spanien vor drei Jahren zusammen mit seiner Frau 350 Kilometer gelaufen. Heute sind neun Kilometer angekündigt.

Punkt 14 Uhr begrüßen Redaktionsleiter Kornelius Fritz und Auenwalds Bürgermeister Kai-Uwe Ernst rund 35 Wanderlustige, die meisten im Rentenalter. Aber auch einige Berufstätige sind dabei. Und nicht zu vergessen zwei Hunde. Zügig geht’s ein kleines Stück an der Straße in Richtung Sechselberg hoch, dann aber gleich nach links in die Natur, vorbei an Streuobstwiesen und Feldern stets in Richtung Oberbrüden.

Gemeinderallyes zur Gemeindereform

Ernst bleibt an einem großen Hinweisschild stehen, das am Wegesrand auftaucht. „Wir haben ja in diesem beziehungsweise auch im letzten Jahr hier die Gemeindejubiläen aufgrund der Gemeindereform in den 1970er-Jahren im Weissacher Tal und in Althütte. In dem Zusammenhang findet in diesen Gemeinden die Gemeinderallye mit verschiedenen Strecken statt“, erläutert der Rathauschef. An den jeweiligen Standpunkten gebe es Wissenswertes über den Zusammenschluss der Orte. Initiiert habe das Projekt der Verein „Wir für Vielfalt – Partnerschaft für Demokratie“ zusammen mit dem Kreisjugendring und den Gemeinden.

Nur ein kurzes Stück weiter, dann taucht das Fort auf dem Zwiebelberg auf, der Rast- und Spielplatz, der vor etlichen Jahren neu gestaltet worden war. Wegen der Zerstörungswut einiger Unverbesserlicher hat die Gemeinde dort eine Videoüberwachungsanlage aufstellen lassen. Ernst rät Gruppen ab etwa zehn Personen, die den Platz zum Grillen nutzen wollen, sich vorher bei der Gemeinde anzumelden.

Ein Blick in die Vergangenheit

Gemeinderat Volker Wengert überrascht die Gruppe mit einem Blick in die Vergangenheit, als er ein paar Hundert Meter nach dem Spielplatz stehen bleibt. „Ich bin 57 Jahre alt, bin hier aufgewachsen, kenne fast jeden einzelnen Baum, hab eine Landwirtschaft und betreibe Bio-Obstbau“, sagt der Diplom-Forstwirt. „Hier an dem Hang, wo wir grad stehen, war früher mal ein Skilift. Da unten war eine Skihütte, die steht heute noch. Kreismeisterschaften wurden hier ausgetragen. Jeden Samstag und Sonntag war hier Highlife.“ Erinnerungen werden wach. Einige der Wandergruppe können sich an die guten, alten Zeiten noch erinnern und stimmen zu. Unten gab es einen kleinen Lift, von der Mittelstation nach oben einen größeren, dessen umlaufendes Drahtseil von einem VW-Käfer-Motor angetrieben worden war. Die Wanderer lachen, als Wengert erzählt, dass der Motor öfter ausgefallen ist und die Skiläufer rückwärts aus dem Lift gepurzelt sind.

Redaktionsleiter Kornelius Fritz und Bürgermeister Kai-Uwe Ernst begrüßen in Lippoldsweiler rund 35 Wanderlustige. Fotos: Alexander Becher

© Alexander Becher

Redaktionsleiter Kornelius Fritz und Bürgermeister Kai-Uwe Ernst begrüßen in Lippoldsweiler rund 35 Wanderlustige. Fotos: Alexander Becher

Am Ortseingang von Oberbrüden lädt der Brunnen in der Bürgerwaldstraße dazu ein, Arme und Gesicht mit kühlem Wasser zu erfrischen. Auf dem Weg zum Heslachhof bleibt Wengert kurz nach dem Ortsausgang an einem Loch in der Straße stehen. „Hier gibt’s Dolinen, ganz viele“, sagt der Oberbrüdener und zeigt mit seinem Finger von der Straße in einer Linie zum Hang hinauf. „Früher ist sogar mal ein kompletter Wagen eingesunken und verschwunden.“ Einige von der Gruppe machen rasch ein paar Schritte weiter in Gehrichtung. Ob es die Angst vor den Dolinen ist oder das Sommereis, das auf die Gäste wartet, ist ungewiss. Aber auf die Pause am Stand der Familie Bäßler-Sommer freut sich die ganze Gruppe, so auch Inge und Josef Weber. Das Ehepaar wohnt schon seit 30 Jahren in Hohnweiler. „Ich hab von der Aktion gelesen und jetzt sind wir hier“, sagt Volker Wengert. „Hauptsächlich wegen mir, weil ich bin eine alte Oberbrüdenerin, bin da geboren und aufgewachsen“, ergänzt seine Frau. Die 65-Jährige kann sich auch noch gut an die Skilifte erinnern. „Damals hatten wir auch noch viel Schnee“, sagt sie.

Der Netto ist Gesprächsthema

Noch im Heslachhof geht’s vorbei an der Maschinenbaufirma Harald Krauss. Davor steht ein sonderbares Gefährt. „Eine Apfelauflesemaschine“, erläutert Wengert. „Die verkauft die Firma weltweit.“ Die interessierten Wanderer erfahren, dass die Maschine alles auflesen kann, was auf dem Boden liegt, von Nüssen bis zu Apfelsinen und sogar auch Golfbälle, und das fein säuberlichst, ohne Gras und Laub. Bei „einem der größten Bauprojekte in der nächsten Zeit“, wie der Bürgermeister ankündigte, bleibt die Gruppe erneut stehen. Ernst informiert über die Ortskernsanierung in Oberbrüden. Zum einen müsse die Bachverdolung auf einer Länge von 270 Metern erneuert werden. Das dauere sicher ein Jahr. Danach folge die Gestaltung der Oberfläche, der Straßen und des Platzes. Auch das dauere rund ein Jahr. Mit der Dauerbaustelle werde im nächsten Jahr begonnen, so zeitnah wie möglich.

Langsam macht sich die Gruppe auf den Rückweg. Es geht vorbei an der Schule und am Sportplatz, wo Ernst einen Blick auf den neuen Kunstrasenplatz wirft, der rund eine Million Euro gekostet hat. In Mittelbrüden ist der Netto-Markt Gesprächsthema. Der sucht im Ort einen neuen Standort, wo er sich vergrößern kann. „Wir sind derzeit in Gesprächen“, sagt Ernst. Konkreter wird der Bürgermeister nicht. Das offizielle Ende der Wanderung ist im Rathaus, wo noch eine Erfrischung auf die Wandergruppe wartet. Die ersten beiden Wanderungen vergleichend zieht Jens Hanauer folgendes Fazit: „Althütte war ein interessanter Spaziergang, heute hier schon eine größere Wanderung, aber immer geradeaus und ebenerdig. Insgesamt eine tolle Aktion. Ich freue mich schon auf die nächste Tour.“

Wandertag in Auenwald: Vorbei an Dolinen und Skiliften
Die nächste Wanderung

Wandertag Am kommenden Freitag, 22. Juli, macht der BKZ-Wandertag Station in Allmersbach im Tal. Los geht es um 14 Uhr, Start und Ziel ist am Sporterlebnispark.

Tour Bürgermeisterin Patrizia Rall hat eine etwa sieben Kilometer lange Tour ausgewählt. Sie führt auf einem Teilstück des Äpple-Wegs in Richtung Heutensbach, vorbei am Grünen Klassenzimmer und dem Schützenhaus durch den Wald zwischen Allmersbach und dem Rettichkreisel zurück zum Sporterlebnispark. Die Teilnahme ist kostenlos, eine Anmeldung nicht erforderlich.

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Erstellt:
18. Juli 2022, 06:00 Uhr

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