Der Musikverein Reichenberg feiert sein 100-jähriges Bestehen

Musikalische Tradition im modernen Stil: Der Musikverein Reichenberg bereichert das Gemeindeleben Oppenweilers unter anderem mit Events wie dem Seenachtsfest und dem Buch-Eich-Fest. Vom 12. bis zum 14. Juli findet im Schlosspark ein Jubiläumswochenende statt.

Das aktive Orchester des Musikvereins Reichenberg zählt aktuell etwa 50 Mitglieder. Fotos: privat

Das aktive Orchester des Musikvereins Reichenberg zählt aktuell etwa 50 Mitglieder. Fotos: privat

Von Lorena Greppo

Oppenweiler. Zurzeit sind Uwe Belz und Stefan Mauser täglich mit der Vereinsarbeit beschäftigt. Es gibt einiges zu organisieren. Schließlich steht im Sommer ein Festwochenende anlässlich des 100-jährigen Bestehens des Musikvereins Reichenberg an (siehe Infotext). Das Fest, welches sich über drei Tage erstreckt und für Gäste kostenlos ist, lässt sich der Verein einiges kosten. „Aber das ist gut investiertes Geld, um einfach mal wieder ein gescheites Fest zu haben“, erklärt Kassier Stefan Mauser. Und zu feiern gibt es einiges, denn der MV Reichenberg kann auf eine lange Geschichte mit einigen Highlights zurückblicken.

Im August 1924 wurde der Musikverein Reichenberg von acht Herren gegründet. „Laut Liste waren es sieben Reichenberger und ein Reichenbacher“, sagt Stefan Mauser. Im ersten Jahr habe das Orchester aus 13 Musikern bestanden. Auf die Anfangsjahre des Vereins geht auch eines seiner bekanntesten Fest zurück: das Buch-Eich-Fest, das bis heute traditionell an Christi Himmelfahrt oberhalb des Teilorts Schiffrain stattfindet. 1929 wurde es erstmals gefeiert. Wie genau das Fest zustande kam, könne man nicht mehr nachvollziehen, sagt Stefan Mauser. Er vermutet aber eine Verbindung zum bekannten Forstmeister Hepp, der dem Verein wohlgesonnen und verantwortlich für die Wiederbepflanzung der Buch-Eich-Bäume war, eines Baumpaars auf der Gemarkung Schiffrain, das noch in den Folgejahren wichtige Bedeutung für den Verein bekommen sollte. 170 Mark Reingewinn kamen am ersten Buch-Eich-Fest zusammen. So ist es in den noch erhaltenen Protokollbüchern nachzulesen. Und auch heute noch ist das Fest zusammen mit dem Seenachtsfest im Schlosspark eine verlässliche Einnahmequelle für den Verein.

Während des Zweiten Weltkriegs und noch einige Jahre danach ruhte das Vereinsleben, wie andernorts auch. Doch schon bis 1950 zählte man 25 aktive und 102 passive Mitglieder. Als Meilenstein bezeichnen es die Verantwortlichen, dass 1959 die Jugendkapelle gegründet wurde. Bis heute sei die Jugendarbeit ein wichtiger Teil des Vereins, sagt der heutige Vorsitzende Uwe Belz. „Jugendliche sind bei uns ein großes Thema, wir machen uns viel Mühe mit ihrer Ausbildung.“ Anders als viele andere Vereine setzt der MV Reichenberg nicht auf die Zusammenarbeit mit einer Musikschule, sondern engagiert eigens professionelle Lehrkräfte.

Viele Familien sind seit Jahrzehnten im Verein verwurzelt

Verwurzelt in der volkstümlichen Blasmusik war auch im MV Reichenberg in der Vergangenheit die Modernisierung ein immer wieder kontrovers diskutiertes Thema. Während es in den 70er-Jahren diesbezüglich wohl zu manchem Streit gekommen war, hat man inzwischen einen gangbaren Weg gefunden, verschiedene Stilrichtungen der modernen Blasmusik zu vereinen. Besonders das 2013 gegründete Projektorchester, die One Night Band, begeistert auch junge Leute bei Veranstaltungen. So ist die Band etwa schon auf dem Straßenfest aufgetreten, erzählt Stefan Mauser. Und natürlich hat sie beim jährlich stattfindenden Seenachtsfest, das seit mehr als 20 Jahren gemeinsam mit der Freiwilligen Feuerwehr Oppenweiler veranstaltet wird, ihren großen Auftritt. Nur in diesem Jahr muss das Seenachtsfest zugunsten der Jubiläumsfeier entfallen.

Weitere Themen

Aktuell zähle der Verein etwa 300 Mitglieder, sagt Uwe Belz. Gerade von den Aktiven seien viele schon von klein auf im Verein verwurzelt – so etwa Stefan Mauser. „Ich kenn’s gar nicht anders“, sagt der 39-Jährige lachend. Sein Vater sei seit jeher Mitglied gewesen, er selbst habe dann schon mit acht Jahren angefangen, Posaune zu spielen. Uwe Belz hat 1980 im Verein angefangen, wurde aber anfangs vertröstet. Er wollte das Flügelhorn spielen. Doch mit Zahnlücken oder Zahnspange sei das schwierig gewesen. Der „harte Kern“ des aktiven Orchesters unternehme auch abseits der wöchentlichen Proben oft etwas miteinander, seien es Wanderungen, Weinproben oder auch mal ein Ausflug zu einem der Partnervereine, zum Orchester Corpo Bandistico in Lavagna (Italien) oder zum Trachtenverein Görisried.

1929, also nur fünf Jahre nach der Gründung des Vereins, fand das erste Buch-Eich-Fest statt. Die erfolgreiche Veranstaltung hat sich bis heute gehalten.

1929, also nur fünf Jahre nach der Gründung des Vereins, fand das erste Buch-Eich-Fest statt. Die erfolgreiche Veranstaltung hat sich bis heute gehalten.

Die Stimmung im Verein sei sehr gut, sagt Uwe Belz, das sei für ihn auch in Zukunft die Hauptsache. Dass im vergangenen Jahr Benjamin Polosek als neuer Dirigent gewonnen wurde, sei zudem ein Glücksgriff gewesen. „Er bringt frischen Wind rein“, ist sich der Vorsitzende sicher. Polosek habe musikalische Visionen. So könne er sich beispielsweise vorstellen, ein Musical auf die Beine zu stellen.

Das große Engagement der Mitglieder wird nicht nur bei den Vorbereitungen für das 100-Jahr-Jubiläum sichtbar, sondern zeigt sich auch Jahr für Jahr beim Buch-Eich-Fest. „Das ist brutal“, weiß Stefan Mauser. Denn um die Mittagszeit wollen schließlich alle Besucherinnen und Besucher, alle hungrigen Wanderleute mit Essen und Getränken versorgt werden. „Unsere Pommesfritteuse ist gewaltig groß“, sagt Mauser. Sie verfüge über einen Starkstromanschluss. Und auch der Bräter habe enorme Ausmaße. So gelinge es auch, dass trotz des großen Ansturms niemand lange warten müsse. „Das muss uns erst mal jemand nachmachen, das flutscht schon“, berichtet der Kassier mit Stolz. Die besondere Herausforderung liege darin, dass es dort oben im Wald weder Strom- noch Wasseranschlüsse gibt. Zusätzlich zum Zelt muss also beispielsweise ein Stromaggregat geliehen und natürlich rauf- und wieder runtertransportiert werden. Das gehe nur, weil an jenem Tag mehr als 100 Helferinnen und Helfer im Einsatz sind. So viele werden es voraussichtlich auch im Juli sein – pro Tag.

Das Festwochenende im Juli

Freitag Am 12. Juli beginnt das Festwochenende des Vereins im Schlosspark Oppenweiler mit einem Feierabendbier ab 16 Uhr; der offizielle Fassanstich erfolgt um 18 Uhr. Am Abend steigt eine Party mit Unterhaltung der One Night Band des Vereins sowie mit den Gästen der Partnervereine aus Lavagna und Görisried.

Samstag Am 13. Juli startet um 15 Uhr der Jahrhundertfestzug durch die Gemeinde am Sportplatz im Rohrbachtal. Abends ist Unterhaltung mit den Bands Obacht Blech und Sound Gurus geboten.

Sonntag Am 14. Juli wird mit einem Gottesdienst und dem offiziellen Festakt gestartet, dann spielen die Jugendorchester der Vereine im Kreis. Für Familien gibt es eine Spielstraße, außerdem wird am Abend das EM-Finale auf einer Leinwand übertragen.

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Erstellt:
23. Februar 2024, 06:00 Uhr

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