Aspach will sich altersgerecht aufstellen

In der Gemeindehalle in Großaspach findet heute Nachmittag im Sinne der Bürgerbeteiligung eine moderierte Veranstaltung zum Thema Alterspflege in der Gemeinde statt. Es ist ein Schritt in einem Prozess, an dessen Ende ein Handlungsleitfaden für die Zukunft stehen soll.

Ein Bürgerbeteiligungsverfahren soll in Aspach für Orientierung bei der Gestaltung der Pflegeangebote sorgen. Symbolbild: Adobe Stock/Halfpoint

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Ein Bürgerbeteiligungsverfahren soll in Aspach für Orientierung bei der Gestaltung der Pflegeangebote sorgen. Symbolbild: Adobe Stock/Halfpoint

Von Kai Wieland

Aspach. Die Aspacher Bürgermeisterin Sabine Welte-Hauff bezeichnet es als Glücksfall, dass die Diakoniestation Mittleres Murrtal vor gut zwei Jahren mit dem Angebot auf die Verwaltung zukam, in der Gemeinde künftig zwölf Tagespflegeplätze anzubieten. Was nun noch fehlte, war eine geeignete Immobilie. Der erste Ansatz war der eines Multifunktionsgebäudes samt Nahversorgung, Arztpraxis und besagter Tagespflegeeinrichtung in der Jahnstraße (wir berichteten). Gespräche mit der Diakoniestation und verschiedenen anderen Fachkräften hätten allerdings ergeben, dass eine solche Räumlichkeit an dieser Stelle für Tagespflegeplätze nicht geeignet sei, so Welte-Hauff. Die von verschiedener Seite kritisierte Nähe zum Hochwasserbereich sei dabei allerdings kein Faktor gewesen.

Wie sollte es aber stattdessen weitergehen? „Aus dieser Situation heraus war es meines Erachtens an der Zeit, diese Thematik auf vernünftige Beine zu stellen“, erklärt Sabine Welte-Hauff das weitere Vorgehen der Gemeindeverwaltung. „Vor allem haben wir es nicht für richtig gehalten, dass wir das einfach nur vorgeben, und wir haben uns auch nicht in der Lage gesehen, das alleine fachlich richtig anzugehen.“ Aus einer Klausurtagung des Gemeinderats zum Thema Pflege, an welcher auch der erste Vorsitzende des Diakonievereins Großaspach Jürgen Wuthe teilnahm, erwuchs schließlich die Idee, die Aufgabe in einem langfristig ausgerichteten Prozess unter Mitwirkung verschiedenster Fachkräfte und Institutionen sowie der Bevölkerung anzupacken. Wuthe brachte daraufhin das Landesförderprogramm Quartiersimpulse (siehe Infotext) ins Spiel. Der Antrag war erfolgreich, die Gemeinde freute sich über eine Förderzusage in Höhe von 69000 Euro, die unter anderem für eine externe Projektbegleitung und ein Bürgerbeteiligungsverfahren gedacht sind.

Alina Reinartz aus Spiegelberg ist studierte Architektin und Stadtplanerin und hat sich als Spezialistin für Prozessbegleitung und Organisationsentwicklung selbstständig gemacht. Bereits im vergangenen Frühjahr brachte sie sich mit ihrer Expertise bei der Antragstellung der Gemeinde Aspach für das Förderprogramm ein, seit November ist sie Leiterin des Bürgerbeteiligungsprojekts. Dieser Prozess nimmt nämlich nicht erst mit der heutigen Veranstaltung in der Gemeindehalle seinen Anfang. Eine Steuerungsgruppe hat sich bereits vor Monaten an die Arbeit gemacht, um die Themen und beteiligten Akteure zu ermitteln und zusammenzuführen. „Die Gruppe wurde sehr gezielt besetzt“, erklärt Alina Reinartz. Beteiligt sind unter anderem die Diakoniegruppe Oberes Murrtal, deren Pflegeangebot den Ausgangspunkt bildete, und das Alexander-Stift, das in Großaspach bereits ein Gemeindepflegehaus mit stationären Pflegeplätzen und betreuten Seniorenwohnungen betreibt. „Wir wollen keine Konkurrenz schaffen, sondern die Kräfte bündeln und alle Akteure in der Gemeinde mitnehmen“, betont Bürgermeisterin Sabine Welte-Hauff.

Veranstaltung in der Gemeindehalle

Weitere Themen

Teil der Steuerungsgruppe ist auch Jürgen Wuthe. „In der Pflege ist es meistens so, dass die Angehörigen die Hauptlast tragen“, sagt er. „Etwa 80 Prozent der Pflege finden ambulant statt und meine Zielrichtung ist es daher, diese Menschen zu unterstützen. Tagespflegeplätze wären da natürlich sehr hilfreich.“ Auch im ambulanten Bereich könne man Angebote schaffen mit dem Ziel, dass pflegebedürftige Menschen möglichst lange in ihrem heimischen Umfeld bleiben könnten.

Um solche Bedarfe konkret und alltagsnah definieren zu können, traten seit Jahresanfang Fokusgruppen zusammen, beispielsweise aus dem Bereich Physiotherapie. „Allein diese Vernetzung hat schon Positives bewirkt“, freut sich die Bürgermeisterin. So hätten die Einrichtungen nun einen besseren Überblick, welche Kollegen mit welchen Schwerpunkten vor Ort seien, sodass man Patienten auch untereinander gegebenenfalls an die geeignete Stelle weiterverweisen könne. Pflegende Angehörige sowie pflegebedürftige Menschen selbst seien in Form von Interviews einbezogen worden. „Der Bedarf ist groß und schon dieser Austausch und das Zusammenbringen in Fokusgruppen war sehr wertschätzend“, bestätigt Alina Reinartz.

Aus den Erfahrungen in den Fokusgruppen wurden schließlich Themenbereiche ermittelt, über welche sich die Bürgerinnen und Bürger heute Nachmittag nach Begrüßungen und Impulsvorträgen austauschen werden. Diese beziehen sich etwa auf die Koordinierung von Ehrenamtlichen, die Verbesserung der Information über bestehende Angebote und die Vernetzung unter den Akteuren. Aus den Erkenntnissen des Bürgerbeteiligungsverfahrens, das auch nach der heutigen Veranstaltung in Form von Workshops nachbereitet und fortgeführt wird, soll ein Handlungsleitfaden gewonnen werden, an dem sich die Gemeindeverwaltung zukünftig orientieren kann. Allerdings gehe es nicht nur darum, „eine schöne Vision für 2050 zu malen“, betont Alina Reinartz. „Es geht auch um konkrete Ergebnisse, die schneller umsetzbar sind, zum Beispiel im Bereich Information.“

Veranstaltung Die Veranstaltung „Älter und selbstbestimmt – Pflege neu denken in Aspach“ findet heute von 14 bis 18 Uhr in der Gemeindehalle in Großaspach (Rübengasse) statt. Die Bürgerinnen und Bürger Aspachs sind dazu herzlich eingeladen. Eine Anmeldung ist nicht notwendig.
Förderprogramm Quartiersimpulse

Zweck Mit dem Förderprogramm werden Kommunen in Baden-Württemberg unterstützt, die bei der Gestaltung von alters- und generationengerechten Quartieren auf Bürgerbeteiligung setzen. Das Programm ist Teil der Strategie „Quartier 2030 – gemeinsam gestalten“ des Ministeriums für Soziales, Gesundheit und Integration und wird finanziert aus Landesmitteln, die der Landtag Baden-Württemberg beschlossen hat. Ziel des Förderprogramms ist es, lebendige Quartiere zu gestalten, in denen sich Menschen einbringen, Verantwortung übernehmen, sich wertschätzen und gegenseitig unterstützen.

Voraussetzungen Voraussetzung für die Förderung ist, dass die Quartiersprojekte den Themenbereich „Pflege und Unterstützung im Alter“ umfassen und/oder Maßnahmen zur generationen- und altersgerechten Gestaltung des Lebensumfelds entwickelt werden. Zudem müssen die im Quartier lebenden Menschen bei der Gestaltung aktiv mit Elementen der Bürgerbeteiligung eingebunden werden.

Förderung Städte und Gemeinden können im Rahmen des Programms einen Zuschuss von bis zu 85000 Euro für ihr Quartiersprojekt erhalten. Die Kommunen erhalten den finanziellen Zuschuss dabei nicht nur für Sach- und Personalkosten, sondern auch explizit für Beratungskosten, also eine externe Projektbegleitung als Unterstützung. Über den Inhalt der Beratungsleistung kann jede Kommune selbst entscheiden.

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Erstellt:
16. März 2024, 06:00 Uhr

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