Viele Bürgermeister wollen in den Kreistag des Rems-Murr-Kreises

Dass Rathauschefs auch in großer Zahl im Kreisgremium vertreten sind, ist inzwischen schon Tradition. Wir haben uns im Verbreitungsgebiet unserer Zeitung umgehört, mit welchen Kandidaturen zu rechnen ist.

Für die Belange ihrer jeweiligen Stadt oder Gemeinde setzen sich viele Bürgermeisterinnen und Bürgermeister im Kreistag ein und wollen dies auch künftig tun. Archivfoto: Gabriel Habermann

© Gabriel Habermann

Für die Belange ihrer jeweiligen Stadt oder Gemeinde setzen sich viele Bürgermeisterinnen und Bürgermeister im Kreistag ein und wollen dies auch künftig tun. Archivfoto: Gabriel Habermann

Von Lorena Greppo

Rems-Murr. Im Kreistag sind sie in großer Zahl zu finden: (Ehemalige) Bürgermeisterinnen und Bürgermeister aus der Region engagieren sich ehrenamtlich im Gremium. Wenn am 9. Juni gewählt wird, werden erneut viele von ihnen auf dem Wahlzettel zu finden sein. Einige der lokalen Akteure finden sich in den Reihen der CDU, die meisten jedoch in der Fraktion der Freien Wähler. Diese hat keine Verbindung zur gleichnamigen Partei in Bayern, sondern sieht sich unabhängig von parteipolitischen Positionen und ohne festes Programm.

Backnangs Oberbürgermeister Maximilian Friedrich gehört seit knapp zehn Jahren dem Kreistag an, derzeit ist er der Fraktionsvorsitzende der Freien Wähler. Er bestätigt auf Anfrage, erneut zu kandidieren. „Traditionell gibt es zahlreiche Schnittmengen zwischen den Städten und Gemeinden und dem Landkreis“, erklärt er. Als Kreisrat und Fraktionsvorsitzender setze er sich mit starker Stimme für die Backnanger Interessen im Kreis ein. Darüber hinaus liege ihm aber auch viel an einem guten und effektiven Miteinander zwischen dem Landkreis und der kommunalen Familie. Friedrich bleibt bewusst parteilos. „Wir sind keinem Parteiprogramm, sondern als Wählervereinigung ausschließlich den Bürgerinnen und Bürgern unseres Landkreises verpflichtet und wir stehen für größtmögliche Transparenz“, sagt er.

Bernhard Bühler: „Im Kreistag engagiere ich mich für alle Themen, die sinnvoller auf Kreisebene gelöst werden.“

Ebenfalls für die Freien Wähler lassen sich Bernhard Bühler (Oppenweiler), Kai-Uwe Ernst (Auenwald), Patrizia Rall und Sabine Welte-Hauff (Aspach) aufstellen. Bühler ist bereits als Gremiumsmitglied aktiv. „Im Kreistag engagiere ich mich besonders für alle Themen, die sinnvoller auf Kreisebene gelöst werden können und uns zukunftssicher machen“, erklärt er. Das betreffe etwa die Abfallwirtschaft, das Sozialwesen oder den Klimaschutz. „Die Motivation zum kommunalpolitischen Engagement auf Kreisebene ist daraus entstanden, dass ich in den letzten Jahren das Glück hatte, sehr viele Erfahrungen sammeln zu können, wie politische Arbeit in Gemeinden vor Ort gelingen kann“, so Bühler weiter. Diese Erfahrungen wolle er auch auf Kreisebene einsetzen und etwas bewegen.

Seit drei Jahren ist Patrizia Rall als Bürgermeisterin im Amt, nun will sie sich also auch im Kreistag einbringen. Dass sie für die Freien Wähler kandidiert, hat Gründe: „Eine Kandidatur bei einer der etablierten Parteien kam für mich nicht infrage“, sagt sie. Ihr gehe es um Sachentscheidungen und sie finde ihre Überzeugungen und Ansichten in keinem Parteiprogramm wieder. „Im Gegenteil, ich hadere im Moment sehr mit deren Vorgehen.“

Kai-Uwe Ernst verweist genauso auf seine Ansicht, dass „politische Entscheidungen am besten auf der Grundlage von Sachverstand und unabhängig von starren Parteiideologien getroffen werden sollten“. Durch seine Kandidatur für den Kreistag wolle er zudem sicherstellen, dass seine Gemeinde bei der Ressourcenverteilung und der Planung von Infrastrukturprojekten angemessen berücksichtigt wird.

Murrhardts Bürgermeister Armin Mößner ist derzeit Vorsitzender der CDU-Fraktion im Kreistag. Bezüglich einer erneuten Kandidatur verweist er auf die noch anstehende Nominierungsveranstaltung. „Diesen Schritt will ich nicht vorwegnehmen.“ Es ist aber wohl davon auszugehen, dass sein Name erneut auf dem Stimmzettel steht.

Als Bürgermeister ist er bald nicht mehr im Amt, im Kreistag könne er sich noch eine weitere Amtszeit vorstellen, sagt Christoph Jäger. „Ich bin aus Überzeugung Kommunalpolitiker“, sagt der Großerlacher. Daher habe er der CDU-Fraktion, für die er im Gremium sitzt, zugesagt, erneut zu kandidieren. Seine Motivation ist klar: „Die Menschen aus der Region liegen mir auch weiter am Herzen“, sagt er. Und so wolle er sich gerne weiter einbringen und ihren Belangen Gehör verschaffen. Ins Rudern sei er kurz gekommen, als er nach der Berufsbezeichnung gefragt wurde. Bürgermeister a.D., klar. Aber was noch? Privatier? Freiberufler? Am Ende habe er sich für „Liedermacher“ entschieden, sagt Christoph Jäger. So kennt man ihn in der Region schließlich auch schon seit vielen Jahren.

Sein Fraktionskollege Reinhold Sczuka wird ebenfalls wieder zur Wahl stehen. Die Nominierung der CDU-Liste im Wahlkreis 12 Aspach sei vergangene Woche erfolgt, teilt Althüttes Bürgermeister mit. Er nimmt das kommunale Ehrenamt seit dem Jahr 1999 wahr. Bei der vergangenen Wahl habe er kreisweit die drittmeisten Stimmen auf sich vereinen können. Das Ehrenamt biete „eine gute Möglichkeit, die kommunalen Interessen und Erfahrungen in die Arbeit des Kreistages mit einzubringen“. Zudem könne man so wichtige Kontakte knüpfen und pflegen.

Irmtraud Wiedersatz: „In einer kleinen Gemeinde, wie wir es sind, ist man mit dem Amt mehr als ausgelastet.“

Anders hat es bislang Burgstettens Bürgermeisterin Irmtraud Wiedersatz gehalten. Sie sei zwar immer angefragt worden, ob sie nicht für den Kreistag kandidieren möchte, die Antwort war aber stets eindeutig. „Ich habe auch diesmal wieder abgelehnt“, sagt sie. „In einer kleinen Gemeinde, wie wir es sind, ist man mit dem Amt mehr als ausgelastet und ich wollte immer für die Belange der Gemeinde da sein“, so ihre Erklärung. Zudem bekam Irmtraud Wiedersatz ihre beiden Kinder während ihrer ersten Amtszeit. Mit einem weiteren Ehrenamt hätte sie gar keine Zeit mehr für die Familie gehabt. Die Kinder sind jetzt erwachsen, dafür betreue sie ihre 95-jährige Mutter. Hinzu kommt ehrenamtliches Engagement, etwa als Vorsitzende des Tierschutzvereins Backnang und bei den Veranstaltungen des Freibadfördervereins. „Und überall kann man nicht dabei sein. Irgendwann geht mal die Zeit aus.“

Auch Frank Hornek hat es in seinen vielen Jahren als Bürgermeister in Kirchberg an der Murr stets so gehandhabt. „Ich habe nie konkret erwogen, zu kandidieren“, erklärt er. Früher sei er durchaus angefragt worden, inzwischen sei seine Haltung wohl bekannt. „Ich sehe als deutlich effektiver an, meine Arbeitszeit in meinem Amt als Bürgermeister zu investieren statt in einem doch sehr großen Kreistagsgremium.“

Ähnlich argumentiert der Spiegelberger Bürgermeister Max Schäfer: „Ich habe hier genug zu tun“, sagt er. Er gehöre keiner Partei an, für deren Belange er sich einsetzen wolle, und habe auch keine Zeit im Überfluss. „Man muss schon die Hobbys ziemlich zusammenstreichen, um dem Beruf gerecht zu werden“, erklärt er.

Ebenfalls nicht für den Kreistag aufstellen lassen wird sich Veronika Franco Olias. Die neue Bürgermeisterin in Sulzbach an der Murr sagt zwar, sie habe eine Kandidatur in Erwägung gezogen, sich dann aber doch dagegen entschieden. „Ich bin ja erst ganz neu im Amt“, erklärt sie. Zudem sei die Gemeinde durch ihre ehrenamtliche Stellvertreterin Edelgard Löffler auf der Liste der Freien Wähler gut vertreten. Perspektivisch wolle sie eine Kandidatur für den Kreistag nicht ausschließen, sagt Franco Olias. Ihr Name wird allerdings auf einem anderen Stimmzettel zu finden sein – nämlich auf dem für die Regionalversammlung.

Weissachs Bürgermeister Daniel Bogner befindet sich aktuell im Urlaub und war nicht für eine Stellungnahme erreichbar.

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Erstellt:
15. Februar 2024, 06:00 Uhr

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