Großaspach und Kickers liefern sich ein Topduell, das diesen Namen auch verdient
Vor 5 000 Fans verliert der Oberliga-Zweite SG Sonnenhof gegen den Tabellenführer aus Stuttgart erst in den letzten Minuten 0:3. Nach früher Führung müssen die Fußballer aus Degerloch ein paar heikle Minuten überstehen, ehe sie am Ende doch noch klar gewinnen.
© Tobias Sellmaier
Sasha Diakiese (Mitte) und Großaspach waren immer wieder dicht dran an einem Tor. Doch Kickers-Schlussmann Ramon Castellucci und seine Vorderleute hielten dicht. Fotos: Tobias Sellmaier
Von Uwe Flegel
Es war ein echtes Spitzenspiel. Eines, das mit rund einer Viertelstunde Verspätung begann damit auch möglichst alle der rund 5 000 Zuschauer zum Anpfiff im Stadion waren. Und: Aus Großaspacher Sicht eines mit dem falschen Ergebnis. 3:0 gewann Oberliga-Tabellenführer Stuttgarter Kickers beim Zweiten SG Sonnenhof. Ein Sieg, der nicht völlig unverdient war, am Ende aber sicher zwei Tore zu hoch. Schließlich hatte das Topduell lange Zeit Spitz auf Knopf gestanden. Dann machten die Fußballer aus Degerloch mit zwei Kontern und den Toren von Konrad Riehle sowie David Braig in den letzten sieben Minuten aber alles klar.
Großaspachs Sportvorstand Michael Ferber war mit seiner Elf trotz der am Ende klaren Niederlage zufrieden: „Wir sind den Kickers auf Augenhöhe begegnet, haben aber zum Schluss aufgemacht.“ Das nutzten die Gäste, die schon nach sechs Minuten durch einen abgefälschten Distanzschuss von Kevin Dicklhuber in Führung gegangen waren. Danach zeigten beide Mannschaften, dass sie zurecht die Tabelle anführen.
Der SG-Coach trauert vergebenen Ausgleichschancen nach und beklagt einen nicht gegebenen Elfmeter
„Ich bin unfassbar stolz auf meine Jungs“, anerkannte SG-Trainer Evangelos Sbonias die Leistung seines Teams trotz all seiner Enttäuschung. „Wir hätten das 1:1 machen müssen“, trauerte der 40-jährige Coach der einen oder anderen vergebenen Chance hinterher. Dann gab er Schiedsrichter Lars Erbst noch einen mit: „Die Kickers hätten das Spiel zu zehnt beenden müssen und das Foul an Dominik Salz war ein glasklarer Elfmeter.“ Damit sprach der Trainer die beiden Szenen in der 68. Minute an, die die Aspacher Gemüter arg erhitzten.
Der Unparteiische sah es aber einfach anders als die Hausherren. Auch dadurch überstanden die Gäste die für sie wohl schwierigste Phase der Partie unbeschadet. Während sich der Tabellenzweite ärgerte, dass er am Ausgleich eben nur dicht dran war, ihn aber nicht erzielte. Für die Kickers waren es jedenfalls heikle Minuten.
Am Ende hielten sie dicht und bauten ihren Vorsprung an der Tabellenspitze gegenüber dem Verfolger aus dem Fautenhau auf sechs Zähler aus. „Darf ich bereits zur Meisterschaft gratulieren“, fragte der Stadionsprecher Tankred Volkmer bei der Pressekonferenz den Stuttgarter Trainer Mustafa Ünal? „Garantiert nicht, wenn man gesehen hat, wie Großaspach heute aufgetreten ist“, antwortete der 39-Jährige. Er gestand, dass er richtig glücklich sei, die Partie gewonnen zu haben. Denn: „Das war ein Duell zweier Topteams und eines Spitzenspiels würdig.“ Eines, in dem sich zum Schluss doch die Mannschaft durchsetzte, die ein wenig eingespielter wirkte. Das war wohl der entscheidende Unterschied. Die Gäste wirkten etwas abgeklärter und bei ihren Torchancen einen Tick gefährlicher. Die SG Sonnenhof setzte viel Herz und Leidenschaft dagegen.
© Tobias Sellmaier
Trainer Evangelos Sbonias trieb Aspach von der Seitenlinie immer wieder an. Letztendlich ohne Erfolg: Die SG nutzte ihre Chancen nicht und wurde zum Schluss ausgekontert.
Evangelos Sbonias rät: „Nicht so viel quatschen, sondern hart arbeiten“
Das reichte eben nur beinahe. Einverstanden war Sbonias mit dem Auftritt seiner Mannschaft trotzdem. Nur das Ergebnis stimmte für ihn nicht. „Wir waren keine drei Tore schlechter“, urteilte er trotzig und sagte zum Thema Titel- und Aufstiegskampf: „Einfach nicht so viel darüber quatschen, sondern weiterhin hart arbeiten.“ Vor allem versuchen, die Abstimmung bei den Offensivaktionen peu a peu zu verfeinern. Im Fußball die vielleicht schwierigste Aufgabe. Hingegen ist die Elf aus dem Fautenhau im sogenannten Spiel gegen den Ball schon sehr, sehr weit und bringt die Kugel von hinten heraus gut sowie kontrolliert nach vorne. Selbst gegen den souveränen Tabellenführer. Der letzte Pass in die Spitze ist es noch, der zumindest im Vergleich des Zweiten mit dem Ersten nicht ausreichend oft passte und vielleicht doch den Unterschied ausgemacht hätte.
Stadionsprecher Tankred Volkmer: „Das war ein richtig toller Fußballabend“
Anders wäre das wohl nur geworden, wenn die SG wenigstens eine der drei, vier guten Möglichkeiten genutzt hätte, die sich durchaus geboten hatten. Das gelang nicht – und als dann Sbonias eine Offensivkraft nach der anderen ins Spiel rein warf, da setzten die Kickers effektive Nadelstiche. Zweimal daran beteiligt: Der zu Beginn der zweiten Halbzeit eingewechselte Ex-Backnanger Loris Maier, der die spielentscheidenden Treffer jeweils gut vorbereitete.
Das richtige Schlusswort für eine Partie auf hohem Niveau fand Stadionsprecher Volkmer. Angesichts der stolzen Zuschauerkulisse und einer lange Zeit spannenden Partie urteilte er: „Das war ein richtig toller Fußballabend.“ Stimmt. Nur das Ergebnis hätte für Aspach besser passen dürfen.
SG Sonnenhof Großaspach: Reule – Frölich, Celiktas, Manduzio, Mohr (69. Sahiti) – Kutlu, Wöhrle (82. Scintu), Konrad (61. Dos Santos), Benko – Salz, Diakiese (61. Engel).
Stuttgarter Kickers: Castellucci – Polauke, Zagaria, Kolbe, Kammerbauer – Moos (54. Loris Maier), Campagna, Blank (88. Leon Maier), Berisha (73. Riehle) – Dicklhuber (77. Riedinger), Braig.
Tore: 0:1 (6.) Dicklhuber, 0:2 (83.) Riehle, 0:3 (90.+1) Braig. – Schiedsrichter: Erbst (Gerlingen). – Zuschauer: 4 994.
