Handball-Bundesliga der Frauen
HB Ludwigsburg: Spielbetrieb wird nicht fortgesetzt
Nach wochenlanger Ungewissheit steht nun fest: Die HB Ludwigsburg wird auch nicht mit reduziertem Etat am Spielbetrieb der Frauenhandball-Bundesliga teilnehmen.

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Karolina Kudlacz-Gloc wirft im Vorbereitungsspiel gegen Frisch Auf Göppingen aufs Tor – in der kommenden Bundesligasaison ist die HB Ludwigsburg nicht dabei.
Von Jürgen Frey
Alle Bemühungen blieben am Ende erfolglos: Die in finanzielle Schieflage geratene HB Ludwigsburg wird nicht am Spielbetrieb der kommenden Saison in der Handball-Bundesliga der Frauen teilnehmen. Dies ist ein herber Schlag für den deutschen Frauenhandball im Jahr der Heim-WM. Bis zuletzt hatte der amtierende deutsche Meister darum gekämpft, um wenigstens mit einem Rumpfteam mit abgespeckten Etat in die Runde zu starten.
„Wir haben in den vergangenen Wochen mit Hochdruck an verschiedenen Szenarien gearbeitet“, erklärte der vorläufige Insolvenzverwalter Holger Leichtle. „Doch auch in einem deutlich reduzierten Rahmen ist es uns nicht gelungen, eine tragfähige Finanzierung auf die Beine zu stellen. Vor diesem Hintergrund war jetzt eine verantwortungsvolle Entscheidung erforderlich.“
Samstag wäre es in Göppingen losgegangen
Zumal die Zeit drängte. Für den kommenden Samstag war das erste Punktspiel in der EWS-Arena bei Frisch Auf Göppingen angesetzt. Dessen Geschäftsführer Claus Mai sagt: „Das Ganze ist äußerst bedauerlich, für die komplette Sportart und damit auch für uns. Wir hatten Plakate gedruckt , Tickets verkauft, die Halle geblockt. Doch irgendwie war es am Ende absehbar, wichtig ist, dass jetzt endlich Klarheit herrscht.“
Die HB Ludwigsburg hatte zuletzt gemeinsam mit der Stadt Ludwigsburg, Sponsoren und Unterstützern nach Möglichkeiten gesucht, den Spielbetrieb zumindest in einem kleineren Rahmen zu sichern. Die bereits in der vergangenen Saison entstandene Finanzierungslücke ließ sich jedoch in der Kürze der Zeit nicht schließen.
„Diese Entscheidung ist alles andere als leichtgefallen“, erklärte der Vereinsvorstand. „Aber wir müssen anerkennen, dass die Voraussetzungen schlicht nicht mehr gegeben sind.“ Club und Insolvenzverwaltung betonten die Hoffnung, dass der Frauenhandball in Ludwigsburg langfristig wieder eine Perspektive bekomme. Auch Ludwigsburgs Oberbürgermeister Matthias Knecht zeigte sich betroffen: Ein „sensationelles Sportjahr mit Meisterschaft, Pokalsieg und beeindruckenden Auftritten in der Champions League und einer großartigen Meisterfeier“ ende im Nichts.
Insolvenzantrag am 22. Juli
Die HBL hatte am 22. Juli beim Amtsgericht Ludwigsburg einen Insolvenzantrag gestellt. Die Nachricht kam für die Öffentlichkeit aus dem Nichts und erschütterte die Szene. Der langjährige Hauptsponsor Olymp hatte – wie rechtzeitig angekündigt – seine Zuwendungen stark reduziert. Den Ausfall konnte das Management nicht kompensieren. Als der Insolvenzverwalter am 4. August der Mannschaft die Zahlen präsentierte, zerschmetterte das so gut wie jede Hoffnung. Die Nationalspielerinnen suchten und fanden neue Vereine.
Der Versuch, mit deutlich weniger Geld am Spielbetrieb teilzunehmen und damit die Lizenz zu sichern, ist nun endgültig gescheitert. Die Liga wird nur mit elf Teams an den Start gehen. Die Partien, an denen Ludwigsburg laut Spielplan vorgesehen war, entfallen ersatzlos – stattdessen hat der jeweilige Gegner am entsprechenden Spieltag spielfrei.
Bleibt die Frage, wie es sein konnte, dass ein Club die Lizenz erhält, dem mindestens zwei Drittel des Etats fehlen. Die Lizenzierungskommission der Handball-Bundesliga der Frauen (HBF) hätte bei der Abgabe der Unterlagen Ende Februar zumindest kritische Fragen stellen müssen.
Von der HBF kam am Dienstag nur ein kurzes Statement: „Wir bedauern, dass es trotz aller Versuche der Verantwortlichen, den Spielbetrieb in Ludwigsburg aufrecht zu erhalten, zu dieser Entscheidung kommen musste. Wir werden nun zusammen mit den Clubs der 1. Bundesliga die Auswirkungen auf den Spielbetrieb und das weitere Vorgehen im Detail besprechen”, so Geschäftsführer Christoph Wendt, übrigens einer von drei Mitgliedern der Lizenzierungskommission.