Leserschätze vom Experten geschätzt

Antiquitätenhändler und „Bares für Rares“-Experte Fabian Benöhr hat sich ausgewählte Stücke unserer Leser genauer angeschaut und eine Schätzung von deren Wert abgegeben.

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„Es sind viele tolle Sachen dabei“, lautet das Urteil des Experten Fabian Benöhr...
„Es sind viele tolle Sachen dabei“, lautet das Urteil des Experten Fabian Benöhr und seine Begutachtung bringt für die Besitzer auch allerlei Überraschungen – positive wie negative.Wir stellen die Leserschätze vor und versuchen, etwas Licht in deren Geschichte zu bringen.

© Tobias Sellmaier

Bei Fabienne Rathmanns Mitbringsel handelt es sich um einen Dachbodenfund. „Die ...
Bei Fabienne Rathmanns Mitbringsel handelt es sich um einen Dachbodenfund. „Die Uhr ist auch schon mit umgezogen und lag eigentlich nur rum“, erzählt die Leutenbacherin lachend. Die etwa 40 Zentimeter große Standuhr hat schon bessere Tage erlebt, davon zeugen Staub, Macken und abgeblätterte Farbe. „Der Zustand ist grausig“, findet auch Fabian Benöhr. Dennoch hat Rathmann die Uhr behalten. „Und das haben Sie genau richtig gemacht“, lautet das Urteil des Experten. Denn die „Reichs-Colonial-Uhr“ aus dem Jahr 1905 ist – obwohl in Serie produziert - inzwischen recht selten und die Thematik der Kolonien gefragt. Sprüche wie „Kein Sonnen-Untergang in unserem Reich“ sollten damals die Größe und Macht Deutschlands zeigen. „Knackpunkt wird sein, ob man die Uhr zum Laufen kriegt.“ Benöhr ist optimistisch. Dann sei sie zwischen 800 und 900 Euro wert. Für Fabienne Rathmann eine durchaus gute Nachricht: „Ich hätte sie wahrscheinlich für 200 Euro hergegeben.“

© Tobias Sellmaier

Als Horst Schuster nach einer Radtour in Burkheim am Kaiserstuhl einen Antiquitä...
Als Horst Schuster nach einer Radtour in Burkheim am Kaiserstuhl einen Antiquitätenladen betrat, war es die Keramikfigur einer älteren Frau, die ihm sofort ins Auge fiel. Er erwarb sie nicht gleich, sondern als er Monate später erneut in der Gegend war. „Sie war mir nicht aus dem Kopf gegangen“, erklärt der Murrhardter. „Die Hände und das Gesicht zeugen von jahrelanger Arbeit. Das hat mich vielleicht an die Oma erinnert“, sagt er. Er kaufte das Werk des deutschen Künstlers Carl Kornhas für 300 Euro. Ein angemessener Preis, wie auch Fabian Benöhr findet. „Kornhas war bedeutend für die deutsche Keramik und das Gesicht ist trefflich dargestellt.“ Obwohl Keramik auf dem Kunstmarkt etwas stiefmütterlich behandelt werde, sieht er den Preis der Figur ebenfalls zwischen 300 und 350 Euro. Und dass Schuster einen persönlichen Bezug zum Werk hat, sei das wichtigste: „Sie würdigen dadurch den Künstler.“

© Tobias Sellmaier

Mit ihrer Porzellanpuppe hat Renate Kloos nie gespielt. Im Alter von zehn Jahren...
Mit ihrer Porzellanpuppe hat Renate Kloos nie gespielt. Im Alter von zehn Jahren hat die Auenwalderin sie von ihrer Oma geschenkt bekommen, diese habe sie als Kind vom Neckarremser Adel erhalten, etwa um 1900. Gefertigt worden sei sie aber schon zwischen 1850 und 1860, lautet die Einschätzung Fabian Benöhrs. „Sie ist auch relativ gut erhalten, es ist nichts abgebrochen“, sagt er nach eingehender Begutachtung. Zwar sei die Puppe in Masse gefertigt worden, allerdings von Hand bemalt. „Im Zuge der Industrialisierung wurde das Kind mehr gesehen“, erklärt er den historischen Zusammenhang. Die Puppen seien aber auch ein Mittel der Erziehung gewesen, mit dem Mädchen auf ein Leben als Mutter und Hausfrau vorbereitet wurden. Weil für sie der emotionale Wert zählt, will Renate Kloos keine Schätzung abgeben. „Mit dem Puppenmarkt geht es leider steil bergab“, klärt der Experte auf. „Es rücken kaum Sammler nach.“ Für die Puppe setzt er einen Preis zwischen 120 und 170 Euro an.

© Tobias Sellmaier

Das Bild „Gänseliesel“, das Gabriele Pfeil und ihr Mann Rudi mitgebracht haben, ...
Das Bild „Gänseliesel“, das Gabriele Pfeil und ihr Mann Rudi mitgebracht haben, wurde von ihrem Vater ganz besonders wertgeschätzt. „das hing im Wohnzimmer und war sein Heiligtum“, erinnert sich die Weissacherin. Damals habe die Familie noch in Erbstetten gewohnt, die Einwohner nenne man bis heute spaßhalber „Gasger“. Deshalb war dem Vater klar: Das wird sein Bild. Für damals 2800 DM erwarb er das Gemälde des Künstlers Wolfgang Heinz. Pfeils Wunschpreis wäre 1400 Euro. „Das wird schwer“, sagt Fabian Benöhr von vorneherein. Zwar sei das Gemälde von der Machart wirklich schön - „Der Maler hatte eine Gabe dafür, wie er Licht und Schatten ausführt“ - nur sei das Landschaftsthema ziemlich am Boden. „Die Nachfrage ist extrem niedrig und manche Motive fallen aus der Zeit. So ist es auch hier.“ Trotz einer Original-Urkunde mit Unterschrift des Malers schätzt der Experte das Bild auf 350 bis 450 Euro. Für Gabriele Pfeil ist das kein Preis, mit dem sie sich anfreunden kann, weswegen Benöhr ihr rät, das Bild als Erinnerungsstück an den Vater aufzubewahren und zu lieb schätzen.

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Eine siebenteilige Schreibtischgarnitur hat Andreas Schröder aus Backnang dabei....
Eine siebenteilige Schreibtischgarnitur hat Andreas Schröder aus Backnang dabei. Stempelkissen, Tintenfass und Kerzenhalter sind nur einige Bestandteile des Sets, das Schröders Mutter von ihrem verstorbenem Partner erhalten . Vorbesitzer sollen eine Baronin und ein preußischer Militär gewesen sein. Auf Fabian Benöhrs Nachfrage, welches Alter das schmucke Ensemble wohl haben könnte, antwortet Schröder: „Das ist für mich wie ein Buch mit sieben Siegeln. Aber gefühlt ist das von 1900.“ Der Experte nickt zustimmend: „1890 bis 1910, würde ich auch sagen.“ Ein Stück sticht aber das Dekor betreffend heraus, was auch Schröder schon aufgefallen war. Benöhr vermutet, dass die Briefklammer im Jugendstildesign von der Firma Erhard und Söhne stammt, die heute noch als metallverarbeitendes Unternehmen, jedoch als Automobilzulieferer, in Schwäbisch Hall ansässig ist. „Das Stück ist fein ausgeführt, aber maschinell gedrückt. Das Dekor gab es bis in die 1930er-Jahre. Leider ist ein Wasserschaden sichtbar“, präzisiert Benöhr. Um das genauer herauszufinden, wäre eine längere Archivrecherche nötig, da keinerlei Dokumente dazu in Schröders Besitz sind. Eine solche Schreibgarnitur traf man seinerzeit im mittleren und oberen Bürgertum an, wo es im Wohnzimmer stand und die Geschäftigkeit der Besitzer darstellen sollte, führt der Fachmann aus. Leider sei keine Schatulle dabei. Die seien gefragter, dann ließe sich das besser verkaufen. Benöhr empfiehlt eine Reinigung der Stücke, um sie dann am besten mit einem Festpreis bei Ebay an den Mann bringen zu können. 140 bis 190 Euro seien drin.

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Von ihrem Großvater hat Andrea Häußer (im Foto: Ehegatte Harald Häußer) seinerze...
Von ihrem Großvater hat Andrea Häußer (im Foto: Ehegatte Harald Häußer) seinerzeit einen Band der Backnanger Kreiszeitung erhalten, die im 19. Jahrhundert erst als „Intelligenz-Blatt“ sowie später als „Murrtal-Bote“ firmierte. In dem Band aus dem Jahre 1846 sind die Ausgaben eines ganzen Jahres enthalten. Damals erschien die Zeitung dreimal die Woche. Von diesem Band gibt es nur drei Exemplare: Eines davon befindet sich im Besitz der Verlegerfamilie Stroh, ein weiteres wird im Backnanger Stadtarchiv aufbewahrt. Und das aus gutem Grunde: Denn es handelt sich um Regionalhistorie in geballter Form und ist eine spannende Lektüre, wie die Besitzerin aus Weissach im Tal betont. Wie oft haben Hoheit geheiratet? Warum schreibt die Wirtin einer Gaststätte in Backnang nicht mehr an? Fragen wie diese sind Thema der damaligen Artikel. „Geschichte und Geschichten von vor fast 175 Jahren“, bringt Andrea Häußer es auf den Punkt. Fabian Benöhr, ebenfalls ein großer Freund regionaler Geschichtskunde, ist derweil beim Äußeren des Bandes hängengeblieben. „Heutzutage wäre es undenkbar, dass einer das so aufwendig binden lässt, da würden sie arm drüber“, sagt er und streicht über den Ledereinband, der allerdings in keinem guten Zustand mehr ist. Interesse daran dürften aber wohl nur Heimatkundler haben, ein beengter Kundenkreis also, weswegen Benöhr 100 bis 120 Euro als Preis für realistisch hält. „Ich würde mir wünschen, dass jemand Spaß daran hat und was damit macht. Ich habe früher oft drin geblättert“, gibt Andrea Häußer zu verstehen. Der Experte rät zur Geduld, wenn das gute Stück denn wirklich verkauft werden soll.

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Seit rund 20 Jahren befindet sich ein Gemälde im Haus von Helga Deuschl (links),...
Seit rund 20 Jahren befindet sich ein Gemälde im Haus von Helga Deuschl (links), das ihr Mann 1967 erworben hat. 750 DM hat es damals gekostet. Es hing immer im Treppenhaus, wie sich Tochter Gunda Altherr erinnert. Sie selber hat keinen besonderen Bezug zu dem Bild. „Außer, dass es immer da war“, wie sie sagt. Das Motiv zeigt eine stimmungsvolle Stadtszene in Venedig, wo beide Damen auch schon einmal gewesen sind. „Eine coronauntypische Menschenansammlung“, konstatiert der Fachmann Fabian Benöhr, während er das Gemälde mit der Lupe betrachtet. Er ist ganz angetan von den Farben, der kunstvollen Darstellung der Wasserfläche und der schönen Stimmung des Motivs. Die oberflächliche Verschmutzung des Bildes sei über die Jahre hin normal. Er rät zu einer professionellen Reinigung. Selber Hand anzulegen könnte das Werk von Erich Mercker schnell ruinieren. Der Maler sei ein verrückter Kerl gewesen und auch umstritten mit Blick auf sein Wirken in der NS-Zeit. Als Industriemaler war er insgesamt sehr gefragt. Helga Deuschl selbst hat keine Vorstellung, wie hoch der Wert des Werks zu beziffern ist. Ihre Tochter spricht von 1000 bis 2000 Euro, für die ähnliche Bilder im Internet angeboten würden. Benöhr nennt einen Schätzwert von 2000 bis 2500 Euro, aber eben nach besagter Reinigung, die ihrerseits gut 500 Euro kosten kann. Benöhr: „Auf einer Auktion ließe sich vielleicht sogar noch mehr rausholen als bei einem Händler. Es kommt auf die Liebhaberschaft an.“

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Von ihrem Vater hat Vesta Trillitsch ein ganz besonderes Buch geerbt. Es handelt...
Von ihrem Vater hat Vesta Trillitsch ein ganz besonderes Buch geerbt. Es handelt sich um eine Elberfelder Bibel. Dabei handelt es sich um eine deutsche Bibelübersetzung, die erstmals 1855 (Neues Testament) beziehungsweise 1871 (Altes Testament) erschien. „Ich habe schon mal gegoogelt und bei Ebay geguckt. Sie hat wohl mehr ideellen Wert“, räumt die Backnangerin ein. „Sie ist aber sehr imposant“, findet Fabian Benöhr, während er das gute Stück begutachtet. Ein Name steht vorne auf dem Buchdeckel der Bibel. Trillitsch erläutert die dazugehörige Familiengeschichte und hat auch eine Geburtsurkunde ihrer Uroma dabei. Letztlich ist nicht mehr nachvollziehbar, welcher ihrer Ahnen den Namen getragen hat. Die Bibel ist aber jedenfalls seit jeher im Familienbesitz, sagt sie. Laut dem Experten gibt es diese Bibeln in riesigen Auflagen: „Und sowas wirft ja keiner einfach weg.“ Es gebe sehr viele solcher Angebote im Antikmarkt, aber die Nachfrage sei dementsprechend gering. „Vielleicht hundert Euro“, schätzt die BKZ-Leserin auf Nachfrage Benöhrs den Wert des Buches. Der Experte verzieht das Gesicht. „Sowas ist extrem schwierig zu verkaufen. Bücher gehen generell schlecht“, gibt er zu verstehen. Sie einfach zu behalten oder zu verschenken, wäre das Beste, meint er. Zumal sie über einen wunderbar gestalteten Einband verfüge: „Das war viel Arbeit und ist heute undenkbar mit der Lederprägung und dem Goldschnitt – komplett aus der Zeit gefallen.“ Der Marktpreis sei gering, aber der emotionale Wert immens.

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Von seiner Mutter hat Rainer Czapek den Schrankkoffer erhalten. „Ein tolles Stüc...
Von seiner Mutter hat Rainer Czapek den Schrankkoffer erhalten. „Ein tolles Stück“ schwärmt Fabian Benöhr, besonders auch deshalb, weil Aufkleber verraten, dass dieses großformatige Gepäckstück schon weit gereist ist. „Mit der Norddeutschen Lloyd ist der Koffer mal mit irgendeinem Schiff nach New York gefahren“, staunt der „Bares für Rares“-Experte. Czapek meint, dass der Koffer mindestens 100 Jahre alt ist und dass er aus der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg stamme. Die Frage, ob er auch noch Uniformteile habe, die eventuell im Koffer hingen, denn die seien gesucht, muss der BKZ-Leser aus Oppenweiler-Wilhelmsheim verneinen. „Der Koffer ist benutzt, er ist auch alt, aber alles gut“, meint Antiquitätenhändler. Er finde zwar keinen Herstellervermerk, aber bei jungen Leuten sei ein solcher Überseekoffer trotzdem gefragt. „Die machen sich eine Bar oder einen Couch-Tisch draus.“ 300 bis 400 Euro könne man dafür bekommen. Vom Restaurieren rät der Experte ab. „Ich würde ihn einfach so lassen, original und stimmig. Höchstens mit Leinöl die Holzteile behandeln und die Messingscharniere putzen, mehr nicht. Ich spreche da aus Erfahrung: Es wird nie so, wie man es sich wünscht.“

© Tobias Sellmaier

Doris und Rolf Müller aus Allmersbach im Tal sind nicht nur mit zwei großformati...
Doris und Rolf Müller aus Allmersbach im Tal sind nicht nur mit zwei großformatigen Gemälden der Künstlerin Elisabeth Voigt zur Expertise gekommen, sondern auch mit einer wunderbaren Geschichte dazu. Wie er seine Frau vor gut 30 Jahren kennengelernt hatte und das erste Mal bei ihrer Familie zu Besuch war, traf er auch auf eine Cousine des Vaters seiner zukünftigen Frau, die ihn gleich mochte, berichtet Rolf Müller. So haben sie die Verwandte, zu der sie Tante sagten, des öfteren in Stuttgart besucht. Deren Mann hat 1914 sein Abitur in Leipzig gemacht. Und die Tante, die mittlerweile verstorben ist, hatte immer gesagt, dass das Bild mit dem Mädchen auf Wunsch ihres Mannes für ihn von der damals in Leipzig lebenden Künstlerin Elisabeth Voigt gemalt worden sei. „Der muss die wohl gekannt haben“, sagt Rolf Müller. Fabian Benöhr hat gleich Sympathie für dieses Gemälde, das ein Mädchen aus Tirol mit einem Stecken und einem „komischen Tierkopf drauf“ zeigt, mit dem die Kinder damals an Allerheiligen um die Häuser gezogen sind und Krapfen erbettelt haben. „Haben Sie‘s hängen?“ fragt der Experte, und erntet die wohl unerwartete Antwort von Doris Müller: „Das steht bei uns seit Jahren im Eck.“ Das Bild habe viele Jahre bei der Tante im Esszimmer gehangen. Dort habe es gut zur Einrichtung gepasst. Aber bei den Müllers in Maubach offensichtlich gar nicht. Schließlich taxiert der „Bares für Rares“-Experte das Gemälde, das eine Heuernte in Tirol zeigt, auf 1000 bis 1500 Euro, und das Mädchen-Gemälde auf 2000 bis 2500 Euro. Das Ehepaar will den Ratschlag des Antiquitätenhändlers, es doch mal in Leipzig anzubieten, gern befolgen. Denn der bildkünstlerische Nachlass von Elisabeth Voigt wird dort im Museum der bildenden Künste aufbewahrt.

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„Sie sind Kapitän?“ wird Bernd Pallmann gleich zu Anfang gefragt. Der Murrhardte...
„Sie sind Kapitän?“ wird Bernd Pallmann gleich zu Anfang gefragt. Der Murrhardter verneint lachend diese Frage ebenso, wie die nächste, die Fabian Benöhr schmunzelnd stellt: „Aber in Ausbildung?“ Und dann mit etwas mehr Ernst: „Sie haben aber einen Bezug zu England?“ Pallmann stimmt zunächst zu: „Ja, das ist richtig“, um dann aber – auf das Taschenfernrohr deutend – doch wieder zu verneinen: „zu der Zeit habe ich noch keinen Bezug zu England gehabt.“ Es war 1969, beginnt er zu erzählen, als sein Bruder ihn eines Tages fragte, ob er ihn nicht zu einer Briefmarkenausstellung auf den Killesberg begleiten würde. „Ich interessiere mich gar nicht für Briefmarken, bin aber trotzdem mit“, bekennt Pallmann. Dort habe es nicht nur die gezackten Wertmarken gegeben, sondern auch andere alten Sachen. „Mein Bruder hatte sich damals für das Fernglas interessiert und hatte es gekauft.“ – „Wissen Sie noch, was es gekostet hat?“ will Benöhr wissen. Der Murrhardter weiß es noch: „Zehn Mark“, sagt er und schmunzelnd. Zum seinem Geburtstag habe er es dann von seinem Bruder geschenkt bekommen. „Sie haben auch schon recherchiert und die Handgravur entdeckt. . .“ – „Ich bin Graveur, aber im Ruhestand“, lacht Pallmann. Benöhr nickt anerkennend. Und als er sich schließlich nach einer Wertvorstellung erkundigt und der Murrhardter antwortet: 100 bis 150 Euro“, platzt es aus Benöhr heraus: „Jetzt tauschen wir den Platz. Sie sind ja der Fachmann, Sie haben vollkommen recht. So sehe ich das auch.“

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Die goldene Damentaschenuhr, die Hildegard und Uwe Köhl aus Maubach mitgebracht ...
Die goldene Damentaschenuhr, die Hildegard und Uwe Köhl aus Maubach mitgebracht haben, glänzt, als wäre sie fabrikneu oder unbenutzt über Jahrzehnte hinweg geschützt aufbewahrt worden. „Sie hatten eine Dame in Ihrer Verwandtschaft. . .“, wendet sich Benöhr an Hildegard Köhl. „Ja, meine Mutter.“ „Sie hatten noch eine Dame in Ihrer Verwandtschaft. Die Mutter Ihrer Mutter. Aber diese Uhr stammt von Ihrer Urgroßmutter, wahrscheinlich, so um den Dreh rum“, sagt der Experte, der das Herstellungsjahr auf die Zeit um 1900 oder 1910 schätzt. „Es war schon damals etwas Wertvolles, das vielleicht höher gestellte Bauern getragen haben“, meint Benöhr, „aber es passt eher zu einer Dame.“ Doch jetzt sei das Stück nur schwer zu verkaufen. Er untersucht die Uhr, findet den Hinweis „zehn Rubine“ und dann auch 14 Karat auf drei Deckeln. Die Waage zeigt etwas über 20 Gramm an, wobei das meiste davon auf das Schweizer Werk entfalle. Der Experte geht von einem 585er Goldanteil von drei bis viereinhalb Gramm aus, „vom Goldwert her also keine so richtig gute Geschichte“. 250 Euro könnten die Köhls für das Stück bekommen.

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Fabian Benöhr schaute sich die Stücke unserer Leser genau an und befand: "Es hat...
Fabian Benöhr schaute sich die Stücke unserer Leser genau an und befand: "Es hat mir richtig viel Spaß gemacht!"

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