Kickers verlieren in Großaspach
Selbst in Überzahl – nichts Zwingendes und keine Torchance
Den Stuttgarter Kickers fehlt in Überzahl die Durchschlagskraft, weshalb es bei der SG Sonnenhof vor 4850 Zuschauern ein 1:3 setzt. Ex-Kickers-Spieler Loris Maier trifft zweimal.
© Baumann/Julia Rahn
Loris Maier (re.) erzielte gegen seinen Ex-Club Kickers zwei Tore für Großaspach.
Von Jürgen Frey
David Tomic kickte wutentbrannt die Werbetafel um, donnerte dann seine Trinkflasche auf den Rasen. Nach den 90 Minuten in der Wir-machen-Druck-Arena war die Enttäuschung beim Mittelfeldspieler der Stuttgarter Kickers groß. Er hatte das Spiel der Blauen im Mittelfeld unermüdlich angekurbelt, im Strafraum bekam sein Team aber nichts Zwingendes zustande. Am Ende setzte es vor 4850 Zuschauern im Regionalligaspiel bei der SG Sonnenhof Großaspach eine 1:3(1:2)-Niederlage. Trotz einer über 40-minütigen Überzahl nach der Gelb-Roten Karte für SG-Mittelfeldmann Mert Tasdelen (51.).
„Die männlichere, robustere und cleverere Mannschaft hat gewonnen“, sagte Kickers-Trainer Marco Wildersinn. „Mit einem Mann mehr haben wir die Linie verloren und keine Mittel gegen den tief stehenden Gegner gefunden.“ Zu träge, zu langsam, zu umständlich, zu ideenlos, ohne kühlen Kopf agierten die Blauen in Überzahl. Es fehlte der entscheidende Pass in die Tiefe, es mangelte an gefährlichen Flanken und insgesamt – wieder einmal – an Durchschlagskraft im Strafraum.
Großaspach war in der 16. Minute in Führung gegangen. Ein Abschlag von Kickers-Keeper Leon Neaime blockte SG-Stürmer Michael Kleinschrodt, der Ball kam zu Tasdelen und sein nicht unhaltbarer Flachschuss schlug im langen Eck ein.
Beim 1:1 der Kickers war Slapstick im Spiel. SG-Innenverteidiger Antonis Aidonis schoss bei der Spieleröffnung Flamur Berisha an, von ihm prallte der Ball ins Netz (27.) – sein siebter Saisontreffer. „Dieses Tor nehme ich voll auf meine Kappe, das ist unsere Philosophie, wir wollen von hinten raus Fußball spielen“, sagte SG-Trainer Pascal Reinhardt. Die Kickers waren gut im Spiel, kombinierten ansehnlich und vergaben eine gute Konterchance durch Marlon Faß (36.).
Die Führung vor der Pause aber gelang Großaspach. Eine Flanke von Marius Kunde konnte Keeper Neaime nicht aus der Gefahrenzone befördern – Ex-Kickers-Spieler Loris Maier staubte zum 2:1 ab (44.).
Es folgte kurz nach der Pause die Gelb-Rote Karte für Tasdelen, doch in Überzahl schafften es die Kickers nicht, gefährlich in den gegnerischen Strafraum zu kommen. Die trostlose und bedenkliche Folge: Keine einzige Torchance. „Wahrscheinlich wäre es für unser Spiel besser gewesen, das Spiel wäre elf gegen elf weitergegangen“, sagte Mittelfeldmann Per Lockl hinterher.
„Großaspach hat den Bus geparkt und uns fiel nicht viel ein“, ergänzte Innenverteidiger Milan Petrovic. Wie auch immer: Für das entscheidende Tor für den enorm robusten und willensstarken Aufsteiger sorgte Doppelpacker Loris Maier nach einem Zuckerpass von Elia Rahn (80.).
Eine kleine Spitze konnte sich SG-Coach Reinhardt im Zusammenhang mit dem Mann des Tages hinterher nicht verkneifen: „Vielleicht haben sie bei seinem Ex-Club nicht 100 Prozent an ihn geglaubt, bei uns zeigt Loris seine Qualitäten.“ Und steht mit Großaspach nach Ende der Hinrunde auf Platz zwei – nur einen Punkt hinter Tabellenführer SGV Freiberg, der nach neun Siegen in Serie zu Saisonbeginn nun zum achten Mal hintereinander nicht gewinnen konnte (0:0 gegen Bayern Alzenau).
Und die Kickers? Sie haben erneut auswärts eine große Chance verpasst, Tuchfühlung zur Spitze aufzunehmen, rangieren mit sechs Punkten Rückstand auf Freiberg im grauen Mittelmaß. „Wir haben insgesamt viel Luft nach oben, viel Arbeit hinter und viel Arbeit vor uns“, lautete Wildersinns Hinrundenfazit.
Aufstellungen
Stuttgarter Kickers Neaime – Udogu, Danquah, Petrovic (85. Schwab), Borac – Lockl (63. Unsöld), Zaiser (85. Kiefer), Tomic – Hencke (71. Hencke), Faß, Berisha (71. Mauersberger).
Bank: Dumrath, Fundel, Blank, Schembri.
Nicht im Kader: Dornebusch, Mitrovic, Braig, Stojak, Skenderovic, Abdullahu, Mulaj.
SG Sonnenhof Großaspach Reule – Leon Maier (53. Rahn), Aidonis, Nuraj, Molinari – Loris Maier (88. Mistl), Celiktas, Kunde, Tasdelen – Kleinschrodt, Eisele (71. Janes).
Saison 2025/26
Ergebnisse 1. Göppinger SV – Kickers (0:2/zweite WFV-Pokal-Runde), SG Barockstadt Fulda-Lehnerz – Stuttgarter Kickers 0:1, Kickers – SV Sandhausen 3:2, VfR Aalen – Kickers (0:2/dritte WFV-Pokal-Runde), Kickers – Eintracht Trier 1:1, 1. FSV Mainz 05 II – Kickers 3:0, Kickers – Kickers Offenbach 1:2, TSV Weilimdorf – Kickers (1:2/WFV-Pokal-Achtelfinale), TSV Steinbach Haiger – Kickers 0:1, Kickers – SC Freiburg II 4:0, KSV Hessen Kassel – Kickers 3:0, FC Bayern Alzenau – Kickers 3:0, Kickers – SGV Freiberg 1:1, FSV Frankfurt – Kickers 3:0, Kickers – Bahlinger SC 3:0, TSG Balingen – Kickers 0:2, Kickers – TSV Schott Mainz 2:1, FC 08 Homburg – Kickers 2:1, Kickers – FC-Astoria Walldorf 2:1, Kickers – SG Sonnenhof Großaspach 2:1.
Termine Kickers – SG Barockstadt Fulda-Lehnerz (Samstag, 22. November, 14 Uhr), SV Sandhausen – Kickers (Sonntag, 30. November, 14 Uhr), Eintracht Trier – Kickers (5. Dezember, 19 Uhr), Kickers – 1. FSV Mainz 05 II( 20. bis 22. Februar 2026). (jüf)
© Baumann/Julia Rahn
Jacob Danquah im Zweikampf mit Michael Kleinschrodt.
© Baumann/Julia Rahn
SG-Coach Pascal Reinhardt konnte sehr zufrieden sein.
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Lutz Siebrecht mit David Braig (re.) hatten nur vor dem Spiel gut lachen.
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Leon Neaime kassiert das 1:2.
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SVK-Coach Marco Wildersinn.
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Oskar Hencke (re.) gegen Marius Kunde.
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Kleinschrodt fällt im Zweikampf mit Danquah.
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Loris Maier erzielte zwei Tore.
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Loris Maier jubelt vor dem Kickers-Block.
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Riesenfreude beim starken Aufsteiger SG Sonnenhof.
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Die Kickers-Fans machten die Partie zum Heimspiel – es half nichts.
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Enttäuschte Kickers-Spieler, SG-Coach Reinhardt tröstet.
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Reinhardts Plan ging auf.
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Frust bei Christian Mauersberger.
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Voller Auswärtsblock durch die vielen Kickers-Fans.
