Nationalmannschaft bei EM
"Super gemacht": Aushilfstrainer lässt Basketballer jubeln
Der Weltmeister ist souverän in die Basketball-EM gestartet. Assistent Alan Ibrahamagic springt für den erkrankten Bundestrainer ein - und wird von den Stars gelobt.

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Hatte Grund zum Grinsen: Alan Ibrahamagic.
Von Von Patrick Reichardt und Lars Reinefeld, dpa
Tampere - Franz Wagner trug einen kleinen Kuchen mit den goldenen Zahlen zwei und vier durch die Interview-Zone. Dann würdigte der deutsche Basketball-Star an seinem 24. Geburtstag den Mann, den vor zwei Tagen noch fast niemand kannte: Alan Ibrahimagic, der als Assistent kurzfristig für den erkrankten Bundestrainer Alex Mumbru einsprang und Deutschland zu einem souveränen 106:76 (46:43) beim EM-Auftakt gegen Montenegro führte.
"Alan hat es super gemacht. Er hat uns viel Selbstvertrauen gegeben", sagte Wagner, der an seinem Ehrentag 22 Punkte beisteuerte und im Anschluss glücklich strahlte. Neben Wagner ragten auch Spielmacher Dennis Schröder (21) und Andreas Obst (18) im finnischen Tampere heraus.
Ibrahamagic: Keine Nervosität
"Wir sind glücklich. Ich hoffe, dass ich meine alte Rolle einnehmen kann, aber im Moment kann ich es noch nicht sagen", sagte Ibrahamagic, der plötzlich ins erste Glied rückte, als Chefcoach Mumbru am Montag aufgrund eines akuten Infekts ins Krankenhaus eingeliefert wurde. Nervosität, schlechter Schlaf? Gab es bei Ibrahamagic nicht. Alles war wie immer, versicherte der sonst als Jugendcoach eingesetzte Assistent.
Auch Kapitän Schröder war zufrieden. "In der ersten Halbzeit war es ein bisschen erstmal ankommen, aber in der zweiten Halbzeit haben wir unsere Energie gebracht und am Ende verdient gewonnen", sagte der Spielmacher. Die Startschwierigkeiten waren schnell vergessen, wie Schröder versicherte: "Wir haben in der zweiten Halbzeit deutschen Basketball gespielt."
Handykontakt mit Mumbru
Das deutsche Team, das in den vergangenen Wochen in stimmungsvollen Hallen in Köln, München und Madrid spielte, musste sich erstmal an die relativ trostlose Atmosphäre in Tampere gewöhnen. Als NBA-Jungstar Wagner an der Freiwurflinie stand, waren anlässlich seines Geburtstags sogar einzelne Happy-Birthday-Gesänge zu hören - so leise war es auf den Rängen, auf denen nur 3.495 Zuschauer Platz gefunden hatten.
Mumbru liegt zwar weiter im Krankenhaus, war aber in die Kommunikation eingebunden. "Auf der Bank wird per Handy mit ihm kommuniziert. Aber die meiste Arbeit ist ja bereits im Vorfeld gemacht worden", sagte Ibrahimagic vorab. Das Team hofft nach dem kurzen Schockmoment auf eine zügige Rückkehr Mumbrus, am besten schon zum zweiten Gruppenspiel gegen Schweden am Freitag (12.30 Uhr/RTL und MagentaSport).
Miese Dreierquote in Halbzeit eins
Die prägende Figur der ersten Minuten war Wagner, der mit viel Tempo und Durchsetzungskraft zum Korb zog und sieben Punkte zu einer frühen Führung beisteuerte. Als Obst beim Stand von 11:11 ein Vier-Punkte-Spiel gelang, war die deutsche Bank erstmals voll da - doch absetzen konnte sich der Weltmeister gegen Montenegro mit NBA-Routinier Nikola Vucevic (34 Jahre) zunächst nicht.
Deutschland schaffte es nicht, den von Mumbru gewünschten schnellen Spielstil umzusetzen. Stattdessen gab es viele schwierige Dreipunktewürfe, von denen bis zur Pause nur vier von 18 ihr Ziel fanden. "Wir treffen offensiv nicht richtig gut", sagte Co-Kapitän Johannes Voigtmann bei Magentasport.
Der verletzte Weltmeister Moritz Wagner, der als TV-Experte für Magentasport arbeitet, wirkte zur Halbzeit dennoch ganz gelassen. "Es ist ein klassisches Eröffnungsspiel. Es ist nicht so einfach, am Nachmittag in einer halbleeren Halle Energie aufzubauen", sagte Wagner. Seine Energie hätte das deutsche Team vor den überwiegend leeren Rängen gut gebrauchen können.
Mumbru-Rückkehr erwartet
So souverän wie Mitfavorit Litauen, der Großbritannien zuvor zum Start der Gruppe B mit 94:70 besiegt hatte, war Deutschland zunächst nicht unterwegs. Was auch am aufmüpfigen und physisch starken Gegner lag.
Für die zweite Halbzeit forderte Ibrahimagic eine Steigerung in der Defensive. Und die kam - die defensiveren Rotationen klappten besser. Und vorn fielen plötzlich in Serie die Dreier. Vor allem Spezialist Obst lief nun heiß. Nur eine Blessur von Isaac Bonga trübte die gute Leistung nach dem Seitenwechsel.
Vor dem Doppelpack gegen Schweden und Litauen gibt es am Donnerstag zunächst einen spielfreien Tag. Falls Mumbru an diesem aus dem Krankenhaus entlassen wird, könnte er am Freitag bereits wieder an der Seitenlinie stehen. Die besten vier Nationen der Sechsergruppe erreichen die Endrunde im lettischen Riga.

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Stach an seinem Geburtstag heraus: Franz Wagner.

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Schröder dirigierte das deutsche Spiel.

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Chef für mindestens ein Spiel: Alan Ibrahimagic.