Antwort der Kirche auf aktuelle Herausforderungen

Evangelische Kirchengemeinde Oberbrüden/Unterbrüden feiert Gottesdienst der besonderen Art – Beten zu Gott im eigenen Auto

Die Stimme von Pfarrer Bernhard Körner hören die Gläubigen übers Autoradio. Foto: A. Becher

© Alexander Becher

Die Stimme von Pfarrer Bernhard Körner hören die Gläubigen übers Autoradio. Foto: A. Becher

Von Carmen Warstat

AUENWALD. Die Idee, die Vorkehrungen für das Autokinowochenende in Unterbrüden auch für die evangelische Kirchengemeinde Oberbrüden/Unterbrüden zu nutzen, war naheliegend und trotzdem mit einiger Aufregung aufseiten der Organisatoren verbunden. Denn es war das erste Mal, dass die Bürger zu Gebet und Andacht in ihren Autos eingeladen wurden. Die kleine Messe konnte jedoch nicht aus der Kirche auf die Leinwand gesendet werden, da die Vorschriften zum Schutz vor der Übertragung des Coronavirus beispielsweise Gesang ausgeschlossen hätten und nur sehr wenige Gläubige hätten kommen dürfen. Also verlegte man den Gottesdienst ins Freie, direkt vor die Kinoleinwand auf dem Parkplatz hinter der Auenwaldhalle.

Pfarrer Bernhard Körner hatte zur Vorbereitung und Durchführung der Veranstaltung eine Reihe fleißiger Helfer an seiner Seite, darunter etwa die Familie von Thomas und Yvonne Bader, den Konfirmanden Julian Gutermuth mit seinem Vater, den Bürgermeister Karl Ostfalk und eine Reihe von Gemeindemitgliedern, die etwa für die Ein- und Ausweisung der Fahrzeuge sorgten.

Dem Gefühl der Vereinzelung und des Eingeschlossenseins der Gläubigen in ihren Autos zum Trotz hatte das Team sich einen interaktiven Gottesdienst zum Ziel gesetzt und die Gekommenen gleich bei der Einfahrt mit einem Liederblatt und einem „Geheimnissatz“ im Briefumschlag sowie mit Tüten für die Beschäftigung der Kinder versorgt.

Schon lange vor Beginn der Andacht trafen die ersten Fahrzeuge ein, und man konnte bereits dem Weissacher Duo Wave&Sound (Kathrin Dietz und Leo Hartzsch) lauschen. Die Tonübertragung auf der Frequenz 95,7 klappte ausgezeichnet, wer dennoch Probleme mit seinem Autoradio hatte, konnte bei leicht geöffneten Fenstern auch direkt zuhören und alles relativ gut verstehen.

Nachdem die Glocken der Kreuzkirche den Sonntag eingeläutet hatten, begrüßte Körner seine Gemeinde und bat darum, persönliche Gebetsanliegen per SMS oder WhatsApp einzusenden. Diese würden zu einem späteren Zeitpunkt von Maik Bäßler zusammengefasst und ausformuliert vorgetragen.

Mit Bezug auf den Wochenspruch aus dem zweiten Korintherbrief („Ist jemand in Christus, so ist er eine neue Kreatur...“) nahm der Pfarrer Bezug zur Bedeutung des Sonntags Jubilate („Jubelt! Freut euch! Lobt Gott!“). Das heutige Motto solle in Anlehnung an den ersten Auenwalder Filmabend „Das perfekte Geheimnis“ sein, und so sprach der Geistliche über gute und schlechte Geheimnisse, über das Geheimnis als ein „Geschenk von Gott“ und über die Gläubigen als „Botschafter“.

„Ihr in euren Autos werdet jetzt auch Geheimnisträger“, sagte Körner und forderte zum Öffnen des geheimnisvollen Umschlags auf. „Volle Kanne, Badewanne, Bratkartoffelsuperpfanne. Mit Jesus ist mir nicht mehr bange. Einen Kuss auf meine Wange. Seine Liebe trägt Jahrtausendlange – ohne eine Warteschlange.“ So stand es da und mag die Gottesdienstbesucher überrascht haben. Aber es wurde fleißig Applaus gehupt für diese Idee, und der Plan, trotz aller Trennung eine Gemeinschaft herzustellen, ging auf. Schließlich erwies sich der Geheimnissatz als Brücke eines der Lieder, die zusammen angestimmt wurden.

Gebet und Andacht, Gemeinschaft und Ermutigung, Stille und Dialog mit Gott – dieser Autokinogottesdienst konnte all dies vermitteln und entließ die Gemeindemitglieder zufrieden in die neue Woche. Die Fürbitten galten den Bewohnern und Pflegern der Alten- und Pflegeheime, Kindern und Jugendlichen sowie Familien, die an ihre Grenzen kommen, Arbeitslosen und Entscheidungsträgern, Menschen in anderen Ländern.

Für alle wurde „Frieden während und nach dieser schweren Zeit“ erbeten und besonders auch der Verstorbenen und ihrer Angehörigen gedacht. „Ist da jemand?“, fragte das Duo Wave&Sound singend. Pfarrer Bernhard Körner versicherte, dass „Fragezeichen zu Ausrufezeichen“ würden: „Da ist jemand. Ja!“

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Erstellt:
4. Mai 2020, 16:00 Uhr

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