Appell als Zeichen für mehr Solidarität und Miteinander

Initiative will ein Gegengewicht zu den „Spaziergängern“ setzen. Bis gestern Abend haben schon über 350 Menschen den Aufruf unterschrieben.

Ein Gegenpol zu den „Spaziergängen“ soll der Appell für mehr Solidarität und Miteinander sein. So werden auch all jene Bürger sichtbar, die die Coronamaßnahmen mittragen, auch wenn sie nicht auf die Straße gehen. Foto: A. Becher

© Alexander Becher

Ein Gegenpol zu den „Spaziergängen“ soll der Appell für mehr Solidarität und Miteinander sein. So werden auch all jene Bürger sichtbar, die die Coronamaßnahmen mittragen, auch wenn sie nicht auf die Straße gehen. Foto: A. Becher

Von Matthias Nothstein

Backnang. Die Montagspaziergänger sind zwar laut und vertreten ihre Ansichten so massiv, dass sie nicht zu übersehen sind. Aber all diejenigen, die die Coronamaßnahmen bislang mitgetragen haben und so versuchen, die Pandemie zu überwinden, finden nur wenig oder gar kein Gehör, obwohl sie die eigentliche große Mehrheit sind.

Das soll sich jetzt ändern. Führende örtliche Vertreter der (Lokal-)Politik, der Backnanger Ärzteschaft, der Schulen, der Backnanger Kirchen, der Sport-, Musik- und Gesangvereine und von gesellschaftlichen Organisationen haben einen Appell unterschrieben, mit dem sie ein gemeinsames Zeichen für Rücksichtnahme, Demokratie und Solidarität in der Zeit der Coronapandemie setzen möchten. In dem Appell heißt es: „Wir sind davon überzeugt, dass wir die Coronapandemie nur gemeinsam überwinden können. Deshalb unterstützen wir diesen Aufruf für mehr Miteinander und Solidarität.“ Und jeder, der genauso denkt, ist aufgefordert, den Appell auf der Homepage der Initiative (siehe Infotext) zu unterzeichnen.

Die Verfasser des Appells erinnern daran, dass die Situation auch im zweiten Jahr nach Beginn der Pandemie immer noch schwierig sei: „Die Infektionszahlen sind sehr hoch. Die Ärzte und Pflegekräfte in den Kliniken und Arztpraxen, auf den Intensivstationen und in den Pflegeeinrichtungen geraten an ihre Grenzen. Sie verdienen unseren besonderen Dank. Wir denken auch an alle, die unter den Belastungen der Pandemie besonders zu leiden haben und persönliche wie berufliche Einschränkungen in Kauf nehmen müssen.“

Gerade in dieser Situation und mit Blick auf die neue Omikron-Welle müsse es selbstverständlich sein, dass alle aufeinander achten, Abstand halten, Masken tragen und ihre Kontakte reduzieren. „Wichtig ist auch, dass sich möglichst viele Menschen impfen und boostern lassen. Nur so schützen wir uns selbst und all diejenigen, die älter oder vorerkrankt sind. Nur so sorgen wir dafür, dass unser Gesundheitssystem nicht zusammenbricht. Nur so sind wir auch solidarisch mit den Jüngeren, denen wir den Besuch der Schule und Freizeitangebote der Vereine und Organisationen sichern wollen. Nur wenn sich möglichst viele Erwachsene impfen lassen, entsteht wieder unbeschwertes öffentliches Leben für alle.“

Vor diesem Hintergrund bedauern die Verfasser und Unterzeichner, „dass so viele Menschen in Backnang und Umgebung bei sogenannten Spaziergängen gegen die Coronamaßnahmen – oft ohne Abstand und Masken – die notwendige Solidarität vermissen lassen“.

Der Appell geht zwar auf die Initiative des Backnanger SPD-Ortsvereins und der Stadtratsfraktion zurück, ist aber ganz bewusst von Anfang an überparteilich angelegt. Der Backnanger Landtagsabgeordnete Gernot Gruber erklärt, wie es zu dem Appell gekommen ist. In den vergangenen Wochen hätten demnach viele Bürger das Bedürfnis geäußert, dass auch die Gegenseite der Spaziergänger ihre Meinung kundtun sollte. Immerhin sei dies die große Mehrheit, auch wenn sie nicht auf die Straße geht. Mit dem Appell soll erreicht werden, dass die große Zahl der schweigenden und rücksichtsvollen Mehrheit sichtbar wird.

Erstunterzeichner des partei-, fraktions- und konfessionsübergreifenden Appells sind OB Maximilian Friedrich, Jens Steinat, Vorstand der Backnanger Ärzteschaft und Pandemiebeauftragter des Rems-Murr-Kreises, die Abgeordneten Inge Gräßle (CDU), Gernot Gruber (SPD), Ricarda Lang (Grüne) und Ralf Nentwich (Grüne), EBM Siegfried Janocha, Baudezernent Stefan Setzer, Stadträte der CDU-, SPD-, Grünen- und CIB-Fraktion, Ortsvorsteher und Stadtverbands- und -vereinsvorsitzende. Ferner unterzeichnet haben Karin Moll, geschäftsführende Schulleiterin; Isolde Fleuchaus, Schulleiterin des Berufsschulzentrums; Dekan Wilfried Braun; Klaus Herberts von der Arbeitsgemeinschaft christlicher Kirchen; Metin Kazan und Imam Mustafa Caldiran von der Türkisch-Islamischen Gemeinde und Renate Girlich-Bubeck für den Bund Evangelisch-Freikirchlicher Gemeinden.

Appell-Homepage

Alle Bürger, die sich der Initiative anschließen wollen, können den Appell auf der Homepage https://backnanger-appell.de mit ihrem Namen unterstützen. Inzwischen sind dort nicht mehr nur die Namen der 70 Erstunterzeichner zu lesen, sondern auch die Namen von weit mehr als 350 Unterstützern aus allen Schichten der Gesellschaft.

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Erstellt:
27. Januar 2022, 06:00 Uhr

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