Ausgangssperre: Kontrollaktionen sind vorgesehen

Seit gestern gelten für nicht immunisierte Personen im Rems-Murr-Kreis nächtliche Ausgangssperren und Zugangsbeschränkungen. Polizei und Ordnungsamt werden die Umsetzung überwachen, Kontrollen sind bereits in Planung.

Schon im April gab es Kontrollen anlässlich der nächtlichen Ausgangssperren, beispielsweise an der B14 in Oppenweiler. Archivfoto: A. Becher

© Alexander Becher

Schon im April gab es Kontrollen anlässlich der nächtlichen Ausgangssperren, beispielsweise an der B14 in Oppenweiler. Archivfoto: A. Becher

Von Lorena Greppo

Backnang. Die Nachricht, dass ab sofort eine nächtliche Ausgangssperre für nicht immunisierte Personen im Rems-Murr-Kreis gilt, hat im Backnanger Rechts- und Ordnungsamt am Montag nicht für größere Aufregung gesorgt: „Wir kennen das bereits“, sagt Amtsleiterin Gisela Blumer. Ende vergangenen Jahres sowie im Frühjahr dieses Jahres waren ähnliche Verordnungen bereits erlassen worden. Insofern gilt für das Ordnungsamt: „Wir werden die Vorgaben auch weiterhin zu kontrollieren haben.“ Hierfür stehe man mit der Polizei in Kontakt, konzertierte Kontrollaktionen sind schon in dieser Woche angesetzt, berichtet Blumer. „Wir können nicht lückenlos kontrollieren“, räumt sie ein, „aber wir werden es so organisieren, dass wir eine gewisse Dichte und eine möglichst große Akzeptanz der Vorgaben erreichen.“ Der städtische Vollzugsdienst werde sich dabei vor allem auf Fußgänger konzentrieren, die Polizei auf den Verkehr. Wichtig sei, dass für die Einhaltung der geltenden Regeln geworben werde – „auch wenn gerade die Ausgangssperre von vielen für kontrovers gehalten wird“, weiß Blumer.

Kontrolliert werden auch – wie bereits in den Vorwochen – die Gastronomie und der Einzelhandel. Für Letzteren gelten nämlich ebenfalls seit dieser Woche verschärfte Vorgaben: Ungeimpften ist der Zutritt zu Betrieben des Einzelhandels nicht gestattet, außer es handelt sich um Geschäfte der Grundversorgung, also Supermärkte, Bäckereien, Metzgereien, Drogerien, Tankstellen und Ähnliches. Auch in diesem Bereich sind Kontrollaktionen angedacht, bestätigt Gisela Blumer. „Ich hoffe, dass die Einzelhändler alle gut mitziehen.“ Zuletzt habe man in der Stadtverwaltung Rückmeldung bekommen, dass die Gewerbetreibenden besorgt sind dahingehend, was nun noch auf sie zukommt. Schließlich, hebt die Amtsleiterin hervor, gehe es bei ihnen um grundlegende, existenzielle Fragen. Dennoch hätten angesichts der beängstigenden Entwicklung der vergangenen Wochen die meisten auch Verständnis dafür gezeigt, dass härtere Maßnahmen ergriffen werden. „Wir haben nur sehr, sehr vereinzelt kritische Stimmen vernommen“, berichtet sie.

Kontrollen in der Gastronomie haben nur wenige Verstöße gezeigt

Das gelte auch für die Gastronomie: „Die Gastronomen haben bei unseren Kontrollen gut abgeschnitten“, zeigt sich Blumer erfreut. Allerdings sähen auch sie mit Sorge die aktuelle Entwicklung. Eventuell würden bald Lieferdienste wieder vermehrt nachgefragt. Ähnliche Erfahrungen wie in Backnang hat man auch im restlichen Landkreis gemacht. In einer Sitzung des erweiterten Krisenstabs haben die Vertreter der Kommunen und Andreas Tellbach, Leiter des Stabsbereichs Einsatz im Polizeipräsidium Aalen, im Krisenstab betont: Es wird Schwerpunktkontrollen der Polizei und der Ortspolizeibehörden geben, um die Einhaltung der Regelungen zu überprüfen. Der Landkreis unterstützt hier die Kommunen und die Polizei, hieß es vonseiten des Landratsamts. Erste Kontrollaktionen stießen aber nicht nur auf hohe Akzeptanz in der Bevölkerung, in der Gemeinde Burgstetten wurden beispielsweise bei einer Schwerpunktkontrolle in der Gastronomie in der vergangenen Woche keinerlei Verstöße vermeldet.

Darüber hinaus ist auf örtlicher Ebene eine erhöhte Umsicht bei Veranstaltungen und Kontakten das Gebot der Stunde. „Bitte bedenken Sie, dass sich die Lage in den Kliniken vermutlich in diesem Jahr nicht mehr entspannen wird“, appellierten Oberbürgermeisterin Gabriele Zull und Bürgermeister Thomas Bernlöhr als Vertreter der Städte und Gemeinden im Krisenstab. „Seien Sie daher bitte in der Adventszeit umsichtig und reduzieren Sie, wann immer es möglich ist, Ihre Kontakte.“

Die Infektionsrate in Backnang ist besonders hoch

Wie geht es jetzt weiter? Die jetzt schon hohe Belastung für die Rems-Murr-Kliniken wird weiter steigen. Die momentane Situation (Stand gestern waren 70 Covid-19-Patienten zu versorgen, 15 davon auf der Intensivstation) speist sich vor allem aus den Infektionszahlen von vor zwei, drei Wochen – zwischen Sonntag, 31. Oktober, und Samstag, 13. November, steckten sich im Kreis 3006 Menschen an. Zwischen Sonntag, 14. November, und Samstag, 27. November, aber waren es 4206; genau 1200 mehr als in den 14 Tagen davor. Aus diesem Reservoir kommen die Leute, die in nächster Zeit auf der Intensivstation landen. Die vielen neuen Betroffenen, die absehbar kommen werden, gesellen sich also zu den nicht wenigen, die schon da sind und noch bleiben werden.

Wo sind die Hotspots?

In mehreren Gemeinden ist bereits mehr als ein Prozent der Bevölkerung aufgrund einer Infektion in Isolation. Konkret gilt das beispielsweise in Oppenweiler (82 Fälle), Burgstetten (45 Fälle), Backnang (395 Fälle) sowie Murrhardt (152 Fälle). Wenn man die gesamte Zeit der Pandemie seit März 2020 in den Blick nimmt, wäre damit zu rechnen, dass alle Kommunen ungefähr gleich stark betroffen sind. Allein, so ist es nicht. Es gibt fünf Kommunen, die insgesamt besonders stark betroffen sind. Die Infektionsrate seit Pandemiebeginn liegt in Backnang beispielsweise bei etwa 9 Prozent der Bevölkerung (3325 Fälle). Auf der anderen Seite waren in Auenwald (398 Fälle) und Allmersbach im Tal (287 Fälle) jeweils nur etwa 6 Prozent der Bevölkerung infiziert. Die Daten sind staunenswert: In Kaisersbach war bislang die Ansteckungswahrscheinlichkeit um rund 36 Prozent geringer als in Backnang! Der Landlufteffekt? Wohl kaum. Denn in Alfdorf und in Welzheim, beide in unmittelbarer Nachbarschaft von Kaisersbach gelegen, waren es wiederum vergleichbar viele wie in Backnang. pes/log

Zum Artikel

Erstellt:
30. November 2021, 06:00 Uhr

Artikel empfehlen

Artikel Aktionen