Backnanger Appell macht Schule

Mehrere Städte und Gemeinden im Rems-Murr-Kreis folgen dem Backnanger Modell und sagen: Es reicht – Nein zu Montagsspaziergängen. Initiativen mit einem Appell und der Bitte, diesen zu unterschreiben, haben sich jetzt in Schorndorf, Waiblingen und Winnenden gegründet.

Montagsspaziergänger in der Schorndorfer Innenstadt. Foto: B. Büttner

© Benjamin Büttner

Montagsspaziergänger in der Schorndorfer Innenstadt. Foto: B. Büttner

Von Florian Muhl

Rems-Murr. Nach dem Vorbild der Initiative „Backnanger Appell“ haben sich jetzt weitere Bündnisse gebildet, in denen Beteiligte aus unterschiedlichen gesellschaftlichen Bereichen, beispielsweise aus der Kommunalpolitik, aus Vereinen und Kirchen, für mehr Solidarität und Rücksichtnahme in Zeiten der Coropandemie, aber auch danach werben. So gibt es auch Appelle in Schorndorf, Waiblingen und Winnenden. „Wir sind davon überzeugt, dass wir die Coronapandemie nur gemeinsam überwinden können. Deshalb unterstützen wir diesen Aufruf für mehr Miteinander und Solidarität“, heißt es im Backnanger Appell (siehe Infokasten). Und weiter: „Im zweiten Jahr nach Beginn der Pandemie befinden wir uns immer noch in einer schwierigen Situation.“ Die Infektionszahlen seien sehr hoch. Die Ärzte und Pflegekräfte in den Kliniken und Arztpraxen, auf den Intensivstationen und in den Pflegeeinrichtungen würden an ihre Grenzen geraten. „Gerade in dieser Situation und mit Blick auf die neue Omikron-Welle muss es selbstverständlich sein, dass wir aufeinander achten, dass wir Abstand halten, Masken tragen und unsere Kontakte reduzieren.“

Unter dem Motto „Zusammenhalten – solidarisch, respektvoll, demokratisch“ hat vor einer Woche ein breites Bündnis den Schorndorfer Appell auf den Weg gebracht. „Sie haben genug von CoronaVerharmlosern und Faktenverdrehern, von Impfgegnern und Maskenverweigerern, von Montagsspaziergängern und Mitläufern“, heißt es in den Schorndorfer Nachrichten. Ein breites Bündnis von Vertretern aus Politik, Kirche, Kunst und rund 75 Schorndorfer Einzelpersonen haben ein Zeichen gegen eine „laute Minderheit“ gesetzt.

Getragen wird der Schorndorfer Appell von der Awo Schorndorf, dem Club Manufaktur, der Partei Schorndorf, der evangelischen Gesamtkirchengemeinde, den Naturfreunden, der Offenen Gesellschaft Schorndorf, dem Ortsverband Schorndorf Bündnis 90/Die Grünen, dem Schorndorfer Bündnis gegen Rassismus und Rechtsextremismus, der SPD-Fraktion, der SPD und der Tafel Schorndorf.

Vom Erfolg des Backnanger Appells und dann auch durch das Schorndorfer Beispiel ermutigt und angespornt, hat sich eine solche Initiative auch in Waiblingen gebildet. Iris Förster (Stadträtin Grünt), Lars Lawan und Heidi Apel (Bündnis 90/Die Grünen) haben den Waiblinger Appell initiiert. Mittlerweile ruft ein breites Bündnis aus Bürgerinnen und Bürgern sowie Organisationen in dem Waiblinger Appell zu „Solidarität, Demokratie und Rücksichtnahme“ auf – und „drückt Bedauern über die montäglichen Märsche aus“, wie die Waiblinger Kreiszeitung schreibt. Zu den rund 100 Erstunterzeichnern gehören demnach Landrat Richard Sigel und Oberbürgermeister Andreas Hesky sowie dessen am Sonntag gewählter Nachfolger Sebastian Wolf.

Jetzt die Nachricht aus Winnenden, dass es dort ebenfalls einen Aufruf gibt. Im Winnender Appell heißt es: „Wir stehen in der Pandemie zusammen. Seit zwei Jahren kämpfen wir gemeinsam gegen die Pandemie. Noch nie war unsere Gesellschaft so gefordert. Der Schutz jüngerer, älterer und insbesondere kranker Menschen verlangt uns alles ab. Jedes Leben ist wertvoll.“

In Winnenden stehen die Unterzeichner zusammen „im Namen der Vernunft“. Ärzte, Wissenschaftler, Amts- und Mandatsträger haben unser Vertrauen – in Stadt, Land und Bund. Sie denken auch an alle, die unter den Belastungen der Pandemie besonders zu leiden haben und persönliche wie berufliche Einschränkungen in Kauf nehmen müssen und an ihre persönlichen Grenzen kommen. Als Mitglieder der Zivilgesellschaft eint sie ihr demokratisches Bewusstsein. „Wir stehen zusammen für Solidarität und ein gutes Miteinander in unserer Gesellschaft. Populismus, Hetze, Verschwörungstheorien, bewusste Falschinformationen, Gewalt in Wort und Tat gegen Personen sind für uns kein Weg aus der Pandemie“, heißt es im Appell.

Montäglicher, unangemeldeter Spaziergang durch die Waiblinger Innenstadt. Foto: A. Kölbll

Montäglicher, unangemeldeter Spaziergang durch die Waiblinger Innenstadt. Foto: A. Kölbll

Bis Mittwoch kann man den Backnanger Appell unterzeichnen

Rücksichtnahme Ende Januar haben in Backnang führende örtliche Vertreter der (Lokal-)Politik, der Ärzteschaft, der Schulen, der Kirchen, der Sport-, Musik- und Gesangvereine und von gesellschaftlichen Organisationen einen Appell unterschrieben, mit dem sie ein Zeichen für Rücksichtnahme, Demokratie und Solidarität in der Coronazeit setzen wollten. Im Appell heißt es: „Wir sind davon überzeugt, dass wir die Coronapandemie nur gemeinsam überwinden können. Deshalb unterstützen wir diesen Aufruf für mehr Miteinander und Solidarität.“ Jeder, der ebenso denkt, ist von den Initiatoren aufgefordert, den Appell zu unterschreiben.

3600 Unterzeichner Der partei-, fraktions- und konfessionsübergreifende Backnanger Appell wurde bis Sonntagabend von rund 3600 Menschen aus Backnang und Umgebung unterstützt.

Webmaster Timo Haible und Gernot Gruber haben als Webmaster die eingetragenen Unterstützer regelmäßig im Internet freigeschaltet. Dabei wurden nach eigenen Angaben folgende Einträge entfernt:

Doppeleinträge

Juxeinträge (Karl Napf)

bewusste und teilweise unfreundliche Falscheinträge (beispielsweise Karl Lauterbach, Ungesundheitsminister auf Abruf; Geschlossene Psychiatrie; Gill Bates, Eugeniker, USA)

rechtsradikale Einträge (wie Hitler, „Impfen macht frei“, Degler)

Überprüfung Timo Haible hat auf der Homepage des Backnanger Appells eine Suchfunktion hinterlegt, mit der jede und jeder prüfen kann, ob der Eigeneintrag angekommen ist.

Fristende Die Möglichkeit, sich auf der Homepage des Backnanger Appells unter https://backnanger-appell.de einzutragen, steht noch bis kommenden Mittwoch, 9. Februar, zur Verfügung und wird dann – zwei Wochen nach dem Start der Aktion – geschlossen.

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Erstellt:
8. Februar 2022, 06:00 Uhr

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