Corona-Testzentrum in Schorndorf eingerichtet

Nur begründete Verdachtsfälle mit Termin und Überweisung vom Arzt oder Gesundheitsamt können sich dort testen lassen

Die leitende Ärztin Angela Rothermel und Chefarzt Torsten Ade – hier noch ohne Schutzkleidung – im kurzfristig eingerichteten Corona-Testzentrum am Schorndorfer Klinikum. Foto: B. Büttner

© Benjamin Büttner

Die leitende Ärztin Angela Rothermel und Chefarzt Torsten Ade – hier noch ohne Schutzkleidung – im kurzfristig eingerichteten Corona-Testzentrum am Schorndorfer Klinikum. Foto: B. Büttner

Von Nils Graefe

SCHORNDORF. „Testzentrum Corona“ prangt seit gestern in großen Lettern neben der Schlichtener Straße – unübersehbar für jeden, der dort nach Schorndorf hineinfährt. In nur 24 Stunden ist das Testzentrum in einem seitlichen Gebäudeteil des Schorndorfer Klinikums ins Leben gerufen worden – nach Bekanntwerden des ersten Corona-Falls im Kreis. „Wir haben die Verantwortung, Sicherheit, Ruhe und Orientierung zu geben“, sagt Marc Nickel, Geschäftsführer der Rems-Murr-Kliniken. Angesichts der Dynamik der Entwicklung reiche es nicht aus, die 430000 Einwohner des Landkreises mit einer Corona-Hotline zu bedienen. „Wir reagieren mit der Einrichtung des Testzentrums auch auf berechtigte Sorgen und Bedenken der niedergelassenen Ärzte, die aufgrund mangelnder Ausstattung mit Infektionsschutzausrüstung die Coronatests nicht leisten können, ohne Gefahr zu laufen aufgrund von Ansteckungen ihren gesamten Praxisbetrieb lahmzulegen“, sagt Landrat Richard Sigel.

Bei Corona-Vedacht zunächst einen Arzt anrufen

Sigel hatte mit Amtskollegen der Nachbarlandkreise am Sonntag zunächst die Unterstützung des Landes für Hausbesuch-Tests angeregt. Die Landesregierung hatte ihrerseits am Dienstag angekündigt, flächendeckende Notfallzentren einrichten zu wollen. „Wir können jetzt aber nicht länger warten und müssen anfangen, zu handeln“, sagt Sigel. Der Landkreis gehe damit in Vorleistung, hoffe aber auf Unterstützung des Landes, insbesondere was die Ausstattung mit Schutzkleidung und Desinfektionsmitteln angeht. Die Wahl auf das Schorndorfer Klinikgelände als Standort fiel vor allem aus infrastrukturellen Gründen, sagt Nickel: Gesonderter Eingang, entfernt vom regulären Publikumsverkehr, direkte Zugangsmöglichkeiten von der Schlichtener Straße aus, wo es auch extra Parkmöglichkeiten gibt.

Die Dienstpläne für die erste Zeit stünden auch schon. Jede Abteilung des Klinikums beteiligt sich. „Ein großes Dankeschön dafür“, lobte Geschäftsführer Nickel. „Die Kliniken sind eh gerade zu über 90 Prozent ausgelastet. Das Corona-Testzentrum zu betreiben, ist noch eine Schippe Mehrarbeit drauf.“ Auch niedergelassene Ärzte hätten Bereitschaft signalisiert, Dienste zu übernehmen. „Ich bitte um das Verständnis der Bevölkerung, dass nicht alle unaufgefordert hierher rennen und sich testen lassen können“, sagt Nickel. Die Abläufe sind standardisiert. „Hier im Coronavirus-Testzentrum wird niemand getestet, der nicht vorangemeldet ist und nicht einen Termin über seinen Hausarzt oder das Gesundheitsamt vereinbart hat“, sagt Landrat Sigel. Wer glaubt, sich mit dem Coronavirus angesteckt zu haben, sollte auch nicht ungebeten in Kliniken, Notfallpraxen oder Arztpraxen gehen.

Das vom Robert-Koch-Institut vorgeschriebene Protokoll sieht Folgendes vor: Getestet werden sollte nur in begründeten Verdachtsfällen, will heißen: Personen, die sich in Risikogebieten in China, Iran, Südkorea und Italien (Region Emilia-Romagna, Region Lombardei und die Stadt Vo in der Provinz Padua in der Region Venetien) aufgehalten haben oder Kontakt mit einer an dem neuen Coronavirus erkrankten Person hatten, und innerhalb von 14 Tagen grippeartige Krankheitssymptome entwickeln. Diese sollten einen Arzt ausschließlich telefonisch kontaktieren und das weitere Vorgehen besprechen. Außerhalb der regulären Sprechzeiten ist der kassenärztliche Notdienst unter 116 117 zuständig.

Für angemeldete Patienten mit Überweisung sei ein Zeitfenster von zehn Minuten angedacht, inklusive Inaugenscheinnahme, Kurzanamnese und Mundstrich-Abnahme für die Tests, erläutert Angela Rothermel, leitende Ärztin der Notaufnahmen. „Alles natürlich in Schutzkleidung und mit Mundschutz.“ Momentan erfahre man in der Regel nach 24 Stunden das Testergebnis vom Synlab-Labor in Leinfelden.

Info

Was mit begründeten Verdachtsfällen und Coronavirus-Infizierten passiert, entscheidet letztendlich das Gesundheitsamt, sagt Torsten Ade, der Chefarzt der Notaufnahmen der Rems-Murr-Kliniken. „Bei begründeten Verdachtsfällen ordnet es bis auf Widerruf häusliche Quarantäne an. Auch im Nachgang, wenn der Test eine Infektion nachweist.

Nur bei Infizierten mit Vorerkrankung oder schlimmen Krankheitssymptomen erfolgt die Einweisung in klinische Quarantäne.

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Erstellt:
5. März 2020, 06:00 Uhr

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