Covid-19-Impfungen sind wieder gefragter

In den Apotheken und bei den Hausärzten ist die Nachfrage nach Coronaimpfungen in den vergangenen Wochen merkbar gestiegen. Allerdings sind es vor allem Booster, die verabreicht werden. Erstimpfungen kommen nur noch sehr wenige hinzu. Das schürt Sorgen vor dem Winter.

Nach dem Piks gibt’s ein Pflaster: Birgitt Mögel impft zweimal wöchentlich Kunden in der Täles-Apotheke in Weissach im Tal.  Foto: privat

Nach dem Piks gibt’s ein Pflaster: Birgitt Mögel impft zweimal wöchentlich Kunden in der Täles-Apotheke in Weissach im Tal. Foto: privat

Von Melanie Maier

Weissach im Tal. Seit feststeht, dass die Coronamaßnahmen der Bundesregierung nicht verlängert werden, ist die Nachfrage nach Impfterminen in der Täles-Apotheke in Weissach im Tal stark gestiegen. „Die Menschen wollen sich unbedingt impfen lassen“, ist der Eindruck der Apothekenleiterin Birgitt Mögel. Zweimal die Woche bietet die Täles-Apotheke die Möglichkeit, sich den Piks zu holen, in der Regel am Dienstag und am Donnerstag. Seit Anfang April sind die 20 Termine pro Woche häufig ausgebucht, es kommt zu Voranmeldungen. Ende März waren Baden-Württemberg, das Saarland, Bayern, Nordrhein-Westfalen und Hessen mit einem Antrag gescheitert, die bundesweiten Coronaregeln bis Ende April fortzuführen. Somit liefen sie planmäßig am 2. April aus.

Dass die Nachfrage nach Impfterminen in der Folge nach oben geschnellt ist, führt Mögel auch auf die momentan noch immer sehr hohen Infektionszahlen zurück. „Die Regierung teilt zwar mit, dass die Zahlen sinken“, sagt sie. „Aber wenn man das in Relation sieht, sind sie immer noch extrem hoch.“ Die Rechnung, meint sie, gehe nicht auf. Ihre Kundinnen und Kunden seien dankbar, in der Apotheke eine schnelle und einfache Lösung für ihren Wunsch nach der Immunisierung zu finden.

Vor allem ältere Personen holen sich ihre Boosterimpfung

Die meisten kommen für eine Boosterimpfung. Es sind vor allem ältere Personen über 70 Jahre, von denen sich die Mehrheit den zweiten Booster abholt. Nur etwa zehn bis 20 Prozent würden sich zum ersten oder zweiten Mal impfen lassen, schätzt Birgitt Mögel. „Es ist aber gut, dass man da noch den einen oder anderen erreichen kann“, fügt sie sofort an.

Geimpft wird in der Täles-Apotheke ausschließlich Comirnaty, der Impfstoff von Biontech/Pfizer. „Wir könnten natürlich auch andere Impfstoffe verimpfen. Aber in den Anamnesegesprächen hat sich herauskristallisiert, dass Biontech gewünscht ist“, erklärt die Apothekerin. Das ergebe auch Sinn, wenn schon die erste oder die zweite Impfung mit Comirnaty gemacht worden sei. Den seit Ende Februar erhältlichen, proteinbasierten Impfstoff Nuvaxovid von Novavax, auf den große Hoffnungen für den weiteren Verlauf der Impfkampagne gesetzt worden waren, weil er herkömmlichen Impfstoffen ähnelt, habe niemand gewollt, so Mögel. Daher habe sie ihn nicht bestellt. „Es sind immer zehn Impfdosen in einer Ampulle und wir wollen nichts wegwerfen.“

Das ist in anderen Apotheken ähnlich. Insgesamt bieten aber nur fünf Apotheken im Landkreis der Landesapothekerkammer Baden-Württemberg zufolge Covid-19-Impfungen an. In der Apotheke am Torturm in Winnenden wird ebenfalls nur Comirnaty von Biontech geimpft. Die Nachfrage nach Nuvaxovid sei „so gar nicht“ vorhanden, berichtet Apothekerin Sarah Rehermann. „Deshalb stand es nie in der Diskussion, den Impfstoff dazuzunehmen.“

Auch bei Ärzten steig Impfnachfrage wieder an

Der Andrang hat auch in der Apotheke am Torturm in den vergangenen Wochen spürbar zugenommen. Als das Angebot noch frisch war, hatten manche Termine verschoben werden müssen, weil an einigen Abenden nicht genügend Impfwillige zusammengekommen waren. Inzwischen sind die Termine fast immer schon im Voraus ausgebucht. Am Dienstag- und Mittwochabend werden normalerweise jeweils sechs Impftermine angeboten. Diese Woche sei die Anzahl verdoppelt worden, um der Nachfrage gerecht zu werden, so Rehermann. Gefragt sind auch in der Apotheke am Torturm vor allem Boosterimpfungen. „Wir merken zudem, dass die Ärzte wieder mehr Impfstoff bestellen“, sagt sie.

Dass das Impfgeschehen auch bei der Ärzteschaft ansteigt, bestätigt Jens Steinat. „Allerdings auf relativ niedrigem Niveau“, fügt der Pandemiebeauftragte der Kreisärzteschaften hinzu. Derzeit werden etwa 30 bis 40 Covid-19-Impfungen pro Woche in seiner Hausarztpraxis in Oppenweiler verabreicht; vor einigen Wochen waren es um die zehn. Trotz des Anstiegs sind die Zahlen aber noch weit vom einstigen Höchststand der Impftermine entfernt: Während der Delta-Welle im vergangenen November und Dezember seien es wöchentlich rund 250 Impftermine gewesen, berichtet Steinat.

Immer mehr Viertimpfungen

Kreisweit stockt die Impfkampagne: Wurden in der Woche vom 13. bis zum 23. Dezember 2021 (während der Hochphase der Boosterkampagne) noch rund 8405 Impftermine über das Online-Portal des Landkreises abgewickelt, so waren es in der vergangenen Woche gerade einmal noch 162, in der Vorwoche 238.

In Jens Steinats Praxis sind es ebenfalls vor allem Viertimpfungen, die verabreicht werden. „Wir sprechen die Patienten, die infrage kommen – diejenigen über 70 Jahre und die mit schweren Vorerkrankungen –, gezielt an. Es sind aber auch viele, die selbst danach fragen“, berichtet er.

Erstimpfungen kommen ihm zufolge fast gar nicht mehr vor. Baden-Württemberg-weit seien es bei niedergelassenen Ärzten vergangene Woche ungefähr 400 gewesen – von insgesamt etwa 29000. Also rund 1,4 Prozent. Von diesen gehen einige auf ukrainische Geflüchtete zurück, so Steinat.

Obwohl er nicht davon ausgeht, dass die Zahl der Erstimpfungen in nächster Zeit wieder steigen wird, hält er es für wichtig, das Thema Coronaimpfungen präsent zu halten, damit der kommende Winter nicht so hart wird wie die zwei zurückliegenden. „Ich bin enttäuscht, dass die Impfpflicht ab 60 Jahren nicht durch den Bundestag gegangen ist. Obwohl ich es mir wünschen würde: Wir sind mit der Pandemie noch nicht durch“, betont Steinat.

Mit seiner Anspielung auf die mögliche Entwicklung der Omikron-Variante zum „Killervirus“ habe Gesundheitsminister Karl Lauterbach sich zwar unglücklich ausgedrückt, denn Panik sei nicht angebracht, meint der Hausarzt. In der Sache habe der Minister aber recht: Man wisse nicht, wie die Pandemie weiter verlaufen werde. „Mit der Delta-Variante hatten wir in unserer Praxis auch Todesfälle junger Patienten. Manche von ihnen haben uns, kurz bevor sie verstorben sind, angerufen und gefragt, ob sie nicht doch geimpft werden können. Das möchte ich nicht noch mal erleben.“

Aktuell liegt die Impfquote im Kreis sowohl bei den Erst- als auch bei den Zweitimpfungen bei gut 69 Prozent. 55,2 Prozent der Bürger sind geboostert. Die Ärzteschaften des Landes Baden-Württemberg bereitet sich in Abstimmung mit dem Sozialministerium auf eine weitere Impfkampagne vor, um möglichst viele Menschen, die noch nicht geimpft sind, davon zu überzeugen, sich durch eine Coronaimpfung einfach, aber effektiv vor dem Virus zu schützen.

Hier kann man sich schnell und unkompliziert impfen lassen

Apotheken Im Kreis bieten nur fünf Apotheken Impfungen gegen Covid-19 an: die Täles- Apotheke in Weissach im Tal, die Apotheke am Torturm in Winnenden, die Apotheke Korber Höhe in Waiblingen, die Gaupp’sche Apotheke und die Künkelin-Apotheke in Schorndorf.

Ärzte Auch viele Haus- und Fachärzte wie Hals-Nasen-Ohren-Ärzte führen nach wie vor Coronaimpfungen aus. Darüber hinaus wird im Impfstützpunkt Winnenden, in der Paulinenpflege sowie im Abstrich- und Impfzentrum im Bürgerzentrum in Waiblingen geimpft.

Termine Einen Impftermin kann man schnell und unkompliziert über das zentrale Internetportal des Rems-Murr-Kreises vereinbaren: https://tinyurl.com/jat9xmkj. Bei vielen Apotheken und Ärzten ist eine telefonische oder eine persönliche Anmeldung ebenfalls möglich.

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Erstellt:
22. April 2022, 06:00 Uhr

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