Das Kreisimpfzentrum bleibt bis Oktober

Zwar ist die Auslastung in den vergangenen Wochen deutlich gesunken, dennoch bietet der Landkreis noch bis mindestens Ende September Impfungen in der Rundsporthalle in Waiblingen an. Klinikmitarbeiter können bald schon eine Drittimpfung erhalten.

Inzwischen ist sogar eine spontane Impfung ohne Termin in der Waiblinger Rundsporthalle möglich. Archivfoto: A. Becher

© Alexander Becher

Inzwischen ist sogar eine spontane Impfung ohne Termin in der Waiblinger Rundsporthalle möglich. Archivfoto: A. Becher

Von Lorena Greppo

Rems-Murr. Noch vor wenigen Wochen waren gutes Timing und Glück gefragt, um einen Impftermin im Kreisimpfzentrum in Waiblingen ergattern zu können. Der Impfstoff, hatten Landrat sowie diverse Politiker in der Region bemängelt, sei für den bevölkerungsreichen Landkreis zu knapp bemessen. Impftourismus war an der Tagesordnung, der Frust bei so manchem Impfwilligen ohne Termin groß. Das Blatt hat sich seitdem gewendet, inzwischen werben die Verantwortlichen um Impfwillige, der Vorrat an Vakzinen ist groß genug. „Es war noch nie so einfach wie aktuell, eine Impfung zu bekommen: Bürgerinnen und Bürger können ohne Termin vorbeikommen und haben angesichts der geringen Auslastung aktuell keine Wartezeit“, teilt Martina Keck, Pressesprecherin des Landratsamts Rems-Murr, mit.

Bis zu 750 Personen könnten in der Waiblinger Rundsporthalle täglich geimpft werden. In der vergangenen Woche seien täglich etwa 500 Impfungen vorgenommen worden, so Keck. Bei ungefähr 35 Prozent der Termine habe es sich um Erstimpfungen gehandelt, die restlichen 65 Prozent entfielen auf Zweitimpfungen. Ein Rückbau des Impfzentrums steht trotz der rückläufigen Zahlen erst im Oktober an. Die Erklärung dafür ist einfach: Impfen ist Landesaufgabe. „Das Sozialministerium hat entschieden, dass die Impfungen im KIZ in Waiblingen bis einschließlich 30. September laufen. Danach folgt in Abstimmung mit der Stadt Waiblingen der Rückbau der Impfausstattung bis 15. Oktober“, erklärt Keck. Ob sich daran nun, da die Gesundheitsministerkonferenz eine Drittimpfung für Risikogruppen beschlossen hat, noch etwas ändert, wisse man nicht. Der Rems-Murr-Kreis müsse hierzu eine Weisung des Landes abwarten.

Bei der Verteilung der Impfdosen in die Breite haben vor allem aber auch die Hausärzte eine Rolle gespielt. Wie dem Dashboard des Landratsamts zu entnehmen ist, wurde der Großteil der Impfungen im Rems-Murr-Kreis von ihnen erbracht.

Nur in seltenen Fällen müssen Impfdosen entsorgt werden

Was passiert mit übrigem Impfstoff? „Wir setzen alles daran, so viele Menschen wie möglich zu impfen, auch mit sehr niederschwelligen Aktionen, die gut angenommen werden“, berichtet die Pressesprecherin. Erst an den vergangenen beiden Wochenenden konnten sich Spontane jeweils samstags in der Backnanger Innenstadt ohne Termin impfen lassen (wir berichteten). Der erste Termin wurde angesichts der hohen Nachfrage sogar über eine Stunde verlängert. Aber auch das Personal im Kreisimpfzentrum sei gefragt, damit kein Vakzin in der Tonne landet. Die Impfdosen würden sehr zurückhaltend auf die Spritzen aufgezogen: „Zirka zwei Stunden vor Schluss wird nur noch bei Bedarf aufgezogen, sodass fast kein Impfstoff übrig bleibt“, berichtet Keck. Nur in seltenen Fällen müssten Dosen entsorgt werden. Sollte Impfstoff übrig bleiben, gibt es eine Warteliste, welche abgerufen wird.

Im September gibt es für diese übrigen Dosen noch eine weitere Verwendung: Die Rems-Murr-Kliniken bieten dann nämlich ihren Mitarbeitern an, ihre Coronaimpfung mit dem Biontech-Vakzin auffrischen zu lassen. Das war schon vor dem Beschluss der Gesundheitsminister geplant – jedoch nur auf freiwilliger Basis und nach umfangreicher Aufklärung. Weil dafür erst einmal die sowieso übrigen Impfdosen verwendet werden sollen, habe dies auch keinen Einfluss auf die reguläre Impfkampagne, erklärt Torsten Ade, Chefarzt der Notaufnahmen am Rems-Murr-Klinikum in Winnenden. Die Rems-Murr-Kliniken riefen vergangene Woche noch einmal die Bürger ausdrücklich zu einer Impfung gegen das Coronavirus auf (wir berichteten). Bei den zugelassenen Impfstoffen gegen das Coronavirus seien bislang weder Langzeitnebenwirkungen noch Langzeitfolgen festgestellt worden. Von einer Coronaerkrankung Genesene hätten hingegen in 10 bis 20 Prozent der Fälle noch Monate nach einer Infektion mit gesundheitlichen Einschränkungen zu rechnen. Der Nutzen einer Impfung überwiege also bei Weitem das Risiko, fasst Bernhard Fröhlich, Chefarzt der Gastroenterologie, Allgemeinen Inneren Medizin und Geriatrie, zusammen.

Die Impfquote im Kreis ist noch weit von der Herdenimmunität entfernt

Nach Rechenmodellen des Weltärztebundes müssten 85 Prozent der Deutschen geimpft werden, um die Coronapandemie im Land einzudämmen. Das Robert-Koch-Institut präzisiert: Mindestens 85 Prozent der 12- bis 59-Jährigen und 90 Prozent der Senioren ab 60 Jahren sollten vollständig geimpft sein, damit eine vierte Welle im Herbst unwahrscheinlich wird. Angesichts der aktuellen Zahlen ist das ein hochgestecktes Ziel. Laut Bundesgesundheitsministerium lag der Prozentsatz der Bevölkerung, die mindestens einmal geimpft wurde, gestern in Deutschland bei 61,8. Vollimmunisiert waren demnach 52,6 Prozent der Gesamtbevölkerung.

Der Rems-Murr-Kreis bleibt sogar noch deutlich unter dem bundesweiten Wert. Laut dem baden-württembergischen Gesundheitsministerium liegt der Anteil der Einwohner im Landkreis, die mindestens eine Impfung erhalten haben, bei 54,0 Prozent, vollen Impfschutz genießen demnach 46,2 Prozent der Kreisbürger. Allerdings wurden diese Zahlen zuletzt am 25. Juli aktualisiert.

Die Öffnungszeiten Im Kreisimpfzentrum in Waiblingen können Impfwillige von Montag bis Freitag jeweils von 8.30 bis 18 Uhr geimpft werden, montags und mittwochs wird außerdem ein zusätzliches Feierabendimpfen bis 20 Uhr geboten, mit dem man vor allem Berufstätigen entgegenkommen will. An Samstag und Sonntag hat das KIZ jeweils von 8.30 bis 13.30 Uhr geöffnet.

Zum Artikel

Erstellt:
4. August 2021, 06:00 Uhr

Artikel empfehlen

Artikel Aktionen