„Das wird bald richtig brummen hier“

Seit gestern dürfen gastronomische Betriebe im Rems-Murr-Kreis wieder Gäste am Tisch bewirten, wenn diese bestimmte Voraussetzungen im Sinne der Coronaverordnung erfüllen. Dazu haben wir uns bei hiesigen Branchenakteuren umgehört.

Toni Josef Wahl hat sich mit seiner Frau Mirela bereits im „Einhorn“ in Oppenweiler einen ausgezeichneten Namen erworben und will die gute Arbeit nun im „Lamm“ in Aspach fortsetzen. Das Restaurant hat seit gestern wieder geöffnet. Fotos: A. Becher

© Alexander Becher

Toni Josef Wahl hat sich mit seiner Frau Mirela bereits im „Einhorn“ in Oppenweiler einen ausgezeichneten Namen erworben und will die gute Arbeit nun im „Lamm“ in Aspach fortsetzen. Das Restaurant hat seit gestern wieder geöffnet. Fotos: A. Becher

Von Bernhard Romanowski

ASPACH/BACKNANG. „Jetzt geht’s los. Wir öffnen die ganze Woche jeweils ab 17.30 Uhr und freuen uns, endlich wieder Gäste empfangen zu können“, sagt Toni Josef Wahl, der mit seiner Frau Mirela das Restaurant „Lamm“ in Aspach führt. Die Wahls werden ihre Gäste im Restaurant sowie draußen auf der Terrasse bewirten. Zwischenzeitlich haben sie ihre Einrichtung ordentlich umgekrempelt, wie man Wahls Schilderungen entnehmen darf. „Wir haben mit viel Herzblut renoviert und umgebaut. Es ist nicht mehr wiederzuerkennen. Das ist jetzt ein richtig schmuckes Restaurant, ein echtes Kleinod“, schwärmt der Gastronom. Ihr Vermieter, der Unternehmer Markus Höfliger, habe sie unterstützt, indem er ihnen freie Hand bei der Gestaltung gelassen und sie nicht eingeschränkt habe, so Wahl augenzwinkernd. Unter anderem wurde demnach auch die Terrasse neu bestuhlt und mit neuen Pflanzen versehen. Froh ist er im Übrigen auch, dass er weiterhin alle Mitarbeiter beschäftigen kann. „Wir mussten niemanden entlassen und sind jetzt gut aufgestellt.“

Auch im „Lamm“ gelten die aktuellen Coronabestimmungen. Die Gastronomen und ihre Gäste müssen die „3-G-Regel“ beherzigen – geimpft, genesen, getestet. Wer eines dieser Attribute nachweisen kann, darf nach Herzenslust schlemmen und genießen. Die Wahls und ihr Team waren aber auch in dieser Hinsicht nicht untätig und haben sich zu sogenannten geschulten Dritten ausbilden lassen. Sie können also Laien bei Coronaschnelltests anleiten und beobachten, das Ergebnis bewerten und dokumentieren.

Im „Löwen“ in Backnang wartet man lieber noch zwei Wochen mit der Öffnung des Lokals.

„Unsere Teststation ist täglich von 16 bis 18.30 Uhr sowie sonn- und feiertags von 11.30 bis 13 Uhr für jedermann am Seiteneingang des hinteren Parkplatzes geöffnet“, so Toni Wahl, der damit ebenso erklärt, dass die Teststelle grundsätzlich auch Leuten offen steht, die nicht das „Lamm“ besuchen wollen. Und weil dem so ist und niemand automatisch einen Tisch bucht, wenn er sich dort testen lässt, bittet er seine Gäste um eine entsprechende Reservierung.

Bislang, so verrät er, sind die Plätze drinnen wie draußen zu rund 70 Prozent schon gebucht. Für kommenden Samstag geht er davon aus, dass alle Tische schnell ausgebucht sein werden. In Aspach könne man sich ansonsten derzeit nur freitags und montags testen lassen, so Wahl weiter: „Deshalb haben wir gesagt: Komm, wir machen das und lassen uns schulen. Wir können die Menschen für einen Test ja nicht gut erst nach Backnang fahren lassen. Wir hoffen, dass die Leute das Angebot annehmen.“

Dass es nun im „Lamm“ wieder genug zu tun gibt, daran zweifelt er nicht. Er und seine Frau seien als frühere Betreiber des Restaurants und Hotels „Einhorn“ in Oppenweiler vielen Menschen bekannt, was ihnen nun entgegenkomme. Wahl: „Es ist angerichtet. Jetzt müssen die Leute nur noch kommen.“

Im Gasthaus „Zum Löwen“ in Backnang geht man die Sache gemächlicher an. „Wir öffnen jetzt noch nicht, sondern erst voraussichtlich am 15. Juni“, verkündet die Betreiberin Simone Hilt auf Nachfrage. Als Begründung nennt sie die Hoffnung des „Löwen“-Teams, dass bis dahin die Einhaltung der 3-G-Regel nicht mehr notwendig und eine Öffnung bis abends um 22 Uhr möglich ist. In anderen Bundesländern sei das bereits der Fall. Hilt spricht von einem enormen Aufwand für die Gastronomen und ihre Gäste, die Impfung, Genesung oder den negativen Tagestest der Gäste vor- beziehungsweise nachzuweisen: Hilt skizziert den aus ihrer Sicht nicht unwahrscheinlichen Fall, dass sich Gäste auf ihre Terrasse setzen, die dann keinen entsprechenden Nachweis vorzeigen, aber auch nicht einfach wieder gehen wollen. Dann seien Diskussionen und Ärger mit dem Ordnungsamt vorprogrammiert.

Zudem gebe es auch immer noch Leute, die nicht so bewandert in der Nutzung eines Handy sind oder nicht die notwendigen Programme wie etwa die Luca-App nutzen können oder wollen. Die Kontrolle der Nachweispflicht sei somit sehr personalaufwendig und könne dann auch noch zeitraubend werden. Die Gäste selbst bei sich im „Löwen“ zu testen, kommt für Hilt daher auch nicht infrage: „Dann wäre ich Krankenschwester geworden, wenn ich das wollte.“ Freilich fragten viele Kunden schon, wann sie denn wieder in den „Löwen“ kommen können, so Hilt weiter. Aber die Gäste, von denen viele den Abholservice des „Löwen“ genutzt haben, zeigten wohl auch viel Verständnis für ihre Haltung, die Öffnung noch zwei Wochen zu verschieben. Hilt: „Wir hatten jetzt sieben Monate zu, da kommt es auf die zwei Wochen auch nicht an.“

Fast schon komplett für die ganze Woche ausgebucht sind indessen die Plätze im „Kunberger“ in Backnang, das gestern schon geöffnet hatte. Da es für ein Restaurant immer auch eine Menge vorzubereiten gibt, um dem Gusto der Gäste zu entsprechend, hatten Wirtin Petra Wolf und ihr Team die letzten Tage alle Hände voll zu tun. Da wundert es nicht, dass sie noch gar keine Zeit hatte, etwa für kommenden Donnerstag die Werbetrommel zu rühren, wenn ein Weißwurstfrühstück in ihrer Gaststätte auf dem Programm steht. Aber die Wirtin ist zuversichtlich, dass dann dennoch keine gähnende Leere im „Kunberger“ herrschen wird. Dort werden die Gäste drinnen im Lokal und draußen an den Tischen an der Marktstraße bewirtet. „Den Mittagstisch werden wir aber weiterhin auch als Abholservice anbieten“, kündigt Wolf an. Ihrer Einschätzung nach werden viele Leute keine Lust haben, in der Mittagspause „noch loszurennen und einen Test zu machen, bevor sie essen können“. Selbst Tests anzubieten wäre eine bedenkenswerte Möglichkeit, so Wolf auf Nachfrage unserer Zeitung. Dazu müsse sie sich aber erst einmal schlaumachen, wann und wo das mit einer Schulung klappen könnte.

Gestern war der Andrang an Gästen in der Gastronomie in Backnang noch recht verhalten.

Im „Storchen“ in der Uhlandstraße in Backnang geht es ab heute los mit dem Geschäft. Über mangelnde Vorbestellungen kann sich Dimitrios Pinakas als „Storchen“-Wirt nicht beklagen. „Am Mittwoch gibt es mittags Gyros“, verweist der Wirt auf eine der kulinarischen Kernkompetenzen seiner Gaststätte und strahlt dabei mit unverkennbarer Vorfreude, endlich wieder richtig zu Werke zu gehen.

Von einem regelrechten Ansturm an Gästen konnte gestern Mittag noch keine Rede sein in den Backnanger Gasthäusern und Cafés, die bereits schon geöffnet hatten, obwohl doch eine Menge Leute bei strahlendem Sonnenschein unterwegs waren. Pinakas schreibt das nicht zuletzt einer gewissen Umgewöhnungsphase der Menschen nach der coronabedingt enthaltsamen Phase zu. Er ist sich sicher: „Das wird hier die nächsten Tage in den Lokalen richtig brummen.“

Das Testzentrum in der Grabenstraße ist nur eine der zahlreichen Möglichkeiten in Backnang, sich auf Corona testen zu lassen.

© Alexander Becher

Das Testzentrum in der Grabenstraße ist nur eine der zahlreichen Möglichkeiten in Backnang, sich auf Corona testen zu lassen.

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Erstellt:
1. Juni 2021, 06:00 Uhr

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