Der Nikolaus kommt auch in Coronazeiten

An der Bodelschwinghschule Murrhardt hat man sich daran gewöhnt, dass der Tagesablauf von der Pandemie geprägt ist. Die Regeln haben sich eingespielt, die Schüler mit geistiger Behinderung tragen ihre Masken ohne Murren. Advents- oder Weihnachtsfeier laufen in abgewandelter Form.

Ein Ereignis für die Kinder: Der Nikolaus schaut an der Bodelschwinghschule vorbei – und zwar coronagerecht, indem er draußen bleibt und die kleinen Gaben übers Fenster reinreicht. Foto: Bodelschwinghschule Murrhardt

Ein Ereignis für die Kinder: Der Nikolaus schaut an der Bodelschwinghschule vorbei – und zwar coronagerecht, indem er draußen bleibt und die kleinen Gaben übers Fenster reinreicht. Foto: Bodelschwinghschule Murrhardt

Von Annette Hohnerlein

Murrhardt. „Die Schüler machen das gut, sie sind da ganz unkompliziert“, sagt Miriam Kamm, die Rektorin der Bodelschwinghschule, mit Blick auf das Maskentragen, das seit Kurzem auch wieder im Unterricht sein muss. Konrektorin Stefanie Drach-Minuth pflichtet ihr bei: „Wir haben uns an gewisse Abläufe gewöhnt.“ Zum Beispiel die Aufteilung der Schüler in sogenannte Kohorten. Jeweils eine Stufe bildet eine Kohorte, das heißt, die Schüler der Grund-, der Haupt- und der Berufsschulstufe dürfen sich nicht mischen. Sie haben voneinander getrennte Pausenbereiche und auch beim Transport mit den Schulbussen wird diese Trennung eingehalten.

Dennoch: „Wir hätten nicht gedacht, dass Corona diesen Winter immer noch unseren Alltag beherrscht“, bedauert die Konrektorin. Immerhin hat man bei den regelmäßigen Tests nur in einzelnen Fällen Infizierte entdeckt, vor einem größeren Ausbruch ist die Schule bisher verschont geblieben. Zum Glück, gehören doch viele Schüler aufgrund ihrer geistiger Behinderung oder wegen Vorerkrankungen zu sogenannten vulnerablen Gruppen.

Interne Weihnachtsfeiern soll es geben

Damit das Schuljahr nicht ganz ohne Höhepunkte verläuft, hat sich das Kollegium Gedanken gemacht, wie zum Beispiel die Schulentlassfeier im Sommer und die Einschulungsfeier im Herbst sicher ablaufen können. So wurde bei beiden Anlässen nicht mit der ganzen Schulgemeinschaft, sondern in kleinem Rahmen gefeiert. Jeder Schüler konnte bis zu fünf Gäste einladen; außerdem galt die 3-G-Regel und die Veranstaltungen fanden teilweise im Freien statt. „Es waren schöne Feiern, ein würdevoller Ersatz“, findet Stefanie Drach-Minuth. Die traditionelle Weihnachtsfeier mit Schülern, Lehrern und Angehörigen in der katholischen Kirche St. Maria in Murrhardt wird es allerdings auch in diesem Jahr nicht geben. Dafür finden in den einzelnen Stufen interne Weihnachtsfeiern statt. Ein Ritual wurde zudem beibehalten: Der Nikolaus hat der Schule auch in diesem Jahr wie gewohnt einen Besuch abgestattet.

Dagegen musste der Ostermarkt, den der Freundeskreis der Schule seit vielen Jahren ein paar Wochen vor Ostern auf die Beine stellt, bereits zweimal abgesagt werden. „Wir hatten dafür einen Stand mit Osterartikeln auf dem Murrhardter Wochenmarkt, praktisch einen Ostermarkt im Miniformat“, berichtet Nadine Kraft, die Vorsitzende des Vereins. Dabei seien aber deutlich geringere Einnahmen erzielt worden. Für 2022 überlegt man sich ein neues Konzept, bei dem Teile des Ostermarkts in den Schulhof verlegt werden sollen.

Im Oktober konnte die Schulgemeinschaft einen neuen Bus mit neun Sitzplätzen entgegennehmen, den der Freundeskreis gespendet hatte. Mit ihm werden die Schüler zu Unterrichtsprojekten im Freien, Schwimmbadbesuchen oder Ausflügen gebracht. Mit einer „Busparty“ hießen Schüler der Grundstufe das bunt geschmückte Fahrzeug im Schulhof willkommen.

An der Bodelschwinghschule Murrhardt, einem sonderpädagogischen Bildungs- und Beratungszentrum, werden derzeit 116 Schülerinnen und Schüler mit geistiger Behinderung von 52 Lehrkräften unterrichtet, viele davon sind in Teilzeit beschäftigt. Mit den Grundschulen in Fornsbach und Kleinaspach, der Murrhardter Walterichschule und dem Bildungszentrum Weissacher Tal gibt es kooperative Organisationsformen, bei denen Klassen der Bodelschwinghschule an die Regelschulen ausgelagert und dort inklusiv unterrichtet werden. Unter dem Dach der Bodelschwinghschule befinden sich auch ein Schulkindergarten und eine Frühberatungsstelle.

Der Platz im Schulhaus wird knapp

Die Schülerzahlen steigen, berichtet Miriam Kamm; waren es im vergangenen Schuljahr noch 17 Klassen, sind es heute 19. Das führt dazu, dass der Platz im Schulhaus knapp wird. Deshalb wird im Moment die ehemalige Hausmeisterwohnung umgebaut, dort entstehen zwei Klassenzimmer, ein Therapieraum, ein Pflegebad und eine Küche. Eine weitere Neuerung ist eine Bewegungslandschaft, von der besonders Schüler mit einer Mehrfachbehinderung, herausforderndem Verhalten oder einem starken Bewegungsdrang profitieren.

In diesem Jahr ist die Bodelschwinghschule 50 Jahre alt geworden; ein großes Jubiläumsfest konnte man aber nicht feiern. In abgespeckter Form wollte man das Jubiläum aber nicht begehen, deshalb wird die Feier in Absprache mit dem Landkreis in einem der kommenden Jahre nachgeholt. „So ein großes Fest erfordert umfangreiche Vorbereitungen“, erklärt die Rektorin, „da muss sicher sein, dass es auch stattfindet.“

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Erstellt:
9. Dezember 2021, 06:00 Uhr

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