Der Schulstart wird gestaffelt gefeiert

Die meisten Erstklässler in Backnang haben gestern ihre Einschulung gehabt. Unter Pandemiebedingungen haben die Schulen sie willkommen geheißen. Alle bemühen sich, den Kindern trotzdem einen schönen Start ins Schulleben zu bereiten.

Zwar unter Pandemiebedingungen, aber nicht weniger spannend als in anderen Jahren: Die Erstklässler der Schillerschule verfolgen gebannt, was ihnen die Zweitklässler vortragen. Foto: A. Becher

© Alexander Becher

Zwar unter Pandemiebedingungen, aber nicht weniger spannend als in anderen Jahren: Die Erstklässler der Schillerschule verfolgen gebannt, was ihnen die Zweitklässler vortragen. Foto: A. Becher

Von Nicola Scharpf

BACKNANG. Im Laufe der ersten Woche nach den Sommerferien haben die neuen Erstklässler traditionell ihren großen Tag: Sie kommen in die Schule, feiern das oft groß mit ihren Familien und werden von den Schulen mit Festen willkommen geheißen. Diese finden bedingt durch die Coronapandemie an den Schulen in Backnang und Umgebung dieses Jahr in geändertem Rahmen statt. Schön soll der Start ins Schulleben aber dennoch gestaltet werden.

Backnangs Schulen haben sich miteinander abgesprochen, welche Rahmenbedingungen sie den Feierlichkeiten zugrunde legen. So finden die Feiern, die zum großen Teil gestern abgehalten wurden, beispielsweise klassenweise gestaffelt statt, jedes Kind darf maximal zwei Begleitpersonen dabeihaben, es wird nicht gesungen und einen Gottesdienst im klassischen Sinne gibt es nicht.

Wenn die Schillerschule die Einschulung ihrer Erstklässler feiert, platzt der Walter-Baumgärtner-Saal im Bürgerhaus normalerweise aus allen Nähten: Alle 80 bis 90 Abc-Schützen inklusive Eltern, Geschwistern, Tanten, Onkels, Omas, Opas und wer noch dabei sein möchte, zelebrieren in einer großen Feier den ersten Schultag. Es gibt ein umfangreiches Programm mit Eröffnung durch die Schulleiterin Ute Offtermatt, Vorspiel durch die Zweitklässler, Unterrichtsstunde für die Schulanfänger, Bewirtung für die Eltern und Verwandten. Dieses Jahr ist vieles anders für die Organisatoren. Die insgesamt 83 Schulanfänger – drei erste Klassen und eine Grundschulförderklasse – haben gestern zwar auch im Bürgerhaus gefeiert, aber aufgeteilt in ihren Klassen. „Wir haben das gleiche Programm dreimal hintereinander“, sagt Annegret Kocher vom Team der Schillerschule. Jedes Kind hat zwei Eintrittskarten für seine Begleitpersonen, die namentlich erfasst werden, bekommen. Am Eingang übernehmen Mitglieder des Elternbeirats die Einlasskontrolle. Zwischen den einzelnen Durchläufen wird das Bürgerhaus desinfiziert. „Es ist ein Riesenaufwand. Aber wir versuchen unser Bestes“, so Kocher. Und während die Erstklässler nach dem kleinen Fest ihre erste Unterrichtsstunde im Schulgebäude haben, müssen ihre Verwandten im Freien warten – auf dem Trockenen, weil es keine Bewirtung gibt.

Auch an den anderen Schulen tun die Verantwortlichen ihr Möglichstes, den Kindern einen schönen Start in ihre Schullaufbahn zu bereiten. An der Murrtalschule in Oppenweiler zum Beispiel haben die älteren Schüler den Neulingen ein Video zur Begrüßung gedreht, das die sonst übliche Aufführung bei der Feier gestern auf dem Schulgelände ersetzt hat. Auch an der Freien Waldorfschule Backnang, die ihre Feier für die 35 neuen Erstklässler bereits am Sonntag im Bürgerhaus veranstaltet hat, hat man sich beholfen. Statt Gesang wurde anders musiziert: mit Geige, Cello und Körperpercussion, was bei den Kindern und ihren Eltern richtig gut angekommen ist. An der Grundschule in Maubach, die ihr Fest gestern in der Halle gefeiert hat, hat die Klasse 2a die Klasse 1a mit einem kurzen Theaterstück begrüßt, anschließend hat die 2b ein Stück für die 1b aufgeführt. Statt eines Gottesdienstes mit Singen hat der Pfarrer eine kurze Ansprache gehalten. Schulleiterin Christine Röder glaubt: „Das Schwerste ist, dass nur zwei Personen mit dem Kind in die Halle dürfen.“

In dieser Hinsicht haben es die Familien in Kirchberg an der Murr gut getroffen: An der dortigen Grundschule gibt es dieses Jahr zwar keine Feier, aber einen Einschulungsgottesdienst, der gestern für die beiden ersten Klassen versetzt gehalten wurde. Und jede Familie durfte dem Gottesdienst mit sechs Personen beiwohnen – pro Bankreihe in der Kirche eine Familie. Auf der Empore gab es auch Plätze. Um Gedränge zu vermeiden, wurden die Sitzplätze bei einem Elternabend im Vorfeld ausgelost, informiert Schulleiter Alfred Stephan.

Auch an der Backnanger Grundschule in der Plaisir sind die Schulanfänger der drei ersten Klassen gestern willkommen geheißen worden – auch hier in einem kleinen, feinen Rahmen mit überschaubarem, festgelegtem Personenkreis. Rektorin Annedore Bauer-Lachenmaier verweist darauf: „Der Part in der Schule ist klein.“ Auch der restliche Tag biete Zeit für eine schöne Gestaltung. Die Schulleiterin betrachtet das Thema Einschulung aus einer anderen Perspektive: Ein Schulleben ist lang. Es sollte sich nicht alles nur auf den ersten Tag fokussieren. In ihrer Ansprache hat sie den Eltern daher einen Schulranzen gepackt, in den sie Aha-Regeln für den täglichen Gebrauch steckt: A wie Achtung vor der großartigen Leistung, die die Kinder mit dem Eintritt in die Schule in puncto Selbstständigkeit vollbringen. H wie Hilfe, die die Eltern ihren Kindern während ihres Schullebens fortlaufend geben sollen. A wie Akzeptanz vor der Einzigartigkeit jedes Kindes. Zum Schluss hatte sie ein Bonus-H wie Hoffnung, dass alles wieder schnell normal wird. Und nach der Feier wurde das Foyer der Schule gründlich gelüftet, bevor der zweite Teil der Erstklässler an der Reihe war.

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Erstellt:
18. September 2020, 06:00 Uhr

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