Die 7-Tage-Inzidenz sinkt unter 100

Zum ersten Mal seit rund acht Wochen hat die 7-Tage-Inzidenz im Rems-Murr-Kreis die kritische 100er-Marke unterschritten. Doch was bedeutet das für Bürger, Gastronomen, Hoteliers, Vereine, Kultureinrichtungen? Und wie sehen die weiteren Schritte aus?

Bleibt die 7-Tage-Inzidenz fünf Tage in Folge unter 100, dürften die Gastronomen (unter Auflagen) wieder öffnen – so wie schon im Mai 2020 das Restaurant Merlin in Backnang. Archivfoto: A. Becher

© Alexander Becher

Bleibt die 7-Tage-Inzidenz fünf Tage in Folge unter 100, dürften die Gastronomen (unter Auflagen) wieder öffnen – so wie schon im Mai 2020 das Restaurant Merlin in Backnang. Archivfoto: A. Becher

Von Melanie Maier

BACKNANG. Es ist ein erster Schritt in Richtung Öffnungen, in Richtung zurück zur Normalität, wie sie vor der Coronapandemie war: Die 7-Tage-Inzidenz, also die Zahl der neu gemeldeten Covid-19-Fälle innerhalb der letzten sieben Tage bezogen auf 100000 Einwohner, hat im Rems-Murr-Kreis am gestrigen Mittwoch erstmals die politisch relevante 100er-Marke unterschritten. Das war zuletzt am 23. März der Fall (Inzidenz: 87).

Die Coronaampel stand lange Zeit auf Dunkelrot im Landkreis. Bereits am 15. Oktober 2020 wurde nach Mitteilung des Landesgesundheitsamts der Grenzwert von 50 Neuinfektionen pro 100000 Einwohner zum ersten Mal innerhalb von sieben Tage überschritten. Im Lauf der Wintermonate und auch im Frühjahr 2021 rückte dieser Wert in immer weitere Ferne. Einen vorläufigen Höchststand erreichte die Zahl der Neuinfektionen im Landkreis am 9. Dezember 2020 mit 237 neuen Ansteckungen. Im Frühjahr lag der Höchstwert bei 201 (21. April).

Doch nun scheint das Schlimmste überstanden. Vermutlich durch die Beschränkungen der Bundesnotbremse und den Fortschritt bei den Impfungen ist die Zahl der Neuinfizierten deutlich gesunken. Schon seit Montag, 17. Mai, sind die Schulen und Kindertagesstätten regulär geöffnet. Für beide liegt der kritische Wert gemäß Bundesnotbremse bei einer 7-Tage-Inzidenz von unter 165.

Landrat Richard Sigel zeigt sich erfreut über die sinkenden Zahlen, mahnt aber auch zur Umsicht: „Auch wenn wir uns nach über einem Jahr Pandemie alle nach Normalität sehnen: Wir sind leider noch nicht über den Berg. Unsere Rems-Murr-Kliniken rechen erst im Juni mit einer Entlastung der Intensivstationen. Deshalb brauchen wir weiter sinkende Coronafallzahlen. Bleiben wir weiter gemeinsam am Ball, damit wir das Erreichte nicht verspielen.“

Für eine stabile 7-Tage-Inzidenz unter 100 hat die baden-württembergische Landesregierung Öffnungsschritte festgelegt. Sie sollen Hotels und Gaststätten sowie Kultur- und Freizeiteinrichtungen eine konkrete Perspektive bieten. Ob geöffnet werden darf oder nicht, hängt nach der Neufassung der Coronaverordnung vom 14. Mai von der Inzidenz des jeweiligen Land- oder Stadtkreises ab.

Im Rems-Murr-Kreis könnte frühestens am 28. Mai dieerste Öffnungsstufe gelten.

Stufe eins gilt zwei Tage, nachdem die Inzidenz an fünf aufeinanderfolgenden Werktagen unter 100 gelegen hat. Das könnte im Landkreis aufgrund der Pfingstfeiertage frühestens am Freitag, 28. Mai, der Fall sein. Und auch nur dann, wenn die Tendenz sich nicht noch einmal ändert: Wird der Schwellenwert 100 an drei Tagen in Folge überschritten, müssen die Lockerungen zurückgenommen werden. Somit wäre zum Beispiel die Öffnung der Gastronomie am zweiten Tag nach der amtlichen Bekanntmachung nicht mehr möglich. In diesem Fall zählen Sonn- und Feiertage mit.

Bei der ersten Öffnungsstufe ist die Anzahl der anwesenden Besucher, Teilnehmer oder Kunden – soweit in der neuen Coronaverordnung nicht anders angegeben – auf eine Person je 20 angefangene Quadratmeter Fläche begrenzt. Welche Veranstaltungen wieder möglich sind und welche Einrichtungen öffnen dürfen, steht ausführlich in der Coronaverordnung (siehe Infokasten). Erlaubt ist zum Beispiel kontaktarmer Freizeit- und Amateursport im Freien mit bis zu 20 Personen. Schwimmbäder, Thermalbäder und Badeseen mit kontrolliertem Zugang dürfen öffnen, Hotels, Pensionen, Ferienwohnungen und Campingplätze Besucher empfangen. Auch Museen und Bibliotheken dürfen aufmachen, Gaststätten und Restaurants unter Auflagen zwischen 6 und 21 Uhr Gäste einlassen.

Als Eintrittskarte – etwa für Kulturveranstaltungen im Freien – brauchen die Teilnehmer entweder einen Nachweis über eine Coronaschutzimpfung, über die Genesung von einer Covid-19-Erkrankung innerhalb der vergangenen sechs Monate oder einen negativen Schnelltest. Test- und Hygienekonzepte, die Maskenpflicht und die Pflicht zur Kontaktnachverfolgung bleiben weiterhin bestehen.

Die zweite Öffnungsstufe folgt 14 Tage nach Öffnungsstufe eins – vorausgesetzt, die 7-Tage-Inzidenz liegt nach wie vor stabil unter 100, die Tendenz ist weiter fallend. Dann sind beispielsweise wieder Präsenzveranstaltungen an den Hochschulen mit bis zu 100 Personen möglich. Theater, Opernhäuser und Kinos dürfen in Innenräumen bis zu 100 Teilnehmer zulassen. Fitnessstudios dürfen öffnen, in Gottesdiensten darf gesungen werden.

Die dritte Öffnungsstufe wird wiederum 14 Tage nach der zweiten erreicht. Die Voraussetzungen bleiben dieselben wie beim Schritt von der ersten zur zweiten Öffnungsstufe. Möglich macht Phase drei etwa Messen und Kongresse, auch Freizeitparks und Saunen dürfen öffnen.

Zeichnet sich in einem Stadt- oder Landkreis über 14 aufeinanderfolgende Tage eine steigende 7-Tage-Inzidenz ab, gelten die Regelungen des vorherigen Öffnungsschritts. Weitere Lockerungen sollen ab einer stabilen 7-Tage-Inzidenz von unter 50 Neuinfektionen je 100000 Einwohner folgen. Dann dürfen sich zum Beispiel wieder zehn Personen aus bis zu drei Haushalten treffen, Geschäfte und Märkte ohne weitere Auflagen öffnen. Steigt die Inzidenz an drei aufeinanderfolgenden Tagen auf über 50, werden die Lockerungen zurückgenommen.

Wann der Rems-Murr-Kreis wieder stabil unter der 50er-Marke liegen wird, ist schwer abzuschätzen. Sollte die Zahl der Neuinfizierten weiterhin sprunghaft sinken, könnte es eine Frage von wenigen Wochen bis zu den oben genannten weitreichenden Öffnungen sein. Falls die Zahl jedoch wieder steigen sollte, könnte es sich bis zum Juli oder August ziehen.

Das Virus im Rems-Murr-Kreis

Seit Beginn der Coronapandemie haben sich mindestens 19485 Menschen im Rems-Murr-Kreis mit dem Virus Sars-CoV-2 infiziert. Die tatsächliche Gesamtzahl dürfte aber höher liegen, da viele Infektionen nicht erkannt werden. 348 Personen sind bislang an oder mit Covid-19 verstorben (Stand 19. Mai 2021).

90365 Personen wurden bisher im Landkreis gegen das Coronavirus geimpft, davon 36176 im Kreisimpfzentrum in Waiblingen oder von den dazugehörigen mobilen Impfteams, 10650 von den Teams des Impftrucks sowie 43539 beim Hausarzt.

Aktuelle Daten und Statistiken stehen auf dem Corona-Dashboard des Landratsamts unter https://is.gd/eCt99q.

Die neue Coronaverordnung des Landes Baden-Württemberg vom 14. Mai findet man unter https://cutt.ly/UbMFY1I.

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Erstellt:
20. Mai 2021, 06:00 Uhr

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