Einkaufen mit Maske: warm und stickig

Seit gestern gilt die Maskenpflicht beim Einkaufen und in öffentlichen Verkehrsmitteln – Für viele ist der Mundschutz ungewohnt

In Bussen, Bahnen und beim Einkaufen in Supermärkten und in kleineren Geschäften gilt seit gestern die Pflicht, dass Mund und Nase bedeckt werden müssen. Ob das mit einer selbst genähten Stoffmaske, einer medizinischen Einmalmaske oder einfach mit einem Tuch oder Schal geschieht, bleibt den Leuten überlassen. Doch egal, welche Form der Gesichtsbedeckung gewählt wird, für viele ist sie noch ungewohnt.

Maskenvielfalt von improvisiert bis kunstvoll genäht, hier bei Alina Lutz, sowie auch bei Martins Fernando, Nicole Köngeter, Sabrina Pendorf, Carmine Verner, Celina Da Silva, Jakob Wild, Alexander Rümke und Gerd Köngeter. Fotos: A. Becher

© Alexander Becher

Maskenvielfalt von improvisiert bis kunstvoll genäht, hier bei Alina Lutz, sowie auch bei Martins Fernando, Nicole Köngeter, Sabrina Pendorf, Carmine Verner, Celina Da Silva, Jakob Wild, Alexander Rümke und Gerd Köngeter. Fotos: A. Becher

Von Kristin Doberer

BACKNANG. „Man erkennt sich gegenseitig ja gar nicht mehr. Ich musste die Maske kurz anheben und sagen: Hey, ich bin’s“, erzählt Martins Fernando nach seinem ersten Einkauf mit Mundschutz. Warm sei es unter der Maske gewesen und man bekomme schlechter Luft, meint er. Er hat eine hellblaue Einmalmaske auf, die Sorte, die man am ersten Tag der Maskenpflicht in Supermärkten, Bussen und Bahnen am häufigsten gesehen hat. Seit gestern gilt auch in Baden-Württemberg die Pflicht, Mund und Nase zu bedecken, um eine Übertragung des Coronavirus zu vermeiden. Eine Vorschrift, die von vielen begrüßt wird.

„Ich gehöre zwar nicht zur Risikogruppe, aber hier geht es um pure Rücksichtnahme. Deswegen finde ich die Maßnahmen im Moment gut“, sagt Alina Lutz. „Man bekommt zwar schwerer Luft, aber ich finde es trotzdem nicht schlimm“, sagt sie. Sie hat eine hellgrüne Stoffmaske mit kleinen Blumen auf, ein vorausschauendes Geschenk der Arbeitskollegin zu Ostern.

Die Maskenpflicht bringt nämlich auch die Kreativität in den Leuten hervor. Obwohl die weißen und blauen Masken am häufigsten gesehen werden, mischen sich auch Menschen mit kunterbuntem Mundschutz aus Stoffen mit lustigen Mustern in die Supermärkte. „Wenn ich schon eine Maske tragen muss, dann soll es zumindest eine schöne sein“, sagt Celina Da Silva. Sie hat beim Einkaufen mit Mundschutz kein komisches Gefühl. Ihre Maske hat sie selbst genäht, auf dem Stoff sind Blumen, ein Boot, Fische und sogar etwas Spitze am oberen Rand. „Das ist mir lieber als die Einmalmasken. Die sind gar nicht so billig und die Stoffmaske kann ich einfach waschen. Wenn man gerne näht, hat man sowieso immer etwas Stoff und Material Zuhause.“ Zusätzlich zu der Maske trägt sie Einmalhandschuhe zum Einkaufen. „Die kann ich einfach ausziehen und fertig. Ansonsten fasse ich ja an meinen Autoschlüssel und das Lenkrad. Das alles zu desinfizieren, wäre mir zu aufwendig.“ Es muss nicht zwingend eine Maske getragen werden

Auch Martins Fernando legt Wert auf das Desinfizieren der Hände. „Man merkt ja oft gar nicht, dass man sich ins Gesicht fasst“, sagt er. „Man kommt aus dem Supermarkt und fasst sich automatisch mal an die Nase.“ Insgesamt scheinen sich die Menschen am ersten Tag der Maskenpflicht daran zu halten, so Jakob Wild. „Ich habe nicht einen einzigen ohne Mundschutz gesehen. Und trotzdem halten alle Abstand“, sagt er. Für ihn ist die Maske aber auch ein kleines Problem. Er ist Brillenträger. Bei längerem Tragen, läuft seine Brille an, er kann nichts mehr sehen. Wild hat das Problem schon beim Testen daheim bemerkt. „Ich habe mir extra ein Tuch mitgenommen, mit dem ich mir die Brille immer wieder frei machen kann“, sagt er. „Trotzdem ist meine Brille dauernd angelaufen und es war furchtbar warm.“

Doch nicht alle haben sich eine Maske, egal welcher Art, besorgt. Alexander Rümke hat sich ein Halstuch mit zum Einkaufen genommen und es über Mund und Nase gezogen. Solange diese bedeckt sind, ist auch das erlaubt. Er sieht das als völlig ausreichend. Doch angenehm war der Einkauf für ihn auch nicht: „Im Laden war es vor allem sehr warm.“

Für andere ist das Tragen der Maske nicht mehr ungewohnt. Nicol und Gerd Köngeter haben schon in der vergangenen Woche einen Mundschutz zum Einkaufen getragen. Dieser war noch nicht verpflichtend, wurde aber von der Bundesregierung empfohlen. „Als Brillenträger ist das schon sehr unangenehm“; sagt Nicol Köngeter. „Dabei ist es ja noch nicht einmal Sommer. Aber ich mache alles mit, solange ich raus darf.“ Auch Sabrina Pendorf hat sich ihre Maske selbst genäht. Für sie war es trotz der landesweiten Vorschriften eine Überwindung, mit dem Mundschutz einkaufen zu gehen. „Es ist unangenehm und man bekommt auch nur schlecht Luft unter der Maske.“ Sie bemühe sich darum, möglichst schnell mit dem Einkauf fertig zu sein. „Ich hole mir nur das Wichtigste und bin dann schnell wieder raus aus dem Laden.“

Modeberatung mit Mundschutz: geht das?

Anders sieht es da bei kleineren Einzelhändlern aus. „Die Leute kommen zu uns, um sich wieder etwas Gutes zu tun“, sagt Monika Jäger von Charisma Mode. „Sie nehmen sich die Zeit und kaufen wieder in Ruhe bei uns ein.“ Auch sei die Struktur in einem kleinen Fachgeschäft ganz anders als im Supermarkt und ermögliche ein entspanntes Einkaufen trotz Hygienevorschriften. Sie trägt bereits seit letzter Wochen immer eine Maske beim Kundenkontakt, und auch viele ihrer Kunden hätten sich schon vor der allgemeinen Pflicht den Mund und die Nase bedeckt. Obwohl die Verständigung mit der Maske durchaus schwieriger sei, behindert sie nicht bei der Kundenberatung. „Ich denke, daran müssen sich die Leute jetzt erst gewöhnen. Das wird bestimmt zwei bis drei Wochen dauern.

Wie mit Verstößen gegen die Maskenpflicht umgegangen wird, ist je nach Bundesland sehr unterschiedlich. Ein Verstoß gilt als Ordnungswidrigkeit und kann ein Bußgeld zur Folge haben. In Bayern zahlen Privatpersonen zum Beispiel 150 Euro. Baden-Württemberg dagegen hat sich noch nicht festgelegt, wie hoch das Bußgeld sein wird. „Es geht jetzt nicht in erster Linie um ein Bußgeld“, sagt Gisela Blumer, die Leiterin des städtischen Rechts- und Ordnungsamts. „Es soll dadurch viel mehr das Verantwortungsbewusstsein der einzelnen angeregt werden.“ Seit Beginn der Corona-Schutzmaßnahmen kontrolliert das Ordnungsamt deren Einhaltung, die Maskenpflicht gehöre nun auch zu diesen Maßnahmen. Parallel zum Ordnungsamt kontrolliert ab nächster Woche aber auch die Polizei das Tragen der Masken. „Bei warmem Wetter ist das natürlich anstrengend und eine Herausforderung, aber es geht einfach darum, dass andere geschützt werden“, sagt Blumer.

So war Tag eins der Maskenpflicht

Von improvisiert bis kunstvoll genäht: So vielfältig kann der Mundschutz sein.

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 Alexander Rümke
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Gerd Köngeter
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Jakob Wild
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Alina Lutz
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Martins Fernando
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Nicole Köngeter
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Celina Da Silva
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Camine Verner
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Sabrina Pendorf
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Erstellt:
28. April 2020, 06:00 Uhr

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