FFP2-Masken in Innenräumen

Seit Mitte vergangener Woche ist die sogenannte FFP2-Maske – oder auch vergleichbare Standards – in Innenbereichen mit Maskenpflicht vorgeschrieben. Dies gilt für Personen ab 18 Jahren. Was ist die Erfahrung des Einzelhandels?

Bestverkaufter Artikel: Markus Sammet hat Masken in verschiedensten Farben ins Sortiment des Schwarzmarkt aufgenommen. Foto: A. Becher

© Alexander Becher

Bestverkaufter Artikel: Markus Sammet hat Masken in verschiedensten Farben ins Sortiment des Schwarzmarkt aufgenommen. Foto: A. Becher

Von Simone Schneider-Seebeck

Backnang. Am ersten Tag der neuen Verordnung zeigt sich so manches Geschäft noch kulant. Zwar wird auf die Maskenpflicht hingewiesen, doch man sieht immer noch den ein oder anderen Kunden mit medizinischer Maske im Geschäft.

Bereits zum 27. Dezember war von der Landesregierung eine Empfehlung zum Tragen von FFP2-Masken herausgegeben worden. Die Änderung zur Pflicht kam für so manche Konsumenten und auch Einzelhändler dann allerdings doch recht überraschend. Von der IHK seien noch keine Informationen bezüglich der Maskenpflicht gekommen, heißt es in einem der Geschäfte. Die vielen, oft kurzfristigen Änderungen führten zu Unsicherheiten nicht nur bei Kunden, sondern auch bei den Händlern.

Am Eingang der Parfümerie Schuback hängt ein großes Plakat mit dem Hinweis auf die FFP2-Maskenpflicht. „Viele wissen es noch nicht“, hat die stellvertretende Filialleiterin Geppert festgestellt. „Die Information ist noch nicht so durchgedrungen. Viele kehren auch um und sagen, sie gehen lieber online. Leider.“ Bereits das Zeigen von Ausweis und Impfzertifikat störe so manchen potenziellen Käufer. Allerdings, so Geppert, gebe es durchaus auch Konsumenten, die die Regelungen begrüßen.

Neue Maskenverordnung ist

noch nicht überall angekommen

Im Weltladen Backnang hat man ebenfalls festgestellt, dass die neue Maskenverordnung noch nicht überall angekommen ist. Zumindest am Mittwoch wurden im Bedarfsfall FFP2-Masken zur Verfügung gestellt, damit sich die Kunden nicht vor den Kopf gestoßen fühlen. Allerdings verbunden mit der Bitte, beim nächsten Besuch den korrekten Schutz zu verwenden.

So mancher Einzelhändler lässt sich jedoch Alternativen einfallen, beispielsweise wird die Kundschaft vor der Tür beraten oder ein Abholschalter eingerichtet.

Für die Erste Vorsitzende des Stadtmarketings, Sigrid Göttlich, kam die kurzfristige Verordnung nicht allzu überraschend: „Jetzt sind wir seit zwei Jahren in der Pandemie. Es gab immer wieder Verordnungen, die sehr schnell hereinkamen und umgesetzt werden mussten.“ Sowohl der Stadtmarketingverein als auch andere Institutionen wie etwa die IHK oder der Handelsverband gäben die Informationen so schnell wie möglich weiter. „Einige unserer Händler waren so vorsorglich, dass sie bereits FFP2-Masken vorrätig hatten, sodass sie diese herausgeben konnten, um den Kunden den Eintritt zu ermöglichen.“

„Man sollte immer mal wieder

die Blickrichtung ändern“

Auch Göttlich hat vorsorglich für ihr Modegeschäft Accente Kundenmasken vorbereitet. Ihr ist jedoch aufgefallen, dass die FFP2-Maske schon länger überwiegt. Insgesamt versucht Göttlich, die Situation möglichst gelassen zu nehmen und sich so gut es geht auf Neues einzustellen. „Man sollte immer mal wieder die Blickrichtung ändern, das macht vieles leichter“, hat sie festgestellt. Sie hat für ihre Kundschaft Masken von Kaze im Angebot, die es in allen möglichen Farben und Designs gibt: „Dann zaubert man sogar ein Lächeln ins Gesicht.“

Die neue Maskenverordnung sieht Sigrid Göttlich indes gar nicht so kritisch. Dafür bedauert sie, dass für Geschäfte, die nicht zur Grundversorgung zählen, nicht die 3-G-Regel gilt, denn sie ist überzeugt davon, dass kleinere Läden eher in der Lage seien dies einzuhalten und zu überprüfen als größere Geschäfte wie beispielsweise Supermärkte. Das wird auch vom Handelsverband Deutschland stark kritisiert, der betont, dass sicheres Einkaufen durch Maskenpflicht, Abstand und entsprechende Hygienekonzepte gewährleistet sei.

Schon im letzten Frühjahr hat Markus Sammet Masken der Marke Kaze ins Sortiment des „Schwarzmarkt“ aufgenommen. „Das ist mittlerweile unser bestverkaufter Artikel“, sagt er. Schon von Anfang an seien diese Masken gut angekommen, doch jetzt habe die Nachfrage nochmals angezogen. „Die Leute nehmen das schon ernst.“ Tatsächlich kämen manche Kunden ausschließlich deshalb ins Bekleidungsgeschäft. Er selbst trage FFP2 von Anfang an. Zwar habe er befürchtet, dass die Kundschaft kritisch auf die neue Verordnung reagiere, doch gebe es in seinem Geschäft nur ganz vereinzelte Fälle, in denen Kunden ohne entsprechenden Mund-Nasen-Schutz seien: „Es gab bisher keine Probleme.“ Seiner Ansicht nach wirkt sich diese Verordnung nicht negativ aufs Geschäft aus, der digitale Impfnachweis erweise sich da in manchen Fällen als problematischer.

Dass die Nachfrage nach FFP2-Schutzmasken seit vergangener Woche angestiegen ist, hat auch Tobias Sellmaier festgestellt, Marketingmitarbeiter bei der Firma Lochmann Berufskleidung und Arbeitsschutz, die diese Art Schutzmaske schon lange im Sortiment hat. Selbst aus Stuttgart sei Kundschaft gekommen, die die Qualität des Produkts zu schätzen wisse.

Der Nasenbügel der FFP2-Maske sollte stets an die Nase angepasst werden, sodass die Maske eng anliegt und keine Luft über die Ränder eindringen oder entweichen kann. Foto: T. Sellmaier

© Tobias Sellmaier

Der Nasenbügel der FFP2-Maske sollte stets an die Nase angepasst werden, sodass die Maske eng anliegt und keine Luft über die Ränder eindringen oder entweichen kann. Foto: T. Sellmaier

FFP2-Maskenpflicht

Warn- und Alarmstufe In Innenbereichen mit Maskenpflicht müssen Personen ab 18 Jahren eine FFP2- oder vergleichbare Maske tragen – beispielsweise KN95-/N95-/KF94-/ KF95-Masken.

Gültigkeit Dies schreibt die Änderung der Coronaverordnung des Landes Baden-Württemberg zum 12. Januar 2022 vor.

Ausnahme Die FFP2-Maskenpflicht gilt nicht in Arbeits- und Betriebsstätten. Hier gilt weiter die Sars-CoV-2-Arbeitsschutzverordnung des Bundes.

Standard Die Buchstaben „FFP“ sind die englische Abkürzung für „Filtering Face Piece“ (bedeutet Filtermaske). Und FFP2 besagt, dass es sich um eine Atemschutzmaske nach europäischem Standard handelt.

Zum Artikel

Erstellt:
17. Januar 2022, 06:00 Uhr

Artikel empfehlen

Artikel Aktionen