Flächenberechnung per Videokonferenz

Die Conrad-Weiser-Schule in Aspach nutzt das Internet, um für ihre Schüler trotz Coronavirus digitalen Unterricht zu halten

Seit zwei Wochen sind die Schulen nun geschlossen. In der Conrad-Weiser-Schule Aspach gibt es aber trotzdem Unterricht. Über das Internet halten Lehrer Unterrichtsstunden, laden Erklärvideos für ihre Klassen hoch und kommunizieren so live mit ihren Schüler.

Tobias Stüer hält seinen Matheunterricht nun vor der Webcam. Die Schüler können sich freiwillig zuschalten. Foto: A. Becher

© Alexander Becher

Tobias Stüer hält seinen Matheunterricht nun vor der Webcam. Die Schüler können sich freiwillig zuschalten. Foto: A. Becher

Von Kristin Doberer

ASPACH. „Hallo zusammen, nickt mal, wenn ihr mich gut hören und die Präsentation sehen könnt“, sagt Tobias Stüer und blickt dabei zu seinem Computerbildschirm, auf dem nach und nach immer mehr Gesichter auftauchen. In Coronazeiten eine ganz typische Begrüßung. Denn statt wie gewöhnlich ins Klassenzimmer zu kommen, loggen sich die Schüler der 5. Klasse nun vom heimischen Computer aus zum Matheunterricht per Videokonferenz ein. Heute sitzen 21 Schüler aus den zwei 5. Klassen vor dem Computer, um zu lernen, wie man den Flächenumfang von Rechtecken und Quadraten berechnet. Stüer ist Konrektor an der Conrad-Weiser-Schule in Aspach, seinen Unterricht hält er nun, wie viele seiner Kollegen, über das Internet.

„Auch im Regelunterricht schalten manche Schüler zu Beginn ab“

Die Schule arbeitet mit dem Programm Zoom, deshalb heißen die digitalen Unterrichtsstunden hier auch Zoom-Meetings. Mit dem Programm können die Schüler ihren Lehrer nicht nur sehen und hören, sondern auch verfolgen, was auf seinem Bildschirm passiert. So kann er ihnen Lehrvideos und Präsentationen zeigen oder auf seinem Bildschirm eine Aufgabe für alle vorrechnen. „Noch besser funktioniert es auf dem Tablet. Da kann ich auch Sachen für die Schüler zeichnen“, sagt Stüer. Haben die Schüler Fragen, können sie entweder in den Chat getippt werden oder sie heben wie im Regelunterricht die Hand und werden kurzzeitig auf laut geschaltet. Vor der Coronapandemie kannten die Lehrer der Conrad-Weiser-Schule das Programm noch nicht, doch als vor zwei Wochen die Schulen geschlossen wurden, musste schnell eine Lösung her. „Ich habe mich viel mit Freunden aus ganz Deutschland unterhalten, die auch als Lehrer arbeiten. Dieses Programm funktioniert im Moment sehr gut“, erklärt der Konrektor.

Gibt es eine Unterrichtsstunde über Zoom, können sich die Schüler der gesamten Jahrgangsstufe zuschalten, allerdings schalten nicht alle ein. Etwa 15 bis 25 Schüler beteiligen sich an der digitalen Unterrichtsstunde. „Die Zoom-Stunden sind auf freiwilligen Basis“, erklärt Stüer. „Wenn wir ehrlich sind, ist es im Regelunterricht doch ähnlich, auch da schalten die einen oder anderen Schüler schon zu Beginn der Stunde ab.“ In einer Unterrichtsstunde per Video sind immer zwei Lehrer dabei. Einer sitzt vor der Kamera und hält den Unterricht, er gibt Instruktionen, erklärt das Thema und macht Übungen mit den Schülern. Ein zweiter Lehrer ist im Chat mit dabei, um Fragen zu Technik oder Stoff direkt zu beantworten. „Allein wäre das schwierig“, sagt Schulleiterin Heidi Ahlers. „Den Stoff vermitteln und sich gleichzeitig um die Technik und den Chat kümmern, das ist kaum machbar.“ Diese Art von Unterricht hat aber auch Vorteile, so Stüer. So können die Lehrer zum selben Thema zeitgleich zwei ZoomMeetings mit verschiedenen Niveaustufen anbieten. „Die Schüler können dann selbst entscheiden, ob sie in die Fortgeschrittenengruppe wollen oder nicht.“

Die Art, wie an der CWS digital unterrichtet wird, unterscheidet sich sehr nach dem Alter der Kinder. Die Kinder im Grundschulalter bekommen ihre Aufgaben per E-Mail zugeschickt, die Rückmeldung erfolgt über die Eltern. „Wir können tatsächlich nicht alle per E-Mail erreichen. Für manche drucken wir die Arbeitsblätter aus und die Eltern holen sie dann in der Schule ab oder wir werfen sie in den Briefkasten“, erklärt die Schulleiterin. „Der Arbeitsaufwand ist im Moment natürlich größer.“

Auch in den Ferien sollen die Schüler genug Material bekommen
Ab der 5. Klasse nutzen die Schüler die Internetplattform Diler. Hier liegen für jede Klasse Materialien zu bestimmten Themen bereit, sie können hier mit den Lehrern kommunizieren und sehen, welche Aufgaben sie bis zu welchem Zeitpunkt erledigt haben sollen. Die Plattform nutzt die Schule schon seit einigen Jahren, aber noch nie so intensiv wie in den letzten zwei Wochen. „Im Regelbetrieb lagen für die Schüler hier Übungen oder Erklärvideos bereit, jetzt nutzen wir Diler viel effektiver“, erklärt Ahlers. So zum Beispiel für sogenannte Talkiezeiten. Das sind bestimmte Zeiten, zu denen die Lehrer auf Diler online sind und den Schülern live Fragen zum Stoff beantworten können.

Noch liegt der Schwerpunkt auf den Hauptfächern, doch so langsam finden sich auf der Lernplattform auch Aufgaben zum Beispiel aus dem Musik- oder Kunstbereich. „Die Lehrer haben sich zunächst darauf konzentriert, Übungen für die Hauptfächer online zu stellen. Die Nebenfächer folgen nun so langsam.“ Die Schulleiterin ist froh, dass ihre Schule bereits vor der Coronapandemie mit der Plattform gearbeitet hat, trotzdem seien die ersten Tage stressig gewesen: „Die erste Woche zu Hause war für unsere Diler-Ansprechpartner sehr anstrengend.“ Denn diese haben sich darum gekümmert, dass sich die Schüler problemlos von zu Hause anmelden können, und mussten viele Anfragen von Eltern beantworten. Einen besonderen Vorteil hat an der Conrad-Weiser-Schule die achte Jahrgangsstufe. Als iPad-Klasse ist hier jeder Schüler mit einem eigenen Tablet ausgestattet, wodurch ihnen ermöglicht wird, fast den normalen Stundenplan zu erfüllen. Jeden Morgen haben sie vier Schulstunden Unterricht per Videokonferenz. Obwohl zwar bald Osterferien sind, wollen die Lehrer auch für diese Zeit Übungspakete zur Wiederholung des Stoffes bereitstellen. „Die Kinder können ja auch in den Ferien nicht wirklich etwas unternehmen, keiner kann in den Urlaub fahren“, sagt Ahlers. „So können sie sich beschäftigen.“ Wer aber denkt, dass manche Schüler nun verlängerte Ferien genießen, hat sich getäuscht. Über die Schulplattform Diler kann Rektorin Ahlers genau sehen, welcher Schüler sich wann zum letzten Mal angemeldet hat. „Wenn auffällt, dass ein Schüler schon länger nichts mehr gemacht hat, dann rufe ich durchaus auch bei ihm zu Hause an und spreche mit den Eltern oder dem Schüler selbst“, sagt Ahlers.

Die intensive digitale Nutzung der Lernplattform will die Schule auch beibehalten, wenn der Regelunterricht wieder möglich ist: „Ich denke, dass die Online-Möglichkeiten dann wesentlich mehr genutzt werden als zuvor.“ Schüler, Eltern und Lehrer würden sich momentan an die Nutzung gewöhnen, die Plattform kennenlernen und auch in Zukunft nutzen. An der CWS funktioniert der digitale Unterricht also ziemlich gut, allerdings nur durch viel Organisationsarbeit und zusätzlichen Arbeitsaufwand. Die Schulleiterin sieht aber auch das Positive an der Situation: „Ich wüsste ja gar nicht, was ich den ganzen Tag zu Hause machen würde. Deshalb bin ich schon sehr froh, dass ich zumindest jeden Tag in die Schule kommen kann.“

Die Teilnehmer kann der Lehrer auf seinem Bildschirm sehen. Foto: A. Becher

© Alexander Becher

Die Teilnehmer kann der Lehrer auf seinem Bildschirm sehen. Foto: A. Becher

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Erstellt:
1. April 2020, 06:00 Uhr

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