Impftermine bereits ausgebucht

In ersten Pflegeeinrichtungen im Kreis sind die mobilen Impfteams bereits im Einsatz. Alle anderen, die eigentlich schon jetzt Anspruch auf die Impfung haben, müssen sich gedulden. Der Impfstoff ist knapp, Termine sind schon für Wochen ausgebucht.

Der Andrang für die Impfung ist groß, die Wahrscheinlichkeit, schnell einen Impftermin zu bekommen, sehr gering. Archivfoto: E. Layher

© © Edgar Layher

Der Andrang für die Impfung ist groß, die Wahrscheinlichkeit, schnell einen Impftermin zu bekommen, sehr gering. Archivfoto: E. Layher

Von Kristin Doberer

BACKNANG. Seit Sonntag wird auch in Deutschland der Corona-Impfstoff verteilt. Zunächst geht der begrenze Impfstoff an besonders gefährdete Personen. Zum Beispiel an Personen über 80 und Personal in Pflegeeinrichtungen und Krankenhäusern (siehe Infokasten). Mobile Impfteams sind schon seit Sonntag im Einsatz und besuchen Pflegeeinrichtungen. So wurden im Alexanderstift in Aspach bereits am Sonntag die ersten Bewohner geimpft, im Staigacker ist es heute und morgen so weit. „Wir sind sehr froh, dass es bei uns so zügig losgeht. Auch wenn es nur der erste Schwung ist“, sagt Sabine Laible, Geschäftsführerin des Alten- und Pflegeheims. Ein mobiles Impfteam kann etwa 35 Personen impfen, im Staigacker passiert das direkt auf den Zimmern der Bewohner. Wer nicht in einem Heim lebt, soll sich selbst um einen Impftermin bemühen, entweder über ein Online-Portal oder über die Rufnummer 116 117. Doch einen Termin zu ergattern, ist im Moment kaum möglich.

Denn noch gibt es zu wenig Impfstoff, viele Menschen müssen sich weiterhin gedulden, auch wenn sie der höchsten Prioritätsstufe angehören. Das musste auch Helmut Kummer aus Backnang feststellen. Er ist 81 Jahre alt und seit mehreren Jahren schwerbehindert.

Termine in Zentralen Impfzentren für sechs Wochen ausgebucht.

Er gehört also schon aus zwei Gründen zur Risikogruppe und hätte eigentlich einen Anspruch auf die Corona-Impfung. Insgesamt hat er gestern etwa 40 Mal unter der angegebenen Nummer angerufen und sich bis zur Terminvergabe durchgeklickt. Die Nummer war immer besetzt. Erst beim letzten Anruf landete er schließlich in der Warteschleife. „Nach etwa 30 Minuten Warten habe ich dann endlich mit einem Mitarbeiter sprechen können. Aber der konnte mir keinen Impftermin geben.“ Eigentlich wollte er einen Termin in der Waiblinger Rundsporthalle ausmachen, sobald dort Mitte Januar die Impfungen auf Kreisebene beginnen. Vorerst haben aber neben den mobilen Impfteams nur die zehn Zentralen Impfzentren (ZIZ) Zugang zu dem Impfstoff. Es ist unklar, wann genau wie viel Impfstoff in den Kreisimpfzentren zur Verfügung stehen wird. Deshalb werden hier keine Termine vergeben, obwohl das Sozialministerium die Senioren aktiv zur Terminvereinbarung aufgerufen hat. Kummer will nun ein paar Wochen abwarten und dann erneut versuchen, an einen Impftermin zu kommen. „Vielleicht klappt es Anfang nächsten Jahres.“

Zur Geduld rät auch Pascal Murmann, stellvertretender Pressesprecher des Sozialministeriums in Stuttgart, das für die Umsetzung des Impfplans zuständig ist. Der Andrang auf die Termine sei sehr groß, die angegebene Rufnummer völlig überfordert. „Wir sind sehr froh über diesen Ansturm, das ist ein gutes Zeichen. Aber am Anfang haben wir nur sehr wenig Impfstoff zur Verfügung“, sagt er. Ein Großteil davon gehe direkt in die Pflegeeinrichtungen und Heime. Vergleichsweise wenige Dosen seien also über die Zentralen Impfzentren per Termin verfügbar. „Die Termine dort sind schon für die nächsten sechs Wochen vergeben. Man muss ja immer bedenken, dass für ausreichend Schutz zwei Impfungen pro Person nötig sind. Deshalb muss eine gewisse Menge zurückgehalten werden.“ Hierbei sollte ein Zeitraum von 21 Tagen zwischen den beiden Impfungen nicht unterschritten, aber auch nicht wesentlich überschritten werden. Er gehe aber davon aus, dass sich die Lage im Januar etwas entspannen wird, da sich nun die Zahl der Impfdosen, die das Land erhält, täglich erhöhen soll. So standen gestern schon 78000 Impfdosen zur Verfügung, ab Ende Dezember sollen 87750 Dosen nach Baden-Württemberg geliefert werden. „Es werden nach und nach mit weiteren Impfstofflieferungen neue Termine angeboten.“

Wenn genug Impfstoff da ist, sollen auch die Kreisimpfzentren zum Einsatz kommen. Das in der Waiblinger Rundsporthalle sei schon sehr weit. „Der Aufbau steht, die EDV kommt am Montag“, sagt Martina Keck, Pressesprecherin des Landratsamts. Doch auch wenn die Infrastruktur steht, können Termine erst vergeben werden, wenn klar wird, wann wie viele Dosen zur Verfügung stehen.

Glück hatte Karl-Heinz Bartelt. Für sich und seine Frau konnte er einen Termin im ZIZ am Robert-Bosch-Krankenhaus in Stuttgart ergattern. „Das war ein sehr mühsamer Prozess“, sagt der 83-Jährige. Schon am Sonntag hat er versucht, bei der 116117 durchzukommen. Dort hing er allerdings etwa eine Stunde lang in der Warteschleife. In der Zeit hat er versucht, sich über die Online-Plattform www.impfterminservice.de für einen Termin anzumelden. „Die Buchung vom ersten Impftermin hat auch geklappt, beim Folgetermin gab es dann allerdings Probleme, den konnte ich nicht buchen.“ Dafür hat er nach langer Zeit in der Warteschleife doch jemand per Telefon erreicht, der Bartelt und seine Frau für einen Termin noch am 31. Dezember eingetragen hat. Für Freunde konnte er am Sonntag auch noch einen Termin im Januar über den PC buchen. „Aber das ist für viele über 80 bestimmt schwierig“, sagt Bartelt. Denn für die Anmeldung wird eine Mailadresse benötigt sowie ein Handy, auf das ein Überprüfungscode geschickt wird, der dann sofort am PC eingegeben werden muss. „Daran scheitern bestimmt einige in der Altersgruppe. Und die Hotline war nur belegt.“ Er fände einen Brief an alle Über-80-Jährigen, wie es einige andere Bundesländer machen, viel sinnvoller. Doch in Baden-Württemberg sollen sich diese selbst um einen Termin bemühen. Warum? „Wenn wir allen einen Brief schicken, wecken wir Erwartungen, die wir so im Moment noch nicht erfüllen können“, erklärt Pascal Murmann. Er betont auch: „Die ganzen Prozesse müssen sich erst einspielen.“

Wer kann sich schon jetzt impfen lassen?

Personen, die das 80. Lebensjahr vollendet haben, können sich impfen lassen. Es wird als Nachweis ein Ausweis benötigt.

Auch Personen, die in stationären Pflegeeinrichtungen behandelt, betreut oder gepflegt werden, und Personen, die in solchen Einrichtungen arbeiten. Eine Bescheinigung der Einrichtung wird benötigt. In den Pflegeheimen sollen aber die mobilen Impfteams zum Einsatz kommen. Auch Mitarbeiter von ambulanten Pflegediensten haben einen Anspruch.

Personen, die in medizinischen Einrichtungen mit einem sehr hohen Expositionsrisiko in Bezug auf das Coronavirus tätig sind, insbesondere in Intensivstationen, in Notaufnahmen, in Rettungsdiensten, in der spezialisierten ambulanten Palliativversorgung sowie in Corona-Impfzentren.

Diese Personengruppen können – sobald wieder Kapazitäten frei sind – selbst einen Termin vereinbaren. Entweder über die zentrale Rufnummer 116117 oder über www.impfterminservice.de.

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Erstellt:
29. Dezember 2020, 06:00 Uhr

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