Initiative näht Mundschutze in Heimarbeit

Monika Lenz gründet die Gruppe „Jeder kann helfen“ – Freiwillige benötigen dringend Material und suchen weitere Unterstützer

Die gebürtige Backnangerin Monika Lenz hat unter dem Eindruck der Coronakrise die Initiative „Jeder kann helfen“ gegründet, bei der sich jeder beteiligen kann. Ihr Ziel: So viel Mundschutzmasken wie möglich herstellen. Auf ihrer extra geschaffenen Homepage www.not-macht-erfinderisch.de wirbt sie um Mitstreiter, die Mundschutze nähen, um Material und um finanzielle Unterstützung für die Unkosten.

Monika Lenz (rechts) und ihr Partner Bernd Sulz koordinieren von zu Hause aus die Hilfsangebote. Sie wollen den Hilfsdiensten möglichst viele und verschiedene Arten von Mundschutz und Gesichtsmasken zur Verfügung stellen. 30 Mitstreiter haben sich bereits zusammengefunden. Foto: privat

Monika Lenz (rechts) und ihr Partner Bernd Sulz koordinieren von zu Hause aus die Hilfsangebote. Sie wollen den Hilfsdiensten möglichst viele und verschiedene Arten von Mundschutz und Gesichtsmasken zur Verfügung stellen. 30 Mitstreiter haben sich bereits zusammengefunden. Foto: privat

Von Matthias Nothstein

BACKNANG/WAIBLINGEN. Monika Lenz hat aus verschiedenen Blickwinkeln einen tiefen Einblick in die derzeitige Krisensituation. Nicht nur, dass die Anästhesistin und Notärztin aus medizinischer Sicht die Krise beurteilen kann. Auch ganz privat ist sie betroffen, da ihr Vater schwerst pflegebedürftig ist und von der Sozialstation und ihrer Mutter zu Hause versorgt wird. Sie erklärt: „Die Menschen, die zu Hause versorgt werden, gehören annähernd alle zur Risikogruppe. Gleichzeitig gehen die Pflegekräfte von Haus zu Haus. Auch hier besteht ein enormer Bedarf an Schutzausrüstung, um die Menschen möglichst wenig zu gefährden.“

Aus diesem Grund hat die 42-Jährige vergangene Woche auf Facebook einen Aufruf gestartet, wer bereit wäre mitzuhelfen, waschbare Baumwollmundschutze zu nähen. Die Resonanz darauf war riesig. Andererseits zeigte sich auch die große Verunsicherung. So meldete sich Lenz zufolge eine Freundin, die gerne helfen wollte, aber nicht so richtig wusste wie. Lenz jedoch ist dankbar über jedes Hilfsangebot und kann Tätigkeiten und Fertigkeiten gut verteilen und einschätzen. Als immer mehr positive Rückmeldungen eingingen, wandte sie sich an die Geschäftsführerin des Pflegediensts „Arche mobil“ aus Waldrems, von dem auch ihr Vater betreut wird. Sie erkundigte sich, wie hoch der Bedarf an Schutzausrüstung ist und wie sie sonst helfen kann. Bei der Pflegedienstchefin rannte sie mit ihrem Angebot offene Türen ein.

Auf ihren Aufruf meldeten sich innerhalb von zwei Tagen 20 Mitstreiter, die voller Motivation anfingen, sich über die Herstellung von Mundschutzen auszutauschen. Innerhalb kürzester Zeit entstand die Homepage www.not-macht-erfinderisch.de, auf der alle Interessierten Anleitungen zum Nähen verschiedener Mundschutze finden. Auch dient sie als Forum zum regen Austausch. Parallel dazu hat Lenz einen Moneypool bei Paypal eingerichtet, um Spenden zu sammeln, mit denen das Material finanziert werden kann. Innerhalb von einem Tag kam bereits ein erklecklicher Betrag zusammen. Da alle Mitglieder der Gruppe mit dem Namen „Jeder kann helfen“ ihre Arbeitskraft unentgeltlich zur Verfügung stellen, „werden alle Spenden ausschließlich zum Zwecke der Krisenbewältigung dieser Pandemie verwendet“, garantiert Lenz. Und sie erklärt weiter: „Sollte am Ende etwas übrig bleiben, werden wir dies spenden, beispielsweise der Tafel.“

Jetzt schon sind noch weitere Projekte geplant. So etwa die Herstellung von Fullface-Gesichtsmasken, die einen weiteren Schutz vor Tröpfcheninfektion bieten. Da Lenz die genähten Mundschutze für Pflegedienste, schwerstkranke Menschen, pflegende Angehörige und anderes medizinisches Personal so günstig wie möglich anbieten möchte, braucht sie dringend Geld- und Materialspenden. Auch wenn vieles auf den ersten Blick unprofessionell anmutet, so wird der von Laien gefertigte Schutz als sinnvoll eingestuft. Darauf weisen immer wieder Experten hin. Lenz bittet ganz konkret um Folgendes: „Benötigt wird vor allem Baumwollstoff (gerne auch bunt), der bei mindestens 60 Grad Maschinenwäsche gewaschen werden kann. Dies ist zum Beispiel bei Bettwäsche der Fall. Ebenfalls dringend benötigt wird Schrägband, Gummiband oder Nähgarn. Des Weiteren helfen uns Basteldraht, am besten Pfeifenputzer, um den Mundschutz am Nasenflügel zu modellieren.“

Einen Appell richtet Lenz an alle Hand- und Heimwerker sowie Kosmetik- und Tattoostudios. „Viele haben Unmengen an Desinfektionsmittel, Handschuhen und Mundschutzen auf Vorrat und brauchen das Material derzeit nicht. Stellen Sie bitte dies all jenen zur Verfügung, die es jetzt brauchen.“ An die Adresse der Geschäftsleute gerichtet fügt sie an: „Je schneller die Krise überwunden ist und die Normalität wieder eintritt, umso schneller kommen Sie auch wieder an Aufträge.“ Die Ärztin bietet an, das Material abzuholen und es an die Stellen zu verteilen, die es jetzt dringend brauchen.

Info

Die Motivation der Gruppe „Jeder kann helfen“ ist laut Lenz enorm. Die Mitglieder, inzwischen sind es mehr als 30, kommen überwiegend aus dem Rems-Murr-Kreis. Um richtig durchstarten zu können, fehlt ihnen jetzt in erster Linie Material.

Kontakt ist möglich über die Homepage www.not-macht-erfinderisch.de und E-Mail anfrage@not-macht-erfinderisch.de.

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Erstellt:
28. März 2020, 06:00 Uhr

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