Küchenerlebnisse in Coronazeiten

Das Pandemiegeschehen im Schatten des Virus sorgt weltweit und in allen Lebensbereichen für Veränderungen und zumeist für Einschränkungen. Für Margit Schüle aus Althütte ist es aber auch eine Gelegenheit, einige Dinge wiederzuentdecken.

Setzt in Zeiten wie diesen auf Kreativität: Margit Schüle backt Brot und stellt auch andere Lebensmittel wie Pesto selbst her. Foto: A. Becher

© Alexander Becher

Setzt in Zeiten wie diesen auf Kreativität: Margit Schüle backt Brot und stellt auch andere Lebensmittel wie Pesto selbst her. Foto: A. Becher

Von Sabine Kaesser

ALTHÜTTE. Der wirtschaftliche Abschwung kündigte sich bereits Ende letzten Jahres an. Hinzu kamen Handelsstreitigkeiten der USA mit China und der EU, der Brexit und die Frage der Zukunftsfähigkeit der Automobilindustrie in Deutschland. Und im März kam dann noch Corona ums Eck. So einiges ist nun durcheinandergeraten, um es simpel zu formulieren. Im großen Weltgeschehen wie im ganz individuellen persönlichen Umfeld. Gerade jetzt sehnen sich die Menschen nach Halt und Tradition.

So wie Margit Schüle auch. Die Erzieherin steht in ihrer Küche. Regelmäßig alle zwei Wochen knetet sie Teige. „Ich genieße es, wenn es nach Brot duftet, das erinnert mich an meine Kindheit“, schwärmt sie. Ihre Mutter hat seinerzeit noch regelmäßig für die Familie mit drei Kindern gebacken. „Es war selten, dass Brot gekauft wurde“, erinnert sich Schüle. Allein die Namen der Brote verheißen Leckeres: von Schwarzwälder Landkruste über eine Joghurtkruste bis hin zum König-Ludwig-Brot reicht das Repertoire, das die Sechselbergerin ausprobiert hat. Sie lässt die Teige ruhen: 24 oder auch 48 Stunden. Denn schon unsere Vorfahren wussten: Wer dem Teig Zeit gibt, braucht auch weniger Hefe.

Auch ihre Eltern freuen sich über selbst gebackene Laibe.

Gerade mal erbsengroß ist die Menge, und das macht das Brot auch so bekömmlich. Kalt angerührt gelingt so auch gut ein Teig für Baguettes und Pizza. Roggen-, Weizen- und Dinkelmehl und eventuell noch Brotgewürz bezieht Margit Schüle aus einer regionalen, bekannten Mühle.

Auch ihre Eltern freuen sich auf eine regelmäßige Lieferung der selbst gebackenen Laibe. „Ein selbst gebackenes Brot schmeckt einfach gut“, lobt etwa der rüstige Senior die Tochter. Sein Lieblingsbrot wird mit würzigem Bier zubereitet. „Das schmeckt dann einfach kräftiger“, verrät die Tochter augenzwinkernd. Als die Coronakrise anfing, sei sie viel spazieren gegangen, erzählt Schüle. Und: Sie hat im Frühjahr viele Gläser voll Bärlauchpesto zubereitet.

Auch in ihrem kleinen Garten wuchsen Tomaten und Zwiebeln, und es machte sie glücklich, diese nach und nach ernten zu können. Es sei dieses wahrlich gute Gefühl, sich auf die Einfachheit, die Ursprünglichkeit der Dinge einzulassen, sagt sie. Viele Menschen haben dies im Shutdown wahrgenommen und sich fest vorgenommen, diese wiederentdeckten Dinge in ihren zukünftigen Alltag einzubauen. Als die Apfelzeit näher kam, weckte die Landfrau ein: zum Beispiel in Form von Apfelmus. Auch Apfelchips stellte sie her. Die Familie freute sich erneut. Ein wenig nachdenklich wird Schüle, die dem Vorstandsteam der Althütter Landfrauen angehört, wenn sie an die vielen ausgefallenen Veranstaltungen, die Koch- und Backkurse und Ausflüge denkt. Für die agilen und umtriebigen Landfrauen heißt es derzeit: innehalten. Ihnen geht es wie vielen anderen auch.

Im evangelischen Kindergarten in Althütte mit rund 60 Kindern ist die Erzieherin nun mit neuen Anforderungen konfrontiert, damit der Kindergartenbetrieb aufrechterhalten werden kann. Die Kinder dürfen nun beispielsweise nicht mehr selbst das Essen aus den Schüsseln und Töpfen schöpfen oder etwa Salat zubereiten. Bei der Erntedanksuppe durften sie helfen, da die Zutaten alle gekocht wurden. Mit Mundschutz und Handschuhen werden dann die Essen ausgegeben: ein neuer Alltag. Man denkt in diesen Tagen wieder an vieles, wofür man zuvor keine Zeit hatte, beobachtet Schüle an sich selbst. „Menschen zu treffen, ist schwieriger geworden.“ Aber es gebe auch viel Positives: „Und wir können ja rausgehen in die Natur. Auf jeden Fall freue ich mich immer aufs Brotbacken.“

Rezept für König-Ludwig-Brot

Zutaten:

520 g Wasser

10 g Hefe

1 TL Honig

420 g Roggenmehl 1150

240 g Dinkelvollkornmehl

150 g Weizenmehl 550

20 g Salz

1 gehäufter TL Brotgewürz

je nach Wunsch 40 g Sonnenblumenkerne

Zubereitung: Hefe und Honig im lauwarmen Wasser auflösen. Alle übrigen Zutaten beigeben und rund fünf Minuten mit der
Knetmaschine zu einem Teig verkneten. Den Teig zugedeckt rund zwei bis drei
Stunden an einem warmen Ort gehen lassen. Danach den Teig auf einer bemehlten Fläche zu einem Laib falten und in einen
Römertopf oder einen gusseisernen Topf setzen, mit Mehl bestreuen und einschneiden. Im vorgeheizten Backofen mit Deckel bei 250 Grad Ober-/Unterhitze rund eine Stunde lang backen. Deckel abnehmen
und nochmals fünf bis zehn Minuten nachdunkeln lassen.

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Erstellt:
24. November 2020, 11:30 Uhr

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