„Kultur ist kein Luxus“

Notfallfonds für Künstler gefordert – Politiker machen noch keine definitiven Aussagen

Sanoj Abraham (Mitte)  ist im Backnanger Raum unter anderem durch die Weihnachtsparty in der Backnanger Stadthalle bekannt. Auch in seiner Agentur riksha Booking & Events fallen Aufträge im fünfstelligen Bereich ersatzlos weg. Darunter Messen, Firmenfeiern und auch öffentliche Konzerte.  Foto: J. Fiedler

© Jörg Fiedler

Sanoj Abraham (Mitte) ist im Backnanger Raum unter anderem durch die Weihnachtsparty in der Backnanger Stadthalle bekannt. Auch in seiner Agentur riksha Booking & Events fallen Aufträge im fünfstelligen Bereich ersatzlos weg. Darunter Messen, Firmenfeiern und auch öffentliche Konzerte. Foto: J. Fiedler

(ik). „Wir erkennen in dieser Situation auch: Kultur ist nicht ein Luxus, den man sich in guten Zeiten gönnt, sondern wir sehen jetzt, wie sehr sie uns fehlt, wenn wir für eine gewisse Zeit auf sie verzichten müssen“, schrieb Kulturstaatsministerin Monika Grütters in einer Pressemitteilung, als absehbar war, dass nun eine Zeit ohne öffentliche Kulturveranstaltungen anbrechen wird. Und weiter: „Künstler und Kultureinrichtungen können sich darauf verlassen, gerade mit Blick auf die Lebenssituationen und Produktionsbedingungen der Kultur-, Kreativ- und Medienbranche: Ich lasse sie nicht im Stich! Wir haben ihre Sorgen im Blick und werden uns dafür einsetzen, dass die speziellen Belange des Kulturbetriebs und der Kreativen miteinbezogen werden, wenn es um Unterstützungsmaßnahmen und Liquiditätshilfen geht.“ Überdies: „Wir müssen auf unverschuldete Härten und Notlagen reagieren und sie ausgleichen. Das muss uns nicht nur die Wirtschaft, sondern auch unsere durch die Absagen schwer gebeutelte Kulturlandschaft wert sein.“ Und: Die Deutsche Orchestervereinigung (DOV) begrüßte die Forderung des Deutschen Kulturrats zur Einrichtung eines Notfallfonds für Künstler. Bund und Länder müssten unbürokratisch und schnell helfen. Wie sieht es nun konkret mit den Hilfen aus? Dazu antwortete der Sozialdemokrat Christian Lange aus Backnang, parlamentarischer Staatssekretär bei der Bundesministerin der Justiz und für Verbraucherschutz, auf Nachfrage: „Die Bundesregierung hat sich noch nicht auf ein Vorgehen geeinigt. Für Kultureinrichtungen sind originär die Bundesländer zuständig. Es gibt hier noch kein abgestimmtes Vorgehen, aber dieses wird in den nächsten Tagen folgen. Der Sprecher, Martin Rabanus, der AG Kultur und Medien der SPD-Bundestagsfraktion hat sich bereits dazu geäußert. Martin Rabanus appelliert an die Bundesländer, in dieser Situation die Lage vieler selbstständiger Kulturschaffender nicht zu vergessen. Der Kultur- und Medienbereich ist existenziell von den Maßnahmen zum Schutz vor der Coronaviruspandemie betroffen. Deshalb müssen die Bundesländer bei Schließungen, zum Beispiel von Theatern und Museen, die Finanzierung sichern. Dazu gehört auch die Bezahlung der freiberuflichen Künstlerinnen und Künstler und anderer Selbstständigen.“ Norbert Barthle (CDU), parlamentarischer Staatssekretär beim Bundesminister für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, verweist etwa auf eine Pressemitteilung von Monika Grütters, in der auch die „Kultur- und Kreativwirtschaft“ erwähnt wird. Kleinere Einrichtungen befürchten allerdings, dass sie da durchs Raster fallen und auf die Länder verwiesen wird. Sanoj Abraham, im Backnanger Raum bekannt etwa durch die Nightliveband und die Weihnachtskonzerte in der Stadthalle, äußert sich so: „Ich bin gespannt, ob man die Branche auch mit einem Rettungsschirm ähnlich der Banken vor dem Untergang rettet. Solange man aber Kunst und Kultur als Luxus ansieht und deren Akteure um ihr finanzielles Auskommen kämpfen müssen – und das war auch vor der Krise schon so –, so lange hab ich da wenig Hoffnung.“

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Erstellt:
22. März 2020, 11:00 Uhr

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