Mangelnder Impfstoff

Landkreis ist bei der landesweiten Impfquote auf Platz 33 von 44.

Impfstoffmangel ist weiterhin bestimmend im Kreisimpfzentrum. Derzeit können nur wenige Termine angeboten werden. Foto: A. Palmizi

© ALEXANDRA PALMIZI

Impfstoffmangel ist weiterhin bestimmend im Kreisimpfzentrum. Derzeit können nur wenige Termine angeboten werden. Foto: A. Palmizi

WAIBLINGEN (pm). Von den 44 Stadt- und Landkreisen in Baden-Württemberg liegt der Rems-Murr-Kreis bei den Erstimpfungen auf Rang 33 von 44. Das geht aus der neuen Impfstatistik hervor, die das Sozialministerium am 1. Juni herausgegeben hat. Das Landratsamt begrüßt die Veröffentlichung der Statistik durch das Sozialministerium und dass sie von nun an wöchentlich erscheinen soll. Diese Transparenz wurde vom Landrat immer gefordert und ist Voraussetzung, um die Impfquote im Rems-Murr-Kreis im Verhältnis zu den übrigen 43 Stadt- und Landkreisen beurteilen zu können.

Diese Quote ist indes gleichbleibend schlecht, trotz aller Anstrengungen und Zusatzaktionen des Landkreises. Trotz Impftruck und über 10000 zusätzlichen Impfungen ist der Rems-Murr-Kreis bei den Erstimpfungen von Rang 32 (Stand: 2. Mai) sogar noch auf Rang 33 abgerutscht. Das ist nach Ansicht von Landrat Richard Sigel schwer vermittelbar. Der Verweis des Landes auf zu wenig Impfstoff vom Bund greife angesichts der deutlich höheren Impfquoten andernorts in Baden-Württemberg zu kurz, heißt es in einer Pressemitteilung. In Zahlen ausgedrückt: Im Rems-Murr-Kreis liegt die Erstimpfquote bei 38,9 Prozent, die Spanne in der Impfstatistik reicht von 31,5 bis 51,2 Prozent. Grund für die geringe Durchimpfung im Kreis sei nicht die sozioökonomische Bevölkerungsstruktur im Landkreis, sondern schlichtweg der wenige Impfstoff, der im Waiblinger Kreisimpfzentrum (KIZ) angeliefert werde. „Denn auch unsere Kreisärzteschaft macht eine hervorragende Arbeit in Sachen Impfen“, so Sigel.

Weiter sagt der Kreischef: „Es ist sehr ernüchternd, erneut aus der Impfstatistik des Landes zu erfahren, dass unsere Bemühungen beim Sozialministerium um eine gerechtere Verteilung des Impfstoffs in Baden-Württemberg offensichtlich bisher keine Wirkung entfalten. Die Zusage des Landes, dass Landkreise mit schwacher Impfquote mehr Impfstoff erhalten sollen, ist angesichts dieser Zahlen zumindest im Rems-Murr-Kreis noch nicht erfüllt. Die Verteilung des Impfstoffs muss sich spätestens jetzt stärker an der Bevölkerungsgröße der Landkreise und der Impfquote im Land orientieren. Nach der Benachteiligung bei der Verteilung der Impfzentren auf die Landkreise muss jetzt wenigstens bei der Verteilung des Impfstoffs nachgesteuert werden.“

Die Behörde hat hierzu Vorschläge gemacht. Vor dem Hintergrund der neuen Impfquoten sei es schwer nachzuvollziehen, dass die Vorschläge für niedrigschwellige und zusätzliche Impfaktionen im Landkreis beim Sozialministerium keine Berücksichtigung fanden. „Gemeinsam mit der IHK hätten wir in einem Modellprojekt kleine und mittelständische Unternehmen angesteuert oder die Impfungen in den Städten und Gemeinden für weniger mobile Menschen fortgesetzt. Auf diesem Weg hätten wir zusätzlichen Impfstoff in den Landkreis bringen und die Impfquote verbessern können. Die Strukturen für solche Impfaktionen sind längst etabliert.“ Der Impftruck habe deutlich bewiesen, dass die Behörde gemeinsam mit den Städten und Gemeinden umsetzungsstark sei. „Dass wir mit diesem gut funktionierenden System mangels Impfstoff nicht weiterarbeiten können, ist geradezu frustrierend.“ Gerd Holzwarth, Leiter des Kreisimpfzentrums, berichtet von dort: „In der Impfstatistik sehen wir in Zahlen bestätigt, was wir im KIZ täglich spüren: Was wir an Impfstoff bekommen, reicht für die Bevölkerung im Landkreis bei Weitem nicht aus. Wir können wegen der geringen Impfstofflieferungen weiterhin nur wenige Termine anbieten, die den großen Bedarf kaum decken können. Erstimpfungen können wir praktisch nicht mehr anbieten und haben bei jeder Lieferung Sorge, ob wir nicht gar noch Zweitimpftermine absagen müssen. Wir tun, was wir können, und organisieren beispielsweise Sonderimpfaktionen, sobald die mobilen Impfteams vom Robert-Bosch-Krankenhaus in Stuttgart uns etwas zusätzlichen Impfstoff anbieten können.“ Zudem sei von Anfang an keine einzige Impfdosis im KIZ ungenutzt gelassen worden und vor Kurzem sei eine neue Warteliste für übrige Impfdosen angelegt worden. „Was wir haben, verimpfen wir sofort – aber es reicht beim besten Willen nicht.“

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Erstellt:
4. Juni 2021, 06:00 Uhr

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