Neue Projekte trotz Park-Enthaltsamkeit

Stefan Andter ist als „Freizeitpark Traveller“ und Blogger in der Erlebnisszene schwer aktiv. Die Zwangspausen durch Corona machen ihm zu schaffen, gleichzeitig hat er die wenigen Besuche, die möglich waren, viel intensiver genossen – und Pläne für die Zukunft.

Stefan Andter ganz allein, aber nicht zu Hause, sondern im Legoland in Günzburg. Dort konnte er im März einen Blick hinter die Kulissen werfen, um Interessierten und seinen Followern aus dem geschlossenen Park zu berichten, wie die Vorbereitung auf einen möglichen Saisonstart läuft.Foto: privat

Stefan Andter ganz allein, aber nicht zu Hause, sondern im Legoland in Günzburg. Dort konnte er im März einen Blick hinter die Kulissen werfen, um Interessierten und seinen Followern aus dem geschlossenen Park zu berichten, wie die Vorbereitung auf einen möglichen Saisonstart läuft.Foto: privat

Von Christine Schick

MURRHARDT. Stefan Andter, der in Murrhardt aufgewachsen ist, lebt seine Liebe zu Freizeitparks nicht nur intensiv, sondern stellt sein Spezialwissen, das sich über die vielen Besuche der Parks in ganz Europa angesammelt hat, seit rund vier Jahren auch anderen Fans und Gästen auf seinen Social-Media-Kanälen und als Blogger zur Verfügung (wir berichteten). Mittlerweile hat er sich als „Freizeitpark Traveller“ bei Besuchern sowie den Großen der Erlebnisszene einen Namen gemacht. Inzwischen hat der 29-Jährige über 100000 Follower, ist Botschafter des Verbands Deutscher Freizeitparks und Freizeitunternehmen und hat ab und zu Gelegenheit, einen exklusiven Blick hinter die Kulissen einzelner Parks zu werfen.

All das hat sich mit der Pandemie natürlich verändert. Rücksicht und Vorsicht gehören für Stefan Andter im Job und Alltag selbstverständlich dazu. Gleichzeitig ist seine Sorge um die Freizeitparks nicht zu überhören. „Sie fallen bei den Diskussionen hinten runter, von Kinos ist vielleicht noch die Rede, aber die Parks werden nicht thematisiert“, sagt er. Das findet er insofern bedauerlich, da dort viel draußen stattfinden könne und seit 2020 umfangreiche Hygienekonzepte umgesetzt worden seien. Eine positive Entwicklung sei, dass auch dort vieles digitaler geworden ist wie zum Beispiel Ticketkauf und Parkplatzreservierung. Die Besuchskapazitäten waren im Sommer und Herbst des vergangenen Jahres entsprechend begrenzt. „Das war für die Parks schlecht, für die Besucher gut.“

Stefan Andter fragt sich, wielange die Freizeitparks noch durchhalten können.

Auch Stefan Andter hat diese Phase genutzt. Er hatte nicht nur ein gutes Gefühl in puncto Schutzmaßnahmen, sondern hat die Besuche von der ersten bis zur letzten Minute ausgekostet, erzählt er. An sich gehört es für den „Freizeitpark Traveller“ schon per se zum Konzept, möglichst viel zu erleben und jede Parkattraktion aufzusaugen. Die unfreiwillige Fastenkur „hat aber dazu geführt, dass ich die Besuche viel mehr genossen, sie als noch viel schöner empfunden habe und dankbarer war“. Durch die Situation werde einem bewusst, in welchem Luxus man bisher gelebt habe. Die Folge: „Ich bewege mich mehr im Moment, nicht nur bei den Parkbesuchen. Das gilt auch für die Zeit mit der Familie oder mit Freunden.“ Insofern muss manchmal der nächste Blogbeitrag im Vergleich zu früher etwas warten, wenn diese Momente wichtig sind. Salopp könnte man sagen, aus dem „Freizeitpark Traveller“ ist ein achtsamerer geworden.

Nach der erneuten Zwangspause seit November fragt er sich, „wie lange die Freizeitparks noch durchhalten“ – und fiebert gleichzeitig einem möglichen Start entgegen. Viele in der Branche hätten trotzdem in Neuheiten investiert, im Zusammenhang mit den Hygienekonzepten Mehrarbeit und weniger Einnahmen zu stemmen und bräuchten eine gewisse Zeit, bis der Alltag wieder komplett anlaufen könne. Wirtschaftlich durchaus gewichtig sei beispielsweise der Europa-Park als Hotelleriestandort für Baden-Württemberg.

Neben den genussvollen Besuchen gab es für Stefan Andter als Sahnehäubchen auch einzelne Blick-hinter-die-Kulissen-Touren in Parks. So konnte er seine Follower noch gut mit Beiträgen versorgen. Gleichzeitig wollte er aber auch für sich selbst eine neue Perspektive erarbeiten. Will heißen: Statt die Beine hochzulegen, hat der 29-Jährige 2020 und 2021 an neuen Projekten getüftelt. Stefan Andter hat einen Freizeit-Traveller-Club gegründet, der mittlerweile über 200 Mitglieder zählt. Dort finden zurzeit regelmäßig Treffen auf einer Videoplattform zum Austausch statt, es sind später weitere Events geplant. Als emotionales Element ist außerdem ein eigener Soundtrack entstanden, dessen sich eine Musikproduktionsfirma angenommen hat. Diese ist auf Freizeitparks spezialisiert und hat die Vorschläge und Wünsche Andters musikalisch in zwei Stücke sowie ein Intro umgesetzt.

Darüber hinaus will der 29-Jährige sich als Influenzer und Blogger auch thematisch breiter aufstellen. Hat er sich bisher bei seinen Beiträgen inklusive Tipps, Berichten und Livestorys in Bild und Film auf die Freizeitparks konzentriert, möchte er künftig auch Tierparks sowie Zoos und Wasserwelten hinzunehmen. Somit wird aus dem „Freizeitpark Traveller“ ein „Park Traveller“ mit diesen beiden zusätzlichen Sparten. „Wenn Familien mit ihren Kindern etwas unternehmen möchten, kommen natürlich auch Zoos und Wasserparks infrage“, sagt er. Dass damit auch Themen wie Tierschutz und Tierwohl mit eine Rolle spielen können, ist ihm bewusst. Gleichwohl möchte er versuchen, offen und transparent mit solchen Aspekten umzugehen. Das heißt, es sei beispielsweise ein Kriterium, wer sich besonders um gute Bedingungen für die Tiere bemüht und wo es dann Unterschiede gibt. Besuchern genauso wie Parks in dieser Hinsicht ein ehrliches Feedback zu geben, sei ihm insgesamt, also auch für weitere Themen, wichtig. Ähnlich wie bei seinem bisherigen Schwerpunkt wird dabei auch die Frage sein, inwieweit es den Vertretern der anderen beiden Parktypen gelingt, ein Rundumerlebnis zu schaffen. Stefan Andter setzt also alles daran, sein Hobby auch künftig intensiv zu betreiben. Beruflich hat er leicht – auf eine 35-Stunden-Woche – reduziert, arbeitet jetzt bei einem Unternehmen als Marketingkaufmann und lebt in Stuttgart. Die Möglichkeit, seinen Followern durch Backstagetouren in den Parks einen Blick hinter die Kulissen zu bieten, macht dabei weiterhin einen wichtigen Teil dieser Leidenschaft aus. Beispielsweise erinnert er sich gerne an einen Besuch des Erlebnishotels „Krønasår“ vor der Eröffnung oder der Werkstatt im Europa-Park. „Das sind Erlebnisse, die man sich nicht kaufen kann und die ich mir selbst nicht erträumt habe.“

Die große Hoffnung ist nun, dass er seinen 30. Geburtstag Mitte Juni im Disneyland Paris mit Freunden feiern kann. Karten hat er sich schon gesichert. Sollte die Reise nicht möglich oder der Park noch geschlossen sein, wäre eine Alternative der Europa-Park. Mit ihm verbindet er auch seinen allerersten Besuch als Knirps – und seinen jüngsten, zumindest als Zaungast. Vergangene Woche hat Stefan Andter bei einem Spaziergang auch einen Blick von außen aufs Gelände geworfen. „Natürlich war ich dort mit einem lachenden und einem weinenden Auge unterwegs, da ich eigentlich am liebsten wieder einen ganz normalen Tag im Park hätte erleben wollen. Spannend war dafür die neue Baustelle im Wasserpark Rulantica. Dort entsteht ja dieses Jahr mit ,Svalgurok‘ Deutschlands größter Outdoor-Wasserspielplatz.“

Stefan Andter berichtet über seine Erfahrungen und Erlebnisse auf seinen Social-Media-Kanälen (Instagram, Facebook, Youtube, Tiktok, Linkedin und Pinterest) und auf seinem Freizeitpark-Blog www.freizeitpark-traveller.de.

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Erstellt:
27. April 2021, 11:30 Uhr

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