Nicht mehr Impfstoff für den Kreis

Sozialminister Lucha sieht den Rems-Murr-Kreis durch die Nähe zu Stuttgart gut versorgt.

Weil der Coronaimpfstoff ein knappes Gut ist, wird weiter um seine Verteilung gestritten. Der Rems-Murr-Kreis fühlt sich vom Land benachteiligt. Foto: Imago

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Weil der Coronaimpfstoff ein knappes Gut ist, wird weiter um seine Verteilung gestritten. Der Rems-Murr-Kreis fühlt sich vom Land benachteiligt. Foto: Imago

Von Kornelius Fritz

WAIBLINGEN/BACKNANG. Es bleibt dabei: Der Rems-Murr-Kreis kann vorerst nicht mit zusätzlichen Impfstofflieferungen rechnen. Das geht aus einem Brief hervor, den Sozialminister Manfred Lucha (Grüne) an den Backnanger SPD-Landtagsabgeordneten Gernot Gruber geschickt hat. Wie berichtet, bedient das Land Baden-Württemberg die insgesamt rund 50 Kreisimpfzentren (KIZ) gleichmäßig mit dem knappen Coronaimpfstoff. Pro Woche erhält jedes zurzeit 585 Dosen, von denen ein Teil allerdings an die mobilen Impfteams geht, die Bewohner von Alten- und Pflegeheimen vor Ort impfen.

Die Einwohnerzahl der Landkreise spielt bei der Verteilung keine Rolle. Das hat zur Folge, dass der Rems-Murr-Kreis mit insgesamt 427000 Einwohnern genau so viel Impfstoff erhält wie zum Beispiel der Landkreis Sigmaringen mit lediglich 131000 Einwohnern. Politiker an Rems und Murr empfinden das als ungerecht. Deshalb haben sich unter anderem Landrat Richard Sigel und der Backnanger Landtagsabgeordnete Gernot Gruber in Briefen an den für die Impfstrategie des Landes zuständigen Minister Lucha gewandt.

Landrat fordert mehr Tempo bei Impfungen in Heimen.

Während der Landrat noch auf Antwort wartet, hat Gruber nun Post aus dem Ministerium erhalten. Doch das Schreiben von Manfred Lucha macht wenig Hoffnung, dass das Land seinen Verteilungsschlüssel ändern wird. Dass die sechs bevölkerungsreichsten Landkreise in Baden-Württemberg jeweils zwei Impfzentren erhalten hatten, der Rems-Murr-Kreis auf Position sieben hingegen nur eines, sei „sicher aus Sicht des Kreises besonders misslich“, schreibt der Minister. Allerdings seien die Bewohner bei der Wahl ihres Impfzentrums nicht an den Wohnort gebunden. Da es in Stuttgart insgesamt drei Impfzentren am Robert-Bosch-Krankenhaus, in der Liederhalle und der Hanns-Martin-Schleyer-Halle gebe, seien „die Bürgerinnen und Bürger des Rems-Murr-Kreises wesentlich besser versorgt als viele Flächenkreise außerhalb der Region Stuttgart“. Außerdem seien die mobilen Impfteams aus den zentralen Impfzentren (ZIZ) in Stuttgart verstärkt in den angrenzenden Landkreisen unterwegs, die nur ein Impfzentrum hätten.

Das sei zwar zu begrüßen, findet Gernot Gruber, allerdings hätte er sich eine genauere Aussage des Ministers dazu gewünscht, wie intensiv dieser Einsatz im Rems-Murr-Kreis ausfällt. Der SPD-Abgeordnete hatte gefordert, hier mindestens drei mobile Impfteams einzusetzen, um die Heimbewohner so schnell wie möglich durchzuimpfen. Auch Landrat Richard Sigel fordert hier noch mehr Unterstützung aus Stuttgart: „Angesichts des Impfstoffmangels brauchen wir die verlässliche Zusage, dass die mobilen Impfteams des ZIZ so lange im Rems-Murr-Kreis impfen, bis alle Heime durchgeimpft sind. Es reicht nicht, wenn sie es bei den jetzt gut 2200 Geimpften in Heimen belassen und dort lediglich noch die Zweitimpfungen durchführen. Wir brauchen vor allem bei den Heimen mehr Tempo“, fordert der Landrat. „Wenn der Rems-Murr-Kreis schon kein zweites KIZ oder ein Sonderkontingent an Impfstoff bekommt, muss wenigstens bei der Konzeption nachgesteuert werden.“

Dieser Forderung schließt sich Gernot Gruber an: „Mir ist wichtig, dass die Impfung gegen Corona einerseits freiwillig bleibt, andererseits aber auch alle, die sich impfen lassen wollen, geimpft werden – je mehr vor Ort durch mobile Impfteams erreicht werden, desto besser“, erklärt der Abgeordnete. Insgesamt leben im Landkreis etwa 4200 Senioren in 68 Alten- und Pflegeheimen.

Sozialminister Lucha bittet in seinem Brief derweil um Geduld: Allein der jetzt schon impfberechtigte Personenkreis – über 80-Jährige und medizinisches Personal – umfasse in Baden-Württemberg rund eine Million Menschen, der Impfstoff reiche landesweit aber nur für etwa 7000 Impfungen pro Tag. „Hier ist im Moment einfach noch etwas Geduld notwendig“, schreibt Lucha, „das gilt für alle Landkreise.“

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Erstellt:
27. Januar 2021, 06:00 Uhr

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