Frank Nopper mit Coronavirus infiziert

Backnangs Oberbürgermeister klagt nur über leichten Husten und möchte die Amtsgeschäfte von daheim aus weiterführen

Über die Mittagszeit verkündete am Mittwoch die städtische Pressestelle die Nachricht: „OB Nopper positiv auf Covid-19 getestet.“ Binnen Minuten verbreitete sich die Neuigkeit in der gesamten Murr-Metropole und weit darüber hinaus. Und am Nachmittag meldete sich das Backnanger Stadtoberhaupt bereits auf Instagram mit einer Videobotschaft. Wie immer strahlend und gut gelaunt und trotz aller Sorge optimistisch.

Für das Backnanger Stadtoberhaupt – hier beim jüngsten Neujahrsempfang – kam die Diagnose gestern Morgen aus heiterem Himmel. Foto: A. Becher

© Alexander Becher

Für das Backnanger Stadtoberhaupt – hier beim jüngsten Neujahrsempfang – kam die Diagnose gestern Morgen aus heiterem Himmel. Foto: A. Becher

Von Matthias Nothstein

BACKNANG. Als Backnangs Oberbürgermeister Frank Nopper am Mittwoch Morgen aufstand, war die Welt für ihn noch in Ordnung. Kurz danach jedoch stieg vermutlich auch der Puls des sturmerprobten Stadtoberhaupts. Seine Hausärztin ließ ihn kurz vor 8 Uhr wissen, dass er positiv auf das Coronavirus Covid-19 getestet worden war.

Seit dieser auch für Nopper völlig überraschenden Diagnose steht fest, dass er das Haus nicht mehr verlassen darf. Vielmehr ist jetzt häusliche Quarantäne angesagt. Da der Oberbürgermeister bislang nur leichte Symptome zeigt, führt er die Amtsgeschäfte von daheim aus weiter. So ließ er zum Beispiel via Pressemitteilung erklären, dass er die Telefonkonferenzen des Coronakrisenstabs der Stadtverwaltung sowie die für Gründonnerstag geplante Videokonferenz der Fraktionsvorsitzenden des Gemeinderats von zu Hause aus leiten werde. Im Rathaus werden die Maßnahmen streng gehandhabt. Deshalb befinden sich laut Pressemitteilung auch Noppers engste Rathausmitarbeiter vorsorglich in häuslicher Quarantäne.

Leichte Symptome – was kann man sich darunter vorstellen? Nun, in Noppers Fall handelte es sich um einen Husten. Der war so leicht, dass sich Nopper nichts dabei dachte: „Ganz leichten Husten habe ich schon eine Weile und eigentlich auch jedes Jahr.“ Der Erkrankte schob diese Reizung auf eine Pollenallergie. „Jetzt geht’s überall wieder los mit den Birken“, so seine Erklärung.

„Ich war in keinem Risikogebiet und hatte keinen Kontakt zu Infizierten“

Dabei hatte sich Nopper vor zwei Wochen schon einmal in eine Art freiwillige Quarantäne begeben. „Eine Ärztin hat mich damals schon wegen des Hüstelns heimgeschickt, mehr so vorsorglich.“ Als Nopper jetzt wieder durchstarten wollte, der Husten war weitgehend weg, wollte er nur bei einer anderen Ärztin Hustensaft besorgen. Die aber sagte: „Lassen Sie uns vorsorglich einen Test machen.“ Dieser Test fiel jetzt positiv aus. „Für mich völlig überraschend, aus heiterem Himmel.“ Der positiv Getestete kann es sich überhaupt nicht erklären. „Ich war in keinem Risikogebiet und hatte keinen Kontakt zu einer positiv getesteten Person.“ Doch dann ergänzte er: „Zumindest zu keiner bekanntermaßen positiv getesteten.“

Die Frage, ob der Powerman jetzt in den nächsten Tagen oder Wochen etwas kürzer treten möchte, konnte oder wollte Nopper kurz nach der Diagnose noch nicht so recht beantworten. „Ich werde es den Umständen entsprechend tun und vor allen Dingen abhängig machen vom Verlauf der Infektion. Ich hoffe doch sehr, dass es ein einfacher Verlauf bleibt.“ Dabei darf man Nopper getrost in die Kategorie Risikopatient einordnen, schließlich musste sich der 58-Jährige vor einigen Jahren einer Herzoperation unterziehen. Für Nopper aber kein Thema: „Ich mache mir keine Sorgen wegen meiner Vorerkrankung.“ Mehr wegen dem Virus selbst. „Jeder Erkrankte ist sich unsicher, was die Krankheit mit ihm macht.“ Der Optimist entdeckt aber auch eine positive Perspektive in dem gesamten Geschehen: „Immerhin scheint man, so sagen es die Experten, wenn man die Infektion überwunden hat, immun zu sein, mindestens eine gewisse Zeit lang.“ Das könnte für den Kandidaten um den Stuttgarter OB-Sessel in der Tat noch von Vorteil sein. Dann könnte er sich nach überstandener Erkrankung unverdrossen in den Wahlkampftrubel stürzen.

Trotz der Quarantäne scheint sich derzeit nicht viel bei den Amtsgeschäften zu ändern. Die Telefon- und Videokonferenzen sollen alle wie geplant abgehalten werden. Einen großen Unterschied zu den vergangenen Wochen gibt es für Nopper da keinen. „Wir machen seit Wochen schon alles übers Telefon.“ Einzig nur die allerersten Sitzungen des Krisenstabs hatten noch von Angesicht zu Angesicht stattgefunden.

Mit Nopper sind auch seine Frau und seine beiden Söhne unter Quarantäne gestellt worden. Alle drei haben sich ebenfalls testen lassen und warten jetzt auf ihren Befund. Die Unsicherheit, wie das Ergebnis ausfällt, macht die Quarantäne nicht einfacher. Während ein Sohn über die Semesterferien in Maubach weilt, bereitet sich der jüngere unter ganz besonderen Umständen aufs Abitur vor.

Am Nachmittag meldete sich Nopper dann auch in einer Instagram-Ansage aus der häuslichen Coronaquarantäne an die Bürger und seine Freunde. Er machte dabei einen sehr fidelen Eindruck und brachte dies auch zum Ausdruck: „Ich habe nur leichte Symptome und hoffe natürlich, dass es so bleibt.“ Und weiter erklärte er: „Ich versuche jetzt das Beste aus der Situation zu machen. Mein ganz herzlicher Dank gilt denen, die sich in diesen Tagen um die Kranken kümmern und die Kranken versorgen. Ich wünsche meinen Leidensgenossen gute Besserung, insbesondere denjenigen, denen es schlechter geht als mir. In diesem Sinne: Bleiben Sie gesund!“

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Erstellt:
8. April 2020, 13:30 Uhr

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