Papa muss die Geburt nicht verpassen

Kreißsäle stehen im Kreis auch werdenden Vätern offen

Väter dürfen die Geburt ihres Kindes im Kreis miterleben. Symbolfoto: Adobe Stock/K. Dmitrii

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Väter dürfen die Geburt ihres Kindes im Kreis miterleben. Symbolfoto: Adobe Stock/K. Dmitrii

Von Florian Muhl BACKNANG/WINNENDEN. Um die Ausbreitung des Coronavirus zu bremsen, haben auch Krankenhäuser reagiert. So gelten vielerorts scharfe Besuchseinschränkungen. Bundesweit machen manche Kliniken auch bei der Geburt keine Ausnahme und lassen den Vater des Kindes oder eine andere Begleitperson nicht mit in den Kreißsaal. Ein Klinikum in Rostock hat dieses Verbot allerdings nach wenigen Tagen wieder aufgehoben, weil sich zu viele Eltern beschwert hatten. Wie sieht das im Geburtshaus in Backnang und in den Rems-Murr-Kliniken in Winnenden und Schorndorf aus? Papas zwischen Rems und Murr dürfen aufatmen – hier müssen sie die Geburt nicht verpassen. Hier sind auch sie willkommen, wenn ihr Nachwuchs das Licht der Welt erblickt. „Werdende Väter dürfen an den Rems-Murr-Kliniken – sofern sie gesund sind – weiterhin bei der Geburt dabei sein und Mutter und Kind besuchen“, teilt Monique Michaelis, Pressesprecherin der Rems-Murr-Kliniken gGmbH, auf Nachfrage unserer Zeitung mit. Überglücklich darüber sind auch Lisa Gerten und Sören Hettich. Die beiden Backnanger erwarten ihr erstes Kind. Wenn der Frauenarzt mit seinem Termin recht hat, wird es heute zur Welt kommen. „Und ich werde natürlich dabei sein“, sagt Hettich. Er und seine Freundin haben sich für eine Klinik entschieden, falls es zu Komplikationen während der Geburt oder zu einer notwendigen dringenden Nachbehandlung kommen sollte. Mit einem Gemisch von Schrecken, Empörung und Verwirrung hatten der 32-Jährige und seine 27 Jahre alte Partnerin eine WhatsApp-Nachricht einer Freundin zur Kenntnis genommen, dass Väter in Winnenden nicht bei der Geburt dabei sein dürften. „Fake News“, schoss es Hettich durch den Kopf, der sich das nicht vorstellen konnte und sofort im Internet recherchierte. Tatsächlich hatten Krankenhäuser in Bonn Männern den Zutritt zum Kreißsaal verwehrt. Die Gründe waren aus der Sicht von Hettich an den Haaren herbeigezogen. Väter würden zusätzlich Schutzmasken und Schutzkleidung benötigen, und beides sei Mangelware. Zudem könnten sich Männer beim Gang auf die Toilette im Krankenhaus mit dem Virus infizieren und diesen dann weitergeben. Mittlerweile haben auch die Krankenhäuser in Bonn wegen zahlreicher empörter Eltern diese Regelung wieder gelockert. Grünes Licht für die Männer auch im Geburtshaus in Backnang. „Unsere Väter dürfen selbstverständlich mit zur Geburt, die Paare haben ja einen Immunaustausch, und keiner geht gerade so vorsichtig mit seiner Umwelt um wie die Schwangeren und Schwangeren-Partner“, sagt Nicole Strobel. „Wir haben erhöhte Hygienebedingungen und wir kennen die Paare ja gut und haben häufig kurz vor der Geburt schon gehäuft Kontakt“, so die Inhaberin des Hebammenhauses Backnang weiter. Da das Hebammenhaus gerade gähnend leer stehe – alle Kurse sind abgesagt –, handele es sich natürlich auch nicht um „Gruppenveranstaltungen“, sagt Strobel, „und wir haben so wenig Publikumsverkehr, dass eine Geburt bei uns kein erhöhtes Ansteckungsrisiko darstellt“. Sören Hettich und Lisa Gerten freuen sich schon sehr auf ihr erstes Baby. Es wird ein Mädchen. „Wir haben auch schon einen Namen für sie. Aber den verraten wir noch nicht“, lacht Hettich.

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Erstellt:
25. März 2020, 11:30 Uhr

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