Reaktionen auf den Coronagipfel
Schulen und Friseurbetriebe der Region sind erleichtert, dem Einzelhandel fehlen dringend benötigte Soforthilfen.

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Von Kristin Doberer
OPPENWEILER/WEISSACH IM TAL/ASPACH. Die Kinder sind wohl die Ersten, die von den Lockerungen profitieren. Beim Coronagipfel am Mittwochabend wurde beschlossen, dass die Grundschulen und Kindertagesstätten bereits ab dem 22. Februar wieder öffnen dürfen. „Wir haben das fast erwartet“, sagt Siegfried Bubeck von der Murrtalschule Oppenweiler. „Aber es war auch an der Zeit, der Lockdown zehrt an den Kräften der Eltern und vor allem an den Kräften der Kinder.“ Wie genau der Unterricht ab dem 22. Februar ablaufen soll, ist aber mal wieder nicht ganz klar. Dafür müssen die Schulen erst auf weitere Anweisungen des Landes warten. „Wir würden jetzt schon gerne wissen, was wir wie umsetzen sollen“, sagt Bubeck. Er hofft, dass diese Anweisungen bald kommen, damit ihm und dem Kollegium noch genug Zeit bleibt, um alles zu organisieren und die Eltern rechtzeitig zu informieren.
Aber selbst wenn die Grundschüler wieder da sind, werden die Lehrer nicht sofort komplett in den Unterrichtsstoff einsteigen können. „Wir müssen jetzt erst alle Schüler auf ein Level bekommen“, sagt der Schulleiter der Grundschule. Obwohl man alles versucht habe, gebe es doch Kinder, die abgehängt wurden. In den ersten Präsenzwochen steht also vor allem viel Wiederholung auf dem Stundenplan, bei der Stoffauswahl werden sich die Lehrer auf den Grundstoff konzentrieren müssen. Dabei wolle man weiter eng mit den Eltern zusammenarbeiten. „Das wird ohnehin ein Kraftakt für Lehrer. Einige Sachen rücken in den Hintergrund, Zusatzstoff muss da einfach wegfallen“, sagt Bubeck.
Auch für Friseure ist ein Öffnungsdatum in Sicht, nämlich der 1. März. Und es scheint dringend notwendig gewesen zu sein. Beim Friseursalon von Sibylle Beerwart in Aspach klingelte gestern schon seit morgens um 7 Uhr das Telefon und stand kaum still. „Die Leute sagen schon beim Terminausmachen, wir sollen mehr Zeit einplanen. Einer meinte, er sieht aus wie Rasputin“, sagt Beerwart. Wilde Frisuren seien aber gar kein Problem, sie ist einfach nur froh, dass sie bald wieder öffnen kann. „Meine Nerven haben sich nun etwas beruhigt. Wir hatten ja null Einnahmen in den vergangenen Wochen, haben aber gehofft, dass wir bald wieder öffnen dürfen.“
Die Einzelhändler müssen noch weiter auf die Öffnung warten.
Sobald es erlaubt ist, können sie wieder schnell zur Schere greifen. Denn damit der Friseursalon in den vergangenen Wochen nicht verstaubt, war Sibylle Beerwart mindestens einmal pro Woche in ihrem Salon, um alles in Ordnung zu halten und erst gar keine Spinnenweben aufkommen zu lassen. „Wir sind bereit, um voll durchstarten“, meint die Eigentümerin. Auch wenn es mal wieder einige Auflagen gibt, die organisatorische Umplanung erfordern. So dürfen nicht mehr so viele Angestellte gleichzeitig in dem Salon sein, was eine Umplanung der Arbeitszeiten mit sich brachte. Bei Beerwart sollen die Friseure dann in Schichten eingeteilt werden, abends wolle man etwas länger offen lassen, um das auszugleichen und dem Ansturm auf die Termine Herr zu werden.
Doch nicht für alle geht es zurück zum alltäglichen Geschäft. Tattoostudios und Kosmetiksalons bleiben zu, Museen, Theater, Kinos auch. Genau wie Restaurants, Kneipen und Hotels müssen sie sich noch weiter gedulden. Voraussichtlich bis zum 7. März ändert sich da nichts, auch nicht für Fitnessstudios und Sporteinrichtungen. Auch für Einzelhändler gilt die Verlängerung des Lockdowns bis zum 7. März, also noch mindestens dreieinhalb Wochen. Andrea Marquardt, die gemeinsam mit ihrer Schwiegertochter das Bekleidungsgeschäft „Nr. 1 Mode am Markt“ betreibt, hat mit einer Verlängerung des Lockdown gerechnet. „Es nützt ja auch nichts, wenn wir jetzt aufmachen und dann in vier Wochen wieder schließen müssen“, sagt sie. Auch wenn es finanziell ganz schön eng wird, gehe die Gesundheit eben einfach vor.
Das Modegeschäft gibt es erst seit etwa zwei Jahren, eines davon war stark von Corona geprägt. „Wir können also nicht auf Rücklagen zurückgreifen“, meint Marquardt. Deshalb wäre es dringend notwendig, wenn die Dezemberhilfen der Regierung endlich vollständig ausgezahlt werden. Erst etwa die Hälfte von den versprochenen Geldern sei bisher bei ihr angekommen.
Sie hofft, dass sie dann ab Mitte März wieder die Türen öffnen kann, die Ware fürs Frühjahr ist schließlich schon lange da und muss auch abgenommen und bezahlt werden. „Aktuell sind wir schon bei der Herbstorder. Viele Lieferanten haben ein halbes bis ein dreiviertel Jahr Lieferzeit.“ Kurzfristig auf die Infektionszahlen reagieren kann sie also nicht.
Während die Händlerin für die Entscheidung zur Verlängerung allgemein großes Verständnis hat, ärgert sie etwas anderes: „Es ist absolut ungerecht, dass große Discounter alles verkaufen dürfen, also auch Kleidung oder Schuhe.“ Dort sei es brechend voll, keiner kontrolliere den Abstand oder die Nutzung von Desinfektionsspendern. Auch würden die „Großen“ immer wieder mit verschiedenen Rabattaktionen werben. „Und gleichzeitig durften kleine Händler vor dem Lockdown keine Aktionen machen, um keine zu großen Menschenmassen anzulocken. Das ist ungerecht.“ Sie habe zum Glück recht früh vermutet, dass ein weiterer Lockdown kommen könnte, und schon im Oktober die Winterklamotten im Schlussverkauf angeboten. Dadurch habe sie zumindest von der Winterbekleidung nur einen kleinen Teil einlagern müssen. Ob es mit den Frühjahrs- und Sommerkollektionen aber auch so laufen wird, hängt auch davon ab, wann wieder geöffnet werden kann.