Ruhig Blut – Keine Angst vor der Spende

In Zeiten des Coronavirus geht die Anzahl der Lebensretter zurück – DRK: Wer sich gesund und fit fühlt, kann Blut spenden

Das DRK schlägt Alarm. In Teilen der Republik geht die Zahl der Blutspender dramatisch zurück. Aber Blutpräparate werden dringend benötigt, damit Patienten weiterhin sicher in Therapie und Notfallversorgung behandelt werden können. Das DRK sagt: Wer gesund und fit ist, kann spenden. Menschen mit grippalen oder Erkältungssymptomen werden nicht zur Spende zugelassen.

Die Gefahr, sich auf einem Blutspendetermin mit dem Coronavirus Sars-CoV-2 zu infizieren, ist laut DRK derzeit gering. Foto: J. Fiedler

© Jörg Fiedler

Die Gefahr, sich auf einem Blutspendetermin mit dem Coronavirus Sars-CoV-2 zu infizieren, ist laut DRK derzeit gering. Foto: J. Fiedler

Von Florian Muhl

BACKNANG. Schon jetzt ist die derzeitige Versorgungslage in Baden-Württemberg bei bestimmten Blutgruppen kritisch. Besonders gesucht sind aktuell die beiden Blutgruppen „A-“ und „0-“. Der Grund: „Seit einigen Wochen kommt es wegen erhöhter Erkältungskrankheiten und der jahreszeitlich bedingten, erhöhten Anzahl von Influenzaerkrankungen zu einem latenten Rückgang der Blutspenden“, so Stefanie Fritzsche, beim DRK-Blutspendedienst Baden-Württemberg/Hessen verantwortlich für die Öffentlichkeitsarbeit. Vor dem Hintergrund einer pandemischen Ausbreitung des neuartigen Coronavirus könne sich die Versorgungslage in kürzester Zeit drastisch verschärfen. Deshalb appelliert der DRK-Blutspendedienst, in den kommenden Tagen und Wochen die angebotenen Blutspendetermine wahrzunehmen und einen Beitrag zur Sicherung der Patientenversorgung auch in Zeiten des Coronavirus zu leisten.

Blutvorrat für die Versorgung von Patienten auf Tiefpunkt angelangt

Auch Jeffrey Marc Grupp, Bereitschaftsleiter beim DRK-Ortsverein Backnang, sagt, dass jahreszeitlich bedingt jedes Jahr die Spenderzahlen im Februar und März zurückgehen. „Grundsätzlich sollen nur Leute kommen, die sich gesund und fit fühlen.“ Und während der Grippewelle seien dies eben weniger Menschen. Jetzt komme eben noch das Coronavirus hinzu.

Christian Siekmann, Pressesprecher des DRK-Kreisverbands Rems-Murr, steuert in diesen schweren Zeiten sogar noch einen positiven Aspekt bei. Er habe von Michael Budig vom DRK-Ortsverein Sulzbach an der Murr gehört, dass Bürger von sich aus angerufen hätten und sich aktiv nach der nächsten Blutspendemöglichkeit informiert hätten, da sie den Hilferuf des DRK wahrgenommen hatten. „Sie wollten in der angespannten Lage, was die Spendenbereitschaft betraf beziehungsweise betrifft, bewusst ihren Beitrag leisten“, sagt Siekmann, der sich auf den Ortsverein Sulzbach beruft. „Eine erfreuliche Entwicklung.“

Wo das DRK in nächster Zeit Blutspendeaktionen anbietet, steht im Infokasten am Ende des Artikels. Vor einer Woche hatte das Deutsche Rote Kreuz in Murrhardt zu Blutspenden aufgerufen. Die Resonanz war angesichts des Coronavirus durchaus erfreulich. 184 Spender waren in die Festhalle gekommen, im Jahr zuvor waren es mit 196 nur ein Dutzend mehr. Der Blutspendedienst hatte in Murrhardt eine neue, verschärfte Eingangskontrolle durchgeführt: Blutspendenwillige wurden beim Betreten der Halle berührungsfrei einer Körpertemperaturkontrolle unterzogen und sie mussten außerdem ihre Hände desinfizieren. „Dies wurde von allen Spendern akzeptiert“, hat Siekmann vom Murrhardter Ortsverein gehört.

Zudem wies ein Plakat auf die möglichen Ausschlusskriterien hin. „Aufgrund der Covid-19-Epidemie dürfen folgende Personen nicht zur Blutspende zugelassen werden und sollen das Blutspendelokal nicht betreten: Wenn Sie Symptome eines Atemwegsinfekts haben, wenn Sie Kontakt zu einem Covid-19-Kranken oder zu einem Verdachtsfall in den letzten vier Wochen hatten und wenn Sie aus näher bezeichneten Krisengebieten wie China, Korea, Iran, Japan und dem nördlichen Italien inklusive Südtirol in den letzten vier Wochen zurückgekehrt sind“, heißt es dort.

Mitarbeiter des Blutspendediensts, Ärzte und die Helfer des DRK-Ortsvereins Murrhardt wurden dementsprechend auf die aktuelle Situation vorbereitet und geschult. Sie alle hatten ungeachtet des Coronavirus genug zu tun. Von den 184 Spendewilligen kamen allerdings 26 Personen nicht zum Zug. Vorwiegend waren es grippale Effekte, wegen derer es in diesen Fällen zu keiner Spende kam. Insgesamt konnten somit 158 Blutkonserven erzielt werden. „Ein gutes Ergebnis hinsichtlich der dürftigen Blutspenden der letzten Wochen in Baden-Württemberg und Hessen“, sagte Philipp Wolff, Bereitschaftsleiter des DRK-Ortsvereins Murrhardt.

Vor diesem Hintergrund bittet der Blutspendedienst die gesunde Bevölkerung, unter den gegebenen Bedingungen weiterhin zu spenden. Schon jetzt ist der Blutvorrat für die Versorgung von Patienten auf einem Tiefpunkt angelangt.

Info
Weitere Schutzmaßnahmen zusätzlich zum regulär hohen Hygienestandard

Dienstag, 24. März, Großbottwar:

14.30 bis 19.30 Uhr, Matern-Feuerbacher-Realschule, Hannenbachstraße 10

Samstag, 11. April, Althütte:

10.45 bis 14 Uhr, Festhalle, Am Brunnen10, Althütte

Dienstag, 14. April, Murr:

14.30 bis 19.30 Uhr, Gemeindehalle Murr, Lindenweg 5

Montag, 20. April, Backnang:

14 bis 19.30 Uhr, Stadthalle, Jahnstraße10, Backnang

Donnerstag, 23. April, Allmersbach im Tal: 14.30 bis 19.30 Uhr, Gemeindehalle, Im Wacholder 59, Allmersbach im Tal

Dienstag, 28. April, Burgstetten:

14.30 bis 19.30 Uhr, Gemeindehalle Burgstall, Marbacher Straße 60

Info

Ist die Teilnahme an einer Blutspendeaktion beim DRK für Spender sicher?

Die Gefahr, sich auf einem Blutspendetermin mit dem Coronavirus Sars-CoV-2 zu infizieren, ist derzeit gering. Das Personal des DRK-Blutspendediensts trifft zusätzlich zu dem regulär hohen Hygienestandard weitere Schutzmaßnahmen, um eventuell Infizierte beispielsweise schon vor dem Betreten des Spendelokals zu identifizieren. Weiterhin werden Menschen mit Erkältungssymptomen grundsätzlich nicht zur Blutspende zugelassen.

Darf ich Blut spenden, wenn ich mit jemandem Kontakt hatte, der möglicherweise Corona hat/hatte?

Derzeit werden Personen, die Kontakt mit Infizierten, Erkrankten oder potenziell Infizierten (Kontaktfälle) hatten, nicht zur Spende zugelassen. Sie müssen aus Sicherheitsgründen eine Wartezeit von vier Wochen vor der nächsten Spende einhalten.

Ist eine Transfusion für den Empfänger sicher?

Die aktuell geltenden Zulassungsbestimmungen für die Blutspende gewährleisten einen hohen Schutz für Spender sowie eine hohe Sicherheit der entnommenen Spenden und der daraus hergestellten Arzneimittel. An der Präparatesicherheit für Transfusionsempfänger hat sich durch das Coronavirus Sars-CoV-2 nichts geändert. Auch hier gilt, dass die zuständige Bundesoberbehörde die Situation engmaschig beobachtet, analysiert und bei neuen Erkenntnissen entsprechende Maßnahmen einleiten würde.

Kann das Virus über die Blutspende übertragen werden?

Bislang sind keine Fälle von einer Übertragung des neuartigen Coronavirus über Blutprodukte bekannt geworden. Es ist auch unklar, ob Viren, die solche Erkrankungen auslösen, überhaupt durch Blut übertragen werden können.

Ich soll den engen Kontakt zu anderen meiden, bei der Blutspende bin ich auf engem Raum mit anderen. Soll ich trotzdem spenden?

Alle Spendewilligen unterziehen sich vor der Spende einer Anamnese durch den Arzt auf dem Blutspendetermin. Dieser lässt nur gesunde Menschen zur Blutspende zu. Spendewillige, die sich in einem Risikogebiet aufgehalten haben, die Kontakt zu einem an Covid-19 Erkrankten hatten oder die gar Krankheitssymptome zeigen, sollen das Spendelokal nicht betreten und dürfen nicht zur Blutspende zugelassen werden. Die Mitarbeiter und ehrenamtlichen Helfer auf dem Termin sind speziell geschult und halten alle Hygienemaßnahmen ein.

Weitere Antworten auf häufig gestellte Fragen findet man auf der Homepage www.blutspende.de (dort dann das Land Baden-Württemberg anwählen).

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Erstellt:
16. März 2020, 06:00 Uhr

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