Schulen bereiten sich auf Omikron vor

Der Schulstart nach den Weihnachtsferien ist gestern in Backnang und den umliegenden Gemeinden verhältnismäßig ruhig angelaufen. Es gab zwar einige positive Schnelltestergebnisse, aber nicht mehr als vor den Ferien. Die Schulleiter freuen sich, dass Präsenzunterricht möglich ist.

Im Unterricht müssen die Schülerinnen und Schüler, hier die 9. Klasse der Max-Eyth-Realschule, wieder Masken tragen. Foto: A. Becher

© Alexander Becher

Im Unterricht müssen die Schülerinnen und Schüler, hier die 9. Klasse der Max-Eyth-Realschule, wieder Masken tragen. Foto: A. Becher

Von Melanie Maier

Rems-Murr. Gut gelaunt klingt Schulleiter Jens Sommer am Montagvormittag. Keine Coronafälle am ersten Tag nach den Ferien, keine Ausfälle im Kollegium, der Unterricht kann vor Ort stattfinden – „alles ist sehr schön gerade“, findet der Rektor der Murrtalschule Oppenweiler. Seit dem Beginn der Pandemie habe es zwar schon „etliche Fälle“ unter den Grundschülern gegeben, doch dadurch, dass die Kinder seit diesem Schuljahr vor dem Schulbesuch zu Hause einen Antigenschnelltest machen müssen, seien alle Infektionen bis auf eine vorab entdeckt worden. Anfangs sei es schon so gewesen, dass einige Eltern ihre Kinder nicht daheim getestet hätten, sagt Sommer. „Inzwischen ist es bei allen angekommen, dass sie nicht drum herumkommen. Und es ist ja auch keine große Sache. Ich muss mein Kind auch jeden Tag zu Hause testen.“ Der Schulleiter ist froh, dass durch die Maßnahmen, die am 5. Januar vom Kultusministerium beschlossen worden sind, die Schulen überhaupt geöffnet sind.

Dass es am 10. Januar mit Präsenzunterricht weitergehen würde, das war zu Beginn der Weihnachtsferien noch nicht sicher. Umso mehr freuen sich auch die anderen Schulleiterinnen und Schulleiter der Region darüber, dass vor Ort unterrichtet werden kann – wenn auch mit Maskenpflicht im Unterricht und mit täglicher Testpflicht in der ersten Woche für alle Schülerinnen und Schüler sowie für Lehrkräfte, die keine Boosterimpfung vorweisen können. Ab der zweiten Woche bis zu den Faschingsferien sollen sich die Kinder und Jugendlichen sodann noch dreimal wöchentlich mittels Schnelltest beziehungsweise zweimal pro Woche mittels PCR-Pooltest testen. Ausgenommen sind Geboosterte und Genesene, die mindestens einmal geimpft sind.

Dass die verstärkte Testung – zumindest in den ersten Wochen nach den Ferien – sinnvoll ist, das steht für Timm Ruckaberle außer Frage. Der Leiter der Backnanger Max-Eyth-Realschule berichtet von einem „relativ normalen Schulstart“. Unter den rund 750 Schülerinnen und Schülern habe es einen positiven Schnelltest gegeben, das bewege sich „im Rahmen“. Die Lehrkräfte seien fast alle geboostert, von den Kindern und Jugendlichen viele freiwillig geimpft. „Dieses Maßnahmenpaket aus Impfen und Testen ermöglicht uns den Präsenzbetrieb.“

Das Testen sei kein Problem, sagt Simone Klitzing, Leiterin des Gymnasiums am Bildungszentrum Weissacher Tal (Bize). Was ihr vor dem Schulstart Sorge bereitete, war, ob genügend Schnelltests für die erste Woche bereitstehen würden. „Nachdem ich Alarm gegeben habe, kam am Mittwoch nochmals eine Lieferung vom Schulträger“, berichtet sie. Nun seien genug Antigenschnelltests auf Lager – zumindest vorerst. Lieber wären Klitzing jedoch PCR-Pooltests gewesen, da deren Ergebnisse zuverlässiger sind. Um am ersten Schultag für zusätzliche Sicherheit zu sorgen, hat die Schulleiterin die Eltern darum gebeten, ihre Kinder vorab zu Hause zu testen. Damit wiederholte sie den Appell von Kultusministerin Theresa Schopper (Grüne), die zudem dafür warb, sich impfen beziehungsweise boostern zu lassen: „Mit der Auffrischung ist man auch besser gegen Omikron geschützt.“

Wie an der Murrtalschule, war auch am Gymnasium im Bize das Kollegium an Tag eins nach den Weihnachtsferien vollzählig. Bei den Schülern habe es zwar vereinzelt positive Schnelltestergebnisse gegeben, „aber nicht mehr als sonst“, so Klitzing. „In den zwei Jahren Pandemie sind wir bisher relativ gut durchgekommen.“ Bedenken hat sie wegen der Omikron-Variante, die sich seit Wochen in Deutschland verbreitet: „Es würde mich nicht wundern, wenn wir bald mehr Coronafälle haben würden.“

Dafür haben sich die Schulleiter gestern bereits in einer Dienstbesprechung mit dem Schulamt Backnang vorbereitet. Trotz des insgesamt relativ ruhigen Starts vermutet Schulamtsleiterin Sabine Hagenmüller-Gehring, „dass die Omikron-Welle irgendwann spürbar sein wird.“ In der gestrigen Besprechung haben sich je zwei bis drei nahe beieinander liegende Schulen zu sogenannten Verantwortungsgemeinschaften zusammengeschlossen, die sich bei Schulschließungen gegenseitig aushelfen sollen.

Auch Martina Mayer, Schulleiterin der Murrhardter Walterichschule, erschrecken die Zahlen zu Omikron, die aus anderen Ländern bekannt sind. Sie findet es aber schwer einzuschätzen, wie sich das Auftreten der neuesten Coronavirusvariante auf die Fallzahlen in Murrhardt auswirken wird. „Ich hoffe, dass das Ausbruchsgeschehen bei uns im ländlichen Raum niedriger bleibt als in den Ballungszentren“, sagt sie.

Gestern Morgen wurde von den rund 450 Schülerinnen und Schülern der Gemeinschaftsschule nur ein einziges Kind positiv auf Corona getestet. „Bei uns werden auch die Grundschulkinder im Haus getestet“, berichtet sie. Krankheitsfälle unter den Lehrkräften habe es keine gegeben.

Was Mayer begrüßt, ist die flexible Handhabung des Kultusministeriums. Die Schulleiter können – nach Absprache mit dem Schulamt Backnang – vorübergehend für einzelne Klassen, Lerngruppen, Bildungsgänge oder auch die gesamte Schule zu Fernunterricht oder Hybridunterricht wechseln, wenn sie den Präsenzunterricht nicht mehr aufrechterhalten können. „Ich finde es gut, dass das von den Bedingungen vor Ort und nicht von bestimmten Faktoren wie zum Beispiel der Inzidenz abhängig ist“, so die Schulleiterin. „Für die Kinder in unserem Einzugsgebiet, die zum Teil sehr ländlich leben, ist es besonders wichtig, dass sie in die Schule kommen können.“

Kommentar
Weitsichtiger planen

Von Melanie Maier

Dass die Landesregierung am Präsenzunterricht festhalten möchte, ist begrüßenswert. Für die Schülerinnen und Schüler sind nach allen pandemiebedingten Einschränkungen – der Ausfall von Sportkursen und Musikunterricht, die Beschränkung von Familienfeiern und Treffen mit Freunden auf den kleinsten Kreis – soziale Kontakte immens wichtig. Und auch für die Eltern, von denen sicher viele im Lauf der Pandemie an ihre persönliche Belastungsgrenze gekommen sind, dürfte die Rückkehr zu einer Schulroutine eine riesige Erleichterung sein.

Gleichwohl ist es erschreckend, dass Bund und Länder selbst nach zwei Jahren Corona noch immer auf Sicht fahren und die Lehrkräfte, Eltern, Schülerinnen und Schüler – trotz zu erwartender Omikron-Welle – wieder erst kurz vor knapp darüber informieren, welche Regeln zum Schulstart gelten. Sich immer wieder ad hoc auf neue Umstände einstellen zu müssen, ist auf Dauer zermürbend. Alle Beteiligten hätten eine weitsichtigere Planung verdient.

m.maier@bkz.de

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Erstellt:
11. Januar 2022, 06:00 Uhr

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