„Unser Lager ist ausreichend gefüllt“

In Backnang und Umgebung sind genügend FFP2-Masken verfügbar. Sollte dieser Schutz bundesweit vorgeschrieben werden, zeigen sich Apotheker und Märkte gut gerüstet. Das zeigte eine Stichprobe gestern Mittag in der Innenstadt.

So wie Domenico La Regina, Inhaber der Brücken-Apotheke in der Sulzbacher Straße, haben alle befragten Apotheker rechtzeitig ausrechend FFP2-Masken bestellt und jetzt vorrätig. Foto: A. Becher

© Alexander Becher

So wie Domenico La Regina, Inhaber der Brücken-Apotheke in der Sulzbacher Straße, haben alle befragten Apotheker rechtzeitig ausrechend FFP2-Masken bestellt und jetzt vorrätig. Foto: A. Becher

Von Florin Muhl

BACKNANG. In Bayern sind FFP2-Masken seit gestern Pflicht und in Österreich werden sie in der kommenden Woche vorgeschrieben. Heute beraten und entscheiden Bundeskanzlerin Angela Merkel und die Ministerpräsidenten der Länder über schärfere Schutzmaßnahmen. Wird dann das Tragen der FFP2-Masken vielleicht bundesweit vorgeschrieben? Zumindest in öffentlichen Verkehrsmitteln und beim Einkaufen, wie es mehrere Politiker und Virologen fordern? Und sind dann auch genügend Exemplare dieses Mund-Nase-Schutzes verfügbar?

Auch wenn diese Vorschrift nicht oder zunächst nicht kommt, wird doch die Nachfrage nach FFP2-Masken in den kommenden Tagen und Wochen weiter steigen. Denn Gesundheitsminister Jens Spahn kündigte gestern an: „Dieser Tage erhalten 34,1 Millionen Bundesbürger Post von uns über die Krankenkassen mit Gutscheinen für zwölf FFP2-Masken.“ In Backnanger Apotheken wurden bereits solche Gutscheine eingelöst.

„Wir haben genügend, wir könnten drin baden.“

Auf die steigende Nachfrage sind die Apotheker vorbereitet. „Wir haben davon ein paar Tausend“, sagt Domenico La Regina, der im Januar die Brücken-Apotheke in der Sulzbacher Straße von Apotheker Peter Himken übernommen hat. „Wir haben rechtzeitig bestellt und sind jetzt vorbereitet.“ Ebenso die Easy-Apotheke in der Grabenstraße. „Die Backnanger Innenstadt ist versorgt. Unser Lager ist ausreichend gefüllt, fast im fünfstelligen Bereich“, sagt Filialleiterin Ayse Yavuz. Kein anderes Bild in der Schiller-Apotheke in der Schillerstraße. „Wir haben genügend; wir könnten drin baden“, lacht die Pharmazeutisch-technische Assistenten Natalja Weiß. Zustimmend nickt auch Apothekerin Yvonne Huhse von der Apotheke am Obstmarkt: „Wir haben früh nachbestellt und jetzt ausreichend vorrätig.“ Die Preise bei den nachgefragten Apotheken liegen zwischen 2,50 und 5 Euro pro FFP2-Maske.

Aber auch Märkte haben diesen Mund-Nasen-Schutz im Sortiment. Im dm-Markt in der Grabenstraße beispielsweise sind die FFP2-Masken gerade derzeit vergriffen. „Wir erwarten am 21. Januar eine Lieferung“, sagt eine Verkäuferin. Ein paar Schritte weiter in der Müller-Filiale ist dagegen der Verkaufsständer gefüllt. Auch Lochmann Berufskleidung in der Sulzbacher Straße 178 hat FFP2-Masken vorrätig, man kann sie telefonisch oder über den Online-Shop bestellen und dann abholen.

Aber warum überhaupt eine FFP2-Maske tragen? Ist eine übliche Alltagsmaske nicht ausreichend? „Die FFP2-Maske schützt besonders, sowohl den Träger, wie auch das Umfeld vor einer Infektion“, sagte Spahn gestern. Dann verglich der Gesundheitsminister die gängigen Schutzmaßnahmen: „Die medizinischen Masken, auch OP-Masken genannt, haben einen deutlich stärkeren Schutz als die Alltagsmasken, und die FFP2-Maske hat sozusagen den besten Schutz.“

Virologen weisen darauf hin, dass allerdings jede Maske nur ihren Sinn und Zweck erfüllt, wenn sie richtig getragen wird. Das heißt, Mund und Nase müssten bedeckt sein und die Maske sollte dicht am Gesicht abschließen. Bartträger sollten sich deshalb rasieren. Medizinische Masken seien kaum schlechter als die FFP2-Masken. Letztere hätten jedoch den Vorteil, dass man sie kaum verkehrt tragen könne. Wenn man sie aufsetzt, würden sie automatisch richtig sitzen.

Zu beachten ist bei FFP2-Masken, dass diese eine Tragezeit von maximal acht Stunden haben. Und man sollte sie nicht länger als 75 Minuten an einem Stück tragen; denn dann sollte man sie zum Trocknen weglegen, für etwa fünf Tage. Alternativ könne man sie für eine Stunde bei 80 Grad in den Ofen legen. Und zu beachten ist auch, dass sie nicht waschmaschinenfest sind.

Ein Nachteil der FFP2-Masken soll an dieser Stelle nicht verschwiegen werden. So gut die Filterwirkung auch ist, beim Atmen gibt es deshalb einen erhöhten Widerstand. Apotheker vergleichen die zusätzliche Anstrengung der Atemmuskulatur mit dem Atmen durch einen Strohhalm; es könnte auch zu einem Gefühl von Luftnot kommen. Abgeraten wird von den eher seltenen Masken mit Ausatmungsventil. Diese würden nur die eingeatmete Luft filtern und daher weniger Fremdschutz bieten.

FFP2-Masken zum Selbstschutz

FFP-Masken wurden ursprünglich als Staubschutzmasken konzipiert. Im Arbeitsschutz sind sie Teil der sogenannten persönlichen Schutzausrüstung. Im medizinischen Bereich werden FFP-Masken schon länger von Pflegekräften oder ärztlichem Personal verwendet.

FFP steht für „filtering face pieces“, auf Deutsch: partikelfiltrierende Halbmasken.

Es gibt FFP1-, FFP2- und FFP3-Masken, wobei die Zahl für die unterschiedliche Filterleistung steht. FFP1-Masken filtern 80 Prozent der Schadstoffe in der Atemluft. 95 Prozent Schadstoffe und Aerosole filtern FFP2-Masken, sogar bis zu 99 Prozent die FFP3-Masken. Apotheker warnen: „Um sich vor Sars-CoV-2 zu schützen, muss man mindestens eine FFP2-Maske verwenden“.

Im Vergleich der derzeit gängigen Schutzmaßnahmen sind FFP2- und die teureren FFP3-Masken die einzigen Masken, die nicht nur Mitmenschen, sondern vor allem auch den Träger selbst schützen.

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Erstellt:
19. Januar 2021, 06:00 Uhr

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