Welches Kind darf wann in die Kita?

Seit dieser Woche dürfen Kindergärten und Tagesstätten wieder bis zu 50 Prozent der Kinder gleichzeitig betreuen. Wie die Gemeinden diesen „eingeschränkten Regelbetrieb“ organisieren, entscheiden sie selbst. Wir haben nachgefragt.

Im Kindergarten Reute-Törle in Oppenweiler wurden gestern elf Kinder betreut. Foto: A. Becher

© Alexander Becher

Im Kindergarten Reute-Törle in Oppenweiler wurden gestern elf Kinder betreut. Foto: A. Becher

Von unserer Redaktion

In Allmersbach im Tal nehmen die beiden Kindergärten ab Montag wieder ihren Betrieb auf. Zwei Gruppen werden jeweils im wöchentlichen Wechsel betreut, und zwar zusätzlich zu den Kindern in der Notbetreuung, die zuletzt verstärkt in Anspruch genommen wurde. „Die Gruppen werden sich nicht räumlich begegnen. Wir richten auch einen Toilettendienst ein, sodass möglichst immer nur ein Kind auf Toilette ist“, erläutert Hauptamtsleiterin Patrizia Rall. Das normalerweise teiloffene Konzept des Kita-Betriebs mit unterschiedlichen Bring- und Abholzeiten könne man in dieser Phase nicht aufrechterhalten. Wie in der Landesverordnung vorgesehen, werden die Kinder die Gruppen auch nicht wechseln oder sich den Platz mit einem anderen Kind teilen können.

„Für die Großfüße gibt es nun eine Notbetreuung. Alle anderen Kita-Kinder werden ab Juni in zwei Gruppen betreut“, teilt Jan Sturm, Hauptamtsleiter der Gemeinde Althütte, mit. Mit Großfüßen meint Sturm die Kinder im letzten Kindergartenjahr vor dem Wechsel auf die Grundschule. In der Notbetreuung des Waldkindergartens seien bislang nur wenige Kinder, sagt Heike Leibfried vom Leitungsteam. Die kleine Notgruppe nahm erst am Montag den Betrieb auf. Zwölf weitere Kinder stoßen nun dazu. Im evangelischen Kindergarten bleibt die Notgruppe erhalten, dazu werden ab Montag weitere Gruppen betreut, so die Leiterin Jannette Bonitz-Feiden. Die Vorschüler werden in einer eigenen Gruppe betreut, ebenso die Kinder im Alter zwischen zwei und drei Jahren sowie im Alter von drei bis fünf Jahren. Die Altersgruppen werden nochmals aufgeteilt und jeweils von montags bis mittwochs sowie von donnerstags bis freitags im wöchentlichen Wechsel betreut.

Nach einem Dreistufenplan fährt die Gemeinde Aspach die Kapazitäten in ihren Kindergärten hoch. Diese Woche läuft noch die erweiterte Notbetreuung, ab kommender Woche werden laut Hauptamtsleiter Philip Sweeney dann zusätzlich Kinder betreut, die aus pädagogischen oder sozialen Gründen einen besonderen Förderbedarf haben. Welche das sind, entscheidet die jeweilige Einrichtungsleitung. Sollten dann noch Plätze frei sein, sollen im dritten Schritt auch andere Familien zum Zug kommen. Welche das sein werden, soll jeweils im Einzelfall entschieden werden. Die Eltern müssen dafür in einem Antrag begründen, warum sie eine kurzfristige Rückkehr in die Betreuung für ihr Kind für notwendig halten.

In Auenwald wird, wie Bürgermeister Karl Ostfalk sagt, die Notbetreuung praktisch weitergeführt. Wichtig sei im Hinblick auf den Infektionsschutz, dass immer dieselben Personen respektive Kinder zusammenkommen. Das sei auch Grundlage beim eingeschränkten Regelbetrieb, der nächsten Montag startet. Ostfalk will bei der Öffnung einen besonderen Fokus auf die Vorschulkinder richten, denn sie hätten wegen der Vorbereitung auf die im September anstehende Einschulung einen besonderen Bedarf. Mit ihnen und weiteren Kindern, denen der Besuch ermöglicht wird, sollen die Gruppen auf 50 Prozent aufgefüllt werden. Wichtig ist dem Bürgermeister, dass von außen kommende Personen Mundschutz tragen und Desinfektionsmittel benutzen. Um die Infektionsgefahr möglichst gering zu halten, sollen Eltern ihre Zöglinge nur bis zur Tür begleiten beziehungsweise dort abholen dürfen.

Alle Eltern mit Kindergartenkindern in Backnang bekommen diese Woche eine E-Mail von der Stadt, mit der Bitte, bis Freitag mitzuteilen, ob sie kurzfristig einen Betreuungsplatz für ihr Kind benötigen. Wenn der Bedarf bekannt ist, werden die Plätze verteilt. Vorrang haben dabei Eltern, die bisher schon die Notbetreuung nutzen durften. Im zweiten Schritt werden in Backnang Kinder berücksichtigt, bei denen ein „schwerwiegender Grund“ vorliegt. Dies könne zum Beispiel eine Schwangerschaft oder eine chronische Erkrankung der Eltern sein, erklärt Regine Wüllenweber, Leiterin des Amts für Familie, Jugend und Bildung. Die freien Plätze, die noch übrig bleiben, werden an andere interessierte Eltern verteilt. Damit möglichst viele zum Zug kommen, ist laut Wüllenweber aber davon auszugehen, dass deren Kinder nicht die komplette Woche in den Kindergarten kommen können.

Schon am Donnerstag hat die Gemeinde Burgstetten sich Gedanken über ein Konzept zur Kinderbetreuung gemacht, bei den Erzieherinnen die Kapazitäten abgeklärt und bei den Eltern abgefragt, wer seine Kinder überhaupt bringen möchte, erklärt Hauptamtsleiterin Steffi Lämmle. Geplant sei, ab Montag 14-tägig möglichst alle Kinder zu betreuen. Ob das klappt, sei abhängig von der jeweiligen Situation in den Einrichtungen, denn in einem Kindergarten sei die Zahl der Kinder in Notbetreuung wesentlich größer als im anderen. Größere Ausfälle beim Personal gebe es glücklicherweise nicht. Gedanken machen sich die Verantwortlichen aber unter anderem darüber, wie man Kindergartenkindern die Abstandsregeln klarmachen kann.

In Großerlach wird erst in den nächsten Tagen über einen endgültigen Plan zur Gruppeneinteilung entschieden. Klar ist für die Gemeinde aber, dass spätestens ab Pfingsten alle angemeldeten Kinder die Kita oder den Kindergarten mindestens einmal in der Woche nutzen können. Im Kindergarten in Grab zum Beispiel hatten Eltern schon in dieser Woche die Möglichkeit, ihr Kind an einem ihnen zugewiesenen Tag im Kindergarten abzugeben. Für alle weiteren Einrichtungen hat die Notbetreuung zunächst Vorrang, aber an einem Konzept für alle Kinder wird gerade gearbeitet.

Die Gemeinde Kirchberg an der Murr hat den Betrieb der Kitas am Montag in der eingeschränkten Form wieder aufgenommen. Weiterhin dauerhaft betreut werden die Kinder in der Notbetreuung, für alle anderen wurden kleinere Gruppen gebildet, welche die Kitas nur tageweise besuchen. Ein Teil der Gruppe kommt nun immer Montag und Dienstag, der andere Teil kommt am Donnerstag und Freitag. Mittwoch wird wochenweise gewechselt. So soll dafür gesorgt werden, dass insgesamt immer nur 50 Prozent der Kinder anwesend sind. Wichtig sei bei der Planung auch gewesen, dass die Gruppen immer gleich bleiben. Das bisher übliche gruppenübergreifende Zusammenlegen in bestimmten Randzeiten soll unterbleiben.

In Murrhardt sind die Vorbereitungen für eine Rückkehr in den eingeschränkten Betrieb der Kitas angelaufen. Bürgermeister Armin Mößner erläutert, dass es dabei aber kein schematisches Vorgehen geben könne, sondern jede der 14 städtischen Einrichtungen ein Stück weit selbst planen müsse. Von der Hälfte der Kinder, die sonst in die Kitas gehen, werden diejenigen zuerst berücksichtigt, deren Eltern in systemrelevanten Berufen arbeiten. Weiteres Kriterium ist eine Kindeswohlgefährdung. Die Kitas müssten den Betrieb mit Blick auf die 50Prozent-Auslastungsgrenze so eintakten, dass möglichst alle Kinder zumindest wechselweise in der Einrichtung sein können, also beispielsweise an bestimmten Tagen. Dies müsse jedes Kiga-Team mit den Eltern abstimmen.

Seit gestern ist die Kinderbetreuung in Oppenweiler im 50-prozentigen Betrieb. Neben jenen Kindern, die bisher bereits in der (erweiterten) Notbetreuung waren, habe man vor allem Kindern mit besonderem Förderbedarf den Vorrang gegeben, erklärt die Leiterin der Kinderbetreuungseinrichtungen Cornelia Köhnlein-Bass. Im Kindergartenbereich sei man somit ausgelastet. „Zwei Kinder mit Sprachförderbedarf fallen durchs Netz“, räumt sie ein. Problematisch werde es im U-3-Bereich. „Da bricht uns das Personal weg.“ Bei einer Spielgruppe seien momentan noch alle Kinder zu Hause. Bis Ende der Pfingstferien werde der Betrieb in dieser Art und Weise aufrechterhalten, dann hofft Köhnlein-Bass ins rollierende System übergehen zu können.

In Spiegelberg haben der kommunale Kindergarten und der Waldkindergarten „Kleine Füchse“ seit Montag im eingeschränkten Regelbetrieb geöffnet. Das heißt, dass zusätzlich zu den Kindern, die seither die erweiterte Notbetreuung besucht haben, auch die Vorschulkinder wieder in den Kindergarten kommen dürfen. Laut Bürgermeister Uwe Bossert nehmen aber noch nicht alle Eltern dieses Angebot wahr. In der Krippe für die unter Dreijährigen werden derzeit nur ein bis zwei Kinder betreut, weitere Anmeldungen liegen für Anfang Juni vor. Noch sei man weit entfernt von der 50-Prozent-Marke an Kindern, die gleichzeitig betreut werden dürfen, so Bossert. Das Betreuungspersonal wird im kommunalen Kindergarten in zwei feste Teams aufgeteilt, die im wöchentlichen Wechsel arbeiten.

„Wir haben die Besonderheit, dass sich alle Kindergärten und Kinderkrippen in kirchlicher Trägerschaft befinden“, sagt Sven Wohlfarth, Kämmerer der Gemeinde Sulzbach an der Murr. Damit tragen die Kirchen auch die Verantwortung für die Organisation des eingeschränkten Regelbetriebs, „aber sie stimmen sich mit der Gemeinde ab“. Bis gestern Abend wurde der Bedarf der Eltern abgefragt, ab heute geht es an die Auswertung. „Wenn es mehr Bedarf gibt, als Plätze vorhanden sind, wird man eine Auswahl treffen müssen“, erklärt Wohlfarth. „Im Idealfall reichen die Plätze, das wäre wünschenswert.“ Die Kriterien für Zu- und Absagen würden aber bereits erarbeitet, „um handlungsfähig zu sein“.

Die Gemeinde Weissach im Tal öffnet die Kindergärten ab kommenden Montag. Im Vorfeld hat die zuständige Rathausmitarbeiterin Julia Mühlbach die Vorgehensweise mit den kirchlichen Trägern abgestimmt. Vorrang sollen laut Mühlbach weiterhin die Kinder haben, die bereits in der Notbetreuung sind oder die Kriterien dafür erfüllen. Zudem werden Kinder mit einem erhöhten Förderbedarf berücksichtigt. Wenn darüber hinaus noch freie Plätze verfügbar sind, dann sollen auch andere Kinder die Möglichkeit haben, die Betreuung in Anspruch zu nehmen – einschließlich der Vorschulkinder. Es werden dann feste Gruppen gebildet, die jeweils eine Woche lang in den Kindergarten kommen dürfen.

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Erstellt:
20. Mai 2020, 06:00 Uhr

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