Zahl der Unterzeichner steigt weiterhin

Der Backnanger Appell verzeichnet regen Zulauf. Allerdings gibt es auch immer wieder Manipulationsversuche – mal offensichtlich, mal nicht.

Auf der Webseite des Backnanger Appells sind aktuell mehr als 3300 Einträge aufgeführt. Screenshot: BKZ

© Melanie Maier

Auf der Webseite des Backnanger Appells sind aktuell mehr als 3300 Einträge aufgeführt. Screenshot: BKZ

Von Lorena Greppo

Backnang. Die Resonanz auf den Backnanger Appell beschreibt Gernot Gruber als zu 90 Prozent positiv. „Ich hätte nicht gedacht, dass die Aktion so einschlägt, das ist eine Wucht.“ Es freue ihn, viele bekannte Namen auf der Unterschriftenliste wiederzufinden, sagt der Landtagsabgeordnete. Viele hätten bewusst ihre Position in Vereinen, Kirche oder Beruf mit angegeben. Inwiefern der Aufruf zu Solidarität, Demokratie und Rücksichtnahme beiträgt, was ja das Ziel der Initiatoren war, könne er nicht sagen. „Wir hatten die Hoffnung, die Leute zum Nachdenken zu bringen.“ Weil im Appell explizit auf die Coronaproteste in Form von „Spaziergängen“ eingegangen wird, hätten das manche auch als Provokation empfunden. „Aber sie können jetzt nicht mehr sagen, dass sie in der Mehrheit sind“, aktuell verzeichnet die Online-Liste nämlich mehr als 3300 Einträge – deutlich mehr als die Teilnehmer an den Protesten also.

Doch ganz reibungslos läuft das Ganze nicht ab. Denn die Verantwortlichen haben in den vergangenen Tagen einige Falscheinträge verzeichnet. Bei manchen mag es sich um einen Streich handeln, bei anderen wohl um gezielte Manipulationsversuche mit dem Ziel, die Aktion zu diskreditieren. „Manche waren offensichtlich rechtsradikaler Natur“, erklärt Gruber. Etwa hätte jemand „Impfen macht frei“ eingetragen. Solche „Unterschriften“ werden von Webmaster Timo Haible schon bei der Prüfung entfernt. Bei anderen Namen wird es schon schwieriger. Beispielsweise hatte jemand den AfD-Landtagsabgeordneten Daniel Lindenschmid hinzugefügt. Bei diesem habe er direkt nachgefragt, eine sachliche, höfliche Antwort bekommen und den Eintrag rausgenommen, berichtet Gruber. Dass dies nicht bei allen Unterzeichnern möglich ist, ist allein durch deren Zahl klar.

Das kann allerdings auch dazu führen, dass jemand sich in der Liste wiederfindet, ohne selbst unterschrieben zu haben. So ging es Petra Wolf, Wirtin des Lokals Kunberger. Durch Zufall habe sie mitbekommen, dass ihr eigener Name sowie der ihres Bruders und ihres Neffen auf der Liste standen. „Wenn ich bei so was mitmache, dann nur aus freien Stücken“, macht sie klar. Zwar hätten die Initiatoren die Einträge zeitnah entfernt, als sie diese kontaktiert haben, ein Geschmäckle bleibe dennoch. „Wer macht so was?“, fragt sich Wolf. Die Person habe es nämlich nicht nur bei den Namen belassen, sondern auch ihr Lokal und den Betrieb ihres Bruders dazugeschrieben, ein Missverständnis ist ausgeschlossen. Sie frage sich auch, ob dies noch mehr Einträge betrifft.

Ausschließen könne er es nicht, so Gruber. Doch „da wir die Einträge gewissenhaft prüfen und ich selbst sehr viele der Unterzeichner aus Politik und Sport und Gesellschaft kenne, halte ich die Anzahl für sehr gering“. Gruber fügt an: „Es gibt sogar einen ‚Glaubwürdigkeitspuffer‘, da etliche Paare sich zusammen eingetragen haben.“ Die Modalitäten seien bewusst so gewählt wie bei analogen Unterschriftensammlungen auch. Jeder Unterzeichner kann neben seinem Namen auch Wohnort, Verein und Ähnliches hinzufügen. Ein Bürger habe sich angesichts dessen besorgt um die Sicherheit der Unterzeichner gezeigt. Diese Angabe bleibt aber freiwillig.

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Erstellt:
1. Februar 2022, 11:30 Uhr

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