Das erste Kulturfeuer des Heimat- und Kulturvereins in der Aspacher Teilgemeinde an Maria Lichtmess

In der kalten und dunklen Jahreszeit sorgt der Heimat- und Kulturverein und der in Rietenau wohnende Künstler und deren Gäste für ein die Herzen erwärmendes Kulturfeuer. Die Besucher dürfen am Samstag an verschiedenen Stationen im Dorf Musik, Geschichten, Bilder, Lieder und Theater erleben. Rund 160 Besucher haben sich schon angemeldet.

Ein wunderbares Fotomotiv: Polarlichter. Dietmar van der Linden war in Island unterwegs, um solche Szenen einzufangen. Foto: van der Linden

Ein wunderbares Fotomotiv: Polarlichter. Dietmar van der Linden war in Island unterwegs, um solche Szenen einzufangen. Foto: van der Linden

Kulturhopping in Rietenau

Von Ingrid Knack

ASPACH. Der kleine Aspacher Teilort Rietenau macht immer wieder mit besonderen kulturellen Veranstaltungen von sich reden. Dabei kooperieren oft unterschiedliche Institutionen miteinander – oder man hat gar den Eindruck, das ganze Dorf ist involviert. So wie beim Rietenauer Sommertheater, das in diesem Jahr zum neunten Mal auf die Beine gestellt wird. Zu den kulturellen Höhepunkten gehören zudem die Holzkunsttage, besondere Konzerte in der St.-Ulrich-Kirche und in der Schmiede. Nun gibt es wieder etwas Neues: Das erste Kulturfeuer Rietenau. Exakt an Mariä Lichtmess, am 2. Februar, einem wichtigen Tag im Kirchenkalender. Früher endete an Mariä Lichtmess die Weihnachtszeit. In manchen Gegenden, beispielsweise im Erzgebirge, ist dies noch heute Tradition. Die Künstler und Kulturschaffenden in Rietenau haben aber eher die von nun an deutlich länger werdenden Tage im Blick.

Lea Butsch, die beim alljährlichen Sommertheater zusammen mit ihrem Mann Rolf Regie führt, Texte schreibt und auch Mitglied beim Heimat- und Kulturverein Rietenau ist, gehört zu den Menschen im Ort, die sich für die Vernetzungen in Kulturangelegenheiten einsetzen, die begeistert sind von dem, was in Rietenau mit so vielen kulturaffinen Einwohnern alles möglich ist. Dass es jetzt zu winterlicher Zeit ein Kulturfeuer gibt, hat nach ihren Worten damit zu tun, dass die Sommertheater-Verantwortlichen eines Tages das Gefühl hatten: „Es ist zu lange hin, bis wieder etwas Großes im Dorf los ist.“ Weil der Februar von den Menschen als düster empfunden werde – mit Ausnahme der Faschingsfans – sei die Idee geboren worden, wieder einmal Kräfte zu bündeln und obendrein befreundete Künstler zu einem neuen Kulturevent einzuladen. Denn: „Die verschiedenen Künstler, die in Rietenau wohnen, tun sich gerne für unterschiedliche Dinge zusammen“, so Butsch. „Es ist ein erster Versuch, im Winter so etwas zu machen. Wir finden es hochspannend.“

Für Lea Butsch bedeutet das Kulturfeuer obendrein einen Schritt „back to the roots“. In ihrer Wahlheimat Rietenau gab es vor Jahren ein Wochenende, an dem die im Dorf ansässigen Künstler sich trafen. Jeder zeigte den anderen, was er so macht. Daraus entwickelten sich die unterschiedlichsten Kooperationen.

Das Kulturfeuer geht nicht von ungefähr unter dem Dach des Heimat- und Kulturvereins über die Bühne. Es liegt nicht zuletzt daran, dass jede Menge ehrenamtliche Manpower gefragt ist, um eine solche Veranstaltung zu stemmen. Vom Stühleaufstellen bis hin zur Bewirtung. „Auch das Würstel brät sich nicht von allein“, sagt Butsch lachend.

Von sechs Stationen können sich die Besucher vier aussuchen

Beim ersten Kulturfeuer Rietenau am Samstag ab 19 Uhr gibt es Musik, Geschichten, Bilder, Lieder und Theater – dazu eiskalte und heiße Köstlichkeiten – an sechs verschiedenen Innenraum-Stationen. Start ist am evangelischen Gemeindehaus – allerdings sollte man sich im Vorfeld angemeldet haben. Mittlerweile sind laut Butsch 160 Anmeldungen eingegangen. Die Obergrenze seien 180 bis 200 Besucher. Jeder Teilnehmer bekommt ein Eintrittsbändchen.

Die Programme beginnen immer zur vollen Stunde. Die Besucher erhalten einen Plan mit farblich gekennzeichneten Spielorten und wählen aus, wohin sie sich begeben wollen. Die Spielorte sind in den im Plan angegebenen Farben angestrahlt. „Zwischen den einzelnen Darbietungen ist immer eine halbe Stunde Zeit für Gespräche, Gelächter und um von Station zu Station zu gelangen“, so die Veranstalter. Butsch: „Man kann nicht alles sehen.“ Die Zeit reiche nur dafür, vier Programmpunkte abzuklappern. „Man muss sich entscheiden, es gibt mehr Anbieter als Zeit“, erklärt Lea Butsch. Sie selbst wirkt beim Angebot des Theaters Rietenau mit, das sie und ihr Mann Rolf leiten. Das Theater Rietenau bietet eine szenische Lesung mit Geschichten und Liedern rund um die Themen Licht, Schatten und die Liebe.

Der passionierte Fotograf Dietmar van der Linden zeigt unter dem Stichwort „Ein Feuerwerk der Natur“ faszinierende Aufnahmen von Polarlichtern, die er in Island gesehen hat. Als „Jäger des Lichts“ war Dietmar van der Linden in einem Camper unterwegs und hatte das Glück, dieses magische Himmelsschauspiel erleben zu dürfen. Er entführt die Besucher in „isländische Nächte, in denen Elfen und Trolle mit ihrem magischen Zauber den Himmel entzünden“. Seit langer Zeit ist die Fotografie ein fester Bestandteil in seinem Leben. Dietmar van der Linden hat übrigens schon mehrmals beim Zeitungsleser-Fotowettbewerb Blende der Backnanger Kreiszeitung verschiedene Preise gewonnen.

Livelyrics bieten die Sängerin und Vorleserin Rebecca Hart und die Nodding Heads. Rebecca Hart präsentiert dabei Übersetzungen von Rocksongs. Das Ganze wird von den Nodding Heads musikalisch untermauert.

Die Sängerin Simone Alex-Kummer präsentiert zusammen mit Cindy Velz (Klarinette) und Gerhard Kleesattel (Klavier) Wiegenlieder. „Diese führen uns an den Beginn unseres Daseins, zu unserem allerersten Kontakt mit Musik“, heißt es im Programm.

Der vor allem in seiner Heimat Österreich bekannte Erzähler Gerald Koller lädt unter dem Motto „Frau Holle 4.0 – wie der Weg in die Zukunft gelingt“ zu einer Reise nach innen und in die Zukunft ein. Und dies unter dem Aspekt: Mit Weitblick erzählt uns das älteste Märchen der deutschen Volksliteratur, was es – gerade heute – braucht, damit unser Leben und Zusammenleben gelingen. Lea Butsch bezeichnet Koller als großen Kommunikator, der Frau Holle in einem ganz anderen Gewand zeigt als dem, das man kennt. Sein Credo sei: „Kinder brauchen Geschichten zum Einschlafen, Erwachsene brauchen Geschichten zum Aufwachen.“

Die Kunsttherapeutin Heike Lenz-Eckstein ist mit einer Ausstellung vertreten. Außerdem gibt es Poetisches, Biografisches und Musik unter dem Titel „Jakobs Weg zu Hölderlin“ mit Rolf Butsch in der Rolle des angeheiterten Gelegenheitsphilosophen Jakob und mit Akkordeonmusik von Sonja Michler. „Jakob übersetzt sich Hölderlin“, verrät Lea Butsch über die Rolle ihres Manns, der wie sie Theaterpädagoge ist. Das sei sehr vergnüglich, aber auch tiefgründig.

Am Freitag gibt es zunächst eine Generalprobe des Kulturfeuers. „Wir werden uns selber beschenken“, meint Butsch augenzwinkernd. Und dann hofft sie, dass das Wetter am Samstag nicht gar zu garstig wird. Wenn’s aber draußen ungemütlich wird, will sie’s gelassen und mit Humor betrachten: „Es heißt ja: Wenn’s an Lichtmess stürmt und schneit, ist der Frühling nicht mehr weit. Aber wir müssen’s nehmen, wie es kommt.“

Der Eintritt zum Kulturfeuer beträgt zehn Euro. Los geht es ab 19 Uhr am evangelischen Gemeindehaus. Der Heimat- und Kulturverein bittet um Voranmeldung. Kartenreservierung unter 07191/ 915811 oder www.rietenauer-huk.de.

Lea Butsch

Lea Butsch

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Erstellt:
1. Februar 2019, 06:00 Uhr

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