Backnanger Technikwerkstatt: Mit Lötzinn und Spaß zum blinkenden Baum

Zwei Mädchen und sechs Jungen lernen den richtigen Umgang mit Lötkolben, LEDs und Dioden und bauen sich einen leuchtenden Weihnachtsbaum. Der VHS-Kurs vermittelt technische Fertigkeiten und fördert die Freude am praktischen Schaffen.

Kursleiter Theo Wiesmann betreut die Brüder Daniel (links) und Raphael aus Burgstetten während des Kurses. Foto: Tobias Sellmaier

© Tobias Sellmaier

Kursleiter Theo Wiesmann betreut die Brüder Daniel (links) und Raphael aus Burgstetten während des Kurses. Foto: Tobias Sellmaier

Von Andreas Ziegele

Backnang. Es geht um LEDs, Dioden, Widerstände, Leiterplatten und vor allem um das Löten. Ein blinkender Weihnachtsbaum soll entstehen und mit Spannung und Vorfreude erwarten sechs Jungen und zwei Mädchen, was auf sie zukommt. Und auch ein Großvater begleitet seine Enkelinnen bei diesem Kurs der Volkshochschule Backnang. Doch bevor es mit der praktischen Arbeit losgeht, steht die Theorie an. Horst Wernz von der Technikwerkstatt erläutert sehr sympathisch und kindgerecht die Funktionen der Leuchtdioden. „Das lange Beinchen ist der Pluspol und das kurze der Minuspol“, lässt er die aufmerksam zuhörenden Kinder wissen. Dann kommt er zu den Transistoren und erklärt auch hier deren Anschlüsse. Dass einige der Kinder schon eine gewisse Erfahrung haben, merkt man an den Wortmeldungen. So kann beispielsweise der elfjährige Raphael aus Erbstetten erklären, was es mit der flachen und der runden Seite bei diesen Bauelementen auf sich hat. Mit dabei ist auch sein neunjähriger Bruder Daniel. „Wir sind von unserer Mutter zum Kurs angemeldet worden, aber ich wollte auch unbedingt, weil ich solche technischen Sachen sehr, sehr gerne mache“, sagt Raphael, der die sechste Klasse der Kolpingrealschule in Fellbach besucht. „Die beiden sind alte Hasen hier“, sagt der Kursleiter Theo Wiesmann. „Die sind fast immer bei den Kursen dabei.“

Die Kinder sind mit großem Eifer bei der Sache

Dann werden die Lötkolben an die Mädchen und Jungen verteilt. Auch hier sind die Wissensstände sehr unterschiedlich. Während der 13-jährige Niklas seinen Lötkolben gleich anschließt und auf Temperatur bringt, müssen sich andere erst noch orientieren, da sie noch nie einen Lötkolben in der Hand gehalten haben. „Der Lötkolben muss mindestens 300 Grad heiß sein und das Lötzinn schmilzt bei 200 bis 250 Grad“, erklärt Wiesmann und ergänzt: „Und vorne sollte man den Lötkolben nie anfassen, denn das macht man nur einmal.“ Mit großem Eifer beginnen auch Jolina und Marlene aus Stetten die ersten Lötübungen. Sie sind die Einzigen, die eine Begleitung dabeihaben. Ihr Großvater unterstützt als Ingenieur im Ruhestand seine Enkelinnen tatkräftig. Die Geschwister haben an diesem Tag zum ersten Mal einen Lötkolben in der Hand. „Aber es ist gar nicht so schwer, löten zu können“, gibt sich nach kurzer Zeit Marlene sehr selbstbewusst.

Als dann nach einer Stunde die Bauteilsätze mit den Leiterplatten, den Dioden und allem, was sonst noch dazugehört, verteilt werden, steigt die Spannung bei den Teilnehmern. Es geht ans Bestücken der Rohlinge. Gesponsert werden diese Bauteilsätze vom Förderverein des Technikforums Backnang. „Die Kursgebühren allein würden hierfür nicht reichen“, sagt Wiesmann. Ganz souverän moderiert er dann die weiteren Arbeiten, was bei den unterschiedlichen Wissensständen nicht immer ganz einfach ist. Er war selber viele Jahre als Ingenieur bei der Firma Tesat und hat durch seine eigenen Enkel einen guten Zugang zu den jungen Menschen. „Ich möchte sie an ein technisches Grundverständnis heranführen, denn heutzutage haben Kinder zu Hause kaum noch die Möglichkeit, in dieser Form zu experimentieren“, was er auch damit begründet, dass es in den Haushalten kaum noch Hobbyräume mit Werkbänken gibt.

Es werden noch Betreuer gesucht

Wenn es nach ihm ginge, würde jede Woche ein solcher Kurs stattfinden. „Aber leider haben wir ein Nachwuchsproblem bei den Kursbetreuern“, bedauert er die Situation. „Wir sind alle schon in einem fortgeschrittenen Alter und langsam gehen uns die Leute aus“, sagt Wiesmann und nutzt die Gelegenheit, um Werbung in eigener Sache zu machen: „Wer Interesse an einer solchen Aufgabe hat, darf sich gerne bei mir melden.“ Das Interesse an diesem und anderen VHS-Technikkursen ist auf jeden Fall groß. „Leider waren auch diesmal wieder Kinder auf der Warteliste, die nicht berücksichtigt werden konnten.“ Derweil nehmen die Bäume immer mehr Gestalt an und offenbar haben auch alle einiges an Erfahrung dazugewonnen. So muss sich der Großvater von seiner Enkelin schon mal anhören, was wo und wie an den Weihnachtsbaum gelötet werden muss. Aber es spielen sich auch kleine Dramen ab. Der Weihnachtsbaum von Raphael passt nicht in den Sockel und führt zu einer Diskussion zwischen Kursleiter und dem Jungen. „Du hast zu viel Lötzinn in den Schlitzen aufgetragen“, kritisiert Theo Wiesmann. Der Konter des Elfjährigen erfolgt postwendend: „Das ist ein Materialfehler“, davon ist er überzeugt. Mit einem Schmunzeln und Augenzwinkern löst Wiesmann dieses Problem und auch andere, die sich im Laufe der Verkabelung der Bauteile ergeben.

Die Weihnachtsbäume blinken mit dem Strahlen der Kinder um die Wette

Dann ist es endlich so weit: Die Weihnachtsbäume werden auf ihre Funktionstauglichkeit getestet und dazu an die Batterien angeschlossen. Die auf den Leiterplatten verlöteten Kondensatoren, Transistoren und Widerstände sitzen fehlerfrei und die elektronische Schaltung lässt die selbstblinkenden LEDs in den Farben Rot, Grün und Blau leuchten. Am Ende blinken die Weihnachtsbäume dann mit dem Strahlen der Kinder um die Wette. Doch mit einem Weihnachtsgeschenk für die Eltern oder Großeltern, so die Idee der VHS in der Einladung, wird es hier nichts. „Der kommt in meine Techniksammlung“, sagt Raphael und „ich behalte meinen Weihnachtsbaum auf jeden Fall selber“, meint Jolina und das Kopfnicken der anderen bestätigt, dass sie es genauso handhaben werden.

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Erstellt:
5. Dezember 2022, 11:30 Uhr

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