Streitgespräch Palmer/Frohnmaier
100 Plätze darf die AfD besetzen – Palmer warnt vor Blockadeaktionen
Beim geplanten öffentlichen Streitgespräch zwischen Tübingens OB Boris Palmer und AfD-Landeschef Markus Frohnmaier sind in der Halle auch 100 Plätze für AfD-Anhänger reserviert.

© IMAGO/Ulmer II, Political-Moments
Boris Palmer (links) und Markus Frohnmaier werden am 5. September in Tübingen öffentlich über verschiedene politische Themen diskutieren.
Von Florian Dürr
Bisher war die Rede davon, dass ausschließlich Tübinger als Zuhörer zugelassen sind für das öffentliche Streitgespräch zwischen Oberbürgermeister Boris Palmer (parteilos) und Baden-Württembergs AfD-Landeschef Markus Frohnmaier. Doch im Gespräch mit unserer Zeitung erklärt Palmer, dass auch die AfD am 5. September Plätze vergeben darf: 100 Stück sind für die Anhänger der rechtspopulistischen Partei in der Tübinger Hermann-Hepper-Halle reserviert. Zuerst hatte der „SWR“ darüber berichtet. Die weiteren 650 Plätze wird die Stadtverwaltung an Personen mit Wohnsitz in Tübingen vergeben.
Boris Palmer: 100 Plätze für die AfD war „logisch“
Der Verwaltung liegt laut einer Sprecherin eine Gästeliste der AfD vor. Doch aus Datenschutzgründen werde man hierzu keine weitere Auskunft geben. Die Plätze würden an Kollegen aus dem AfD-Landesvorstand sowie aus den AfD-Kreisverbänden gehen, erklärt Frohnmaier auf Nachfrage unserer Zeitung. Besonders radikale AfD-Politiker wie Björn Höcke, Mitbegründer des formal aufgelösten rechtsextremen „Flügel“ der Partei, werden also nicht erscheinen.
„Die AfD hat sich ein Kontingent von 100 Plätzen vorab herausgehandelt“, berichtet Palmer auf seiner Facebook-Seite: „Das war logisch, denn Tübinger Anhänger hat sie faktisch nicht.“ Man könne in einem Streitgespräch dem Gegenüber „ja schlecht verbieten, wenigstens einige Unterstützer mitzubringen“, schreibt der Ex-Grüne.
Tübinger OB mahnt: „Die Blockade-Idee nützt nur der AfD, sonst niemand“
Gleichzeitig mahnt er die Gegner der Veranstaltung vor der Blockade von reservierten Plätzen, um das Streitgespräch zu boykottieren. „Wenn die Tübinger Plätze leer bleiben, verschiebt das nur das Gewicht im Saal“, warnt Palmer: „Die AfD könnte von einer Minderheit zu einer Mehrheit werden.“
Der Tübinger Rathauschef vermutet aufgrund der Aufrufe in den sozialen Medien auch, dass linke Gruppen versuchten, Plätze in der Halle zu blockieren: „Es zeigt sich, dass etwa ein Viertel der Anmeldungen falsche Adressen waren“, teilt Palmer unserer Zeitung mit. Diejenigen, die versuchten ihren reservierten Platz zu blockieren, sollten entweder doch erscheinen oder ihre Anmeldung zurückziehen, bittet der OB und mahnt: „Die Blockade-Idee nützt nur der AfD, sonst niemand.“
Streitgespräch ist Ergebnis eines Deals zwischen Palmer und der AfD
Die Veranstaltung am 5. September ist das Ergebnis eines umstrittenen Deals zwischen Palmer und der AfD: Weil die Tübinger Einzelhändler aufgrund einer geplanten AfD-Kundgebung und einer Gegendemo in der Innenstadt an einem Samstag Mitte Juli große Umsatzverluste befürchtet hatten, schlug der Rathauschef den Rechtspopulisten einen Alternativtermin unter der Woche vor.
Doch den wollte die AfD nicht akzeptieren – und machte den Vorschlag: Kompletter Verzicht auf die Kundgebung und dafür öffentliches Streitgespräch mit dem OB. Palmer willigte ein.